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Bei etwa jedem zweiten Krebspati-

enten treten im Laufe der Erkrankung

Knochenmetastasen auf. PD Dr. Georg

Herget ist Oberarzt an der Klinik für

Orthopädie und Unfallchirurgie des

Universitätsklinikums Freiburg. Der

Leiter der Spezialsprechstunde und

des Tumorboards Knochenmetastasen

erklärt, was die Krankheit für die Pati-

enten bedeutet

Was sind Knochenmetastasen?

Knochenmetastasen sind Absie-

delungen, etwa von Brust-, Prosta-

ta- oder Lungentumoren. Prinzipiell

können fast alle Tumore Knochen-

metastasen bilden.

Wie werden Knochenmetastasen

entdeckt?

Patienten, die eine Tumordia-

gnose erhalten, werden routine-

mäßig auf Metastasen untersucht.

Bei Menschen, bei denen in der Ver-

gangenheit eine Krebserkrankung

festgestellt wurde, sind Knochen-

schmerzen ein möglicher Hinweis

auf eine Metastase; vielfach wird

über Beschwerden in Hüfte oder

Wirbelsäule berichtet. Etwas anders

als bei den häufigen degenerativen

Skeletterkrankungen wie Osteopo-

rose bestehen die Beschwerden oft

zuerst in Ruhe und

dann später auch un-

ter Belastung.

Wann sollte man derartige Schmerzen

abklären lassen?

Ist eine Tumorerkrankung be-

kannt, so sollte nach zwei bis drei

Wochen andauernder Beschwerden

eine Abklärung erfolgen. In unserer

Spezialsprechstunde sehen wir sol-

che Fälle täglich und haben dadurch

viel Erfahrung in der Diagnostik und

Therapie.

Können auch Knochenbrüche ein Hin-

weis sein?

Ja, insbesondere Brüche, die ohne

oder durch geringfügige Einwirkung

entstanden sind, etwa weil sich die

Person gestoßen hat. Man spricht

dann von sogenannten pathologi-

schen Frakturen. Metastasen sorgen

durch Knochenab- und -umbau für

eine Instabilität, die schließlich zu

einem Bruch führen kann.

Wie werden Knochenmetastasen dia-

gnostiziert?

Bei lokalen Schmerzen wird in

der Regel geröntgt oder eine Com-

putertomografie durchgeführt. Bei

der Skelettszintigrafie reichert sich

eine Substanz im Bereich des me-

tastatisch befallenen Knochens an;

auf einem Ganzkörperbild lassen

sich dann mögliche Metastasen er-

kennen. Weitere Methoden sind

Magnetresonanztomografie

und

die Entnahme von Gewebeproben.

Zusätzliche Verfahren werden indi-

viduell eingesetzt.

Gibt es Hoffnung auf Heilung?

Andersalsnochvoretwa15Jahren

kann unter anderem durch die ope-

rative Entfernung von Metastasen

wieder Tumorfreiheit erzielt wer-

den. Dabei stehen wir im engen Aus-

tausch mit anderen Experten des

Klinikums und auch mit niederge-

lassenen Kollegen.

Was können Sie tun, wenn eine Hei-

lung nicht mehr möglich ist?

Viel. Beispielsweise können wir

durch eine präventive Operation ei-

nem Knochenbruch zuvorkommen

oder neben der medikamentösen

Therapie eine Metastase auch durch

Bestrahlung lokal kontrollieren. Ziel

ist es, die Lebensqualität zu erhalten

oder wieder zu bessern – und das be-

deutet für uns vor allem die Mobili-

tät zu erhalten.

Wie machen Sie das?

Neben Operationen auch durch

konservative Verfahren wie etwa

Korsette, die die brüchigen Knochen

stützen und schützen. Patienten ha-

ben damit weniger Angst vor körper-

licher Aktivität. Auch können wir

Betroffenen Mut machen. Denn in

unserer Ambulanz sehen wir neben

schwerwiegenden Fällen auch Be-

funde, die keine unmittelbare Kon-

sequenz auf die Lebensgestaltung

haben. Unternehmungen wie bei-

spielsweise Radfahren undWandern

sind nach einer Aufklärung hierüber

oft wieder angstfrei möglich.

HI LFE FÜR DAS

BRÜCHIGE GERÜST

„Radfahren und Wandern sind

oft wieder möglich“

KNOCHENMETASTASEN

der Krebspatienten entwickeln

Knochenmetastasen

50-60 %

Knochen hat der menschliche

Körper, am häufigsten sind

Wirbelsäule und Brustkorb von

Knochenmetastasen betroffen

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„Unser Ziel ist es, die

Lebensqualität zu erhalten“

Kontakt

Spezial-Sprechstunde

Knochenmetastasen

Anmeldung per Telefon:

0761 270-71580 / -71512 / -35555

cccf-ambulanzanmeldung@

uniklinik-freiburg.de

Dunkle Gefahr: (a) Metastasen erscheinen auf dem Röntgenbild als

dunkle „Flecken“, hier im Oberschenkel (b) Das dazugehörige CT zeigt

die ausgedehnte Metastase besser (c) Prophylaktisch wurde ein künstli-

ches Hüftgelenk eingesetzt um einen Knochenbruch zu verhindern

a

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