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Für den Umgang mit Aggression und Gewalt werden am Universitäts-
Notfallzentrum Konzepte zum Deeskalationsmanagement entwickelt
„Natürlich sollen sich alle bestens
versorgt fühlen“, beschreibt Sta-
tionsleiter Dominik Gottlieb den
idealen Arbeitstag im Universi-
täts-Notfallzentrum (UNZ). Aber
was tun, wenn Patienten in
Stresssituationen ihrem Ärger
und ihrer Angst mit provozieren-
den Beleidigungen Luft machen
oder körperlich aggressiv wer-
den? „Unsere Patienten haben
immer Anspruch auf einen pro-
fessionellen Umgang, auch wenn
ihr Verhalten einmal nicht ange-
bracht ist“, sagt Franz-Josef
Overhoff, Pflegedienstleiter im
UNZ. Gleichzeitig ist das Klini-
kum als Arbeitgeber auch für das
Wohl seiner Mitarbeiter verant-
wortlich. Daher werden zuneh-
mend Konzepte zum Deeskala­
tionsmanagement
entwickelt:
Diese sollen den bestmöglichen
Umgang mit Gewalt und Aggres-
sion vermitteln.
So bilden im Zentrum für Psy-
chische Erkrankungen schon seit
2009 drei interne Trainer ihre
Kollegen in der Pflege in verba-
ler Deeskalation, Schutz- und
Zugriffstechniken aus. Seit 2013
nehmen auch Ärzte an den Schu-
lungen teil. Laut Heike Jansen,
Pflegeexpertin in der Psychiatrie,
zeigen die Trainings positive Ef-
fekte: „Geschulte Mitarbeiter
können eskalierende Situationen
deutlich schneller, zielgerichte-
ter und weniger gewaltvoll ent-
schärfen. Sie schützen damit die
Patienten und sich selbst vor
traumatisierenden Erlebnissen.“
Nun soll es demnächst auch
im UNZ spezielle Deeskalati-
onstrainings geben. Bis Mitte
2014 werden zwei Pflege-Mitar-
beiter ausgebildet, die anschlie-
ßend ihre Kolleginnen und Kol-
legen in Konfliktkommunikation,
aber auch in Flucht- und Ab-
wehrstrategien schulen sollen.
Parallel entwerfen sie in einer
Projektgruppe mit Pflegeexper-
tin Angelika Maier und Stations-
leiter Gottlieb weitere Strategien
zur Vermeidung von kritischen
Situationen entschärfen
Hilfe holen per
Notknopf: In
besonders
angespannten
Situationen ist das
oft die einzige
Lösung
Situationen. Hierbei unterstützt
sie die Unfallkasse Baden-Würt-
temberg, die im Zweifelsfall
auch für die Folgekosten patien-
tenverursachter Arbeitsunfälle
aufkommt. „Generell stehen Ge-
sprächsführung und Verständnis
für das Verhalten der Patienten
im Vordergrund. Deeskalations-
management ist definitiv kein
Kampfsport für Pflegekräfte“,
erklärt Ludger Brinker von der
Unfallkasse.
Doch auch die Einrichtung des
Gebäudes trägt zur Sicherheit
von Patienten und Personal bei.
Deshalb nahmen Ende 2013
Brinker und die Projektgruppe
Deeskalation das UNZ gemein-
sam genau unter die Lupe: Gibt
es genügend sichere Rückzugs-
möglichkeiten? Wie lange dauert
es, bis der Sicherheitsdienst vor
Ort ist? Wo sind besonders kriti-
sche Bereiche? „Dort, wo Men-
schen länger warten müssen,
kommt es schon einmal zu Span-
nungen. Zum Glück haben wir
bis jetzt keine schlimmen Über-
griffe erlebt, aber verbale Atta-
cken gibt es immer wieder“, sagt
Stationsleiter Gottlieb. Hier kann
gezielte Kommunikation Abhilfe
schaffen: Etwa wenn ein Mitar-
beiter den Wartenden erklärt, wa-
rum dringendere Fälle vorgezo-
gen werden müssen und sich die
Wartezeit verlängert.
Gerade in den Wartebereichen
kann das Konfliktpotenzial oft
durch kleine Veränderungen ge-
senkt werden: So sorgen Zeit-
schriftenauslagen und dem-
nächst auch TV-Bildschirme für
willkommene Ablenkung. Sollte
es dennoch einmal zu körperli-
chen Übergriffen kommen, ist es
für alle Beteiligten hilfreich,
wenn die Mitarbeiter den Patien-
ten professionell und schonend
wieder in den Griff bekommen.
Letzten Endes ist Deeskalations-
management ein wichtiger
Baustein professioneller Patien-
tenversorgung, der allen zugute-
kommt.
„Ich habe in Wales tolle Erfah­
rungen gemacht. Innerhalb
der sechs Wochen konnte ich
mein Englisch verbessern und
eine andere Kultur besser ken­
nenlernen“, sagt Marcel Au­
stein, Auszubildender zum
Medizinischen Fachangestell­
ten. Seine Kollegin Johanna
Marie Griesbaum, die eine
Ausbildung als Biologielabo­
rantin macht, ergänzt: „Die
Zeit in Wales war ein super Er­
lebnis. Die Menschen, die ich
dort kennengelernt habe, wa­
ren total nett und offen.“ Zu­
sammen mit acht weiteren
Auszubildenden des Univer-
sitätsklinikums Freiburg leb­
ten sie sechs Wochen lang in
ihren walisischen Gastfami­
lien, nahmen an einem Inten­
sivsprachkurs des European
Center für Training and Regio­
nal Cooperation ECTARC in
Llangollen teil und absolvier­
ten unter anderem ein Prakti­
kum an der Universität von
Wrexham. Den Austausch er­
möglicht das Klinikum in Zu­
sammenarbeit mit dem För­
derprogramm Leonardo da
Vinci Plus der Europäischen
Union. Seit 2010 können Aus­
zubildende durch dieses
Programm ihre Sprachkennt­
nisse verbessern. Als „Mit­
bringsel“ haben die Heim­
kehrer aber auch Soft Skills
wie interkulturelle Kompe­
tenz, Flexibilität und Toleranz
im Gepäck. Diese kommen
ihnen im täglichen Umgang
mit Patientinnen und Patien­
ten sowie Beschäftigten aus
der ganzenWelt zugute. „Der
Auslandsaufenthalt
stellt
durch das Erlangen von meh­
reren Kompetenzen eine Be­
reicherung für jeden teilneh­
menden
Auszubildenden,
aber auch für das Gesamtkli­
nikum dar“, sagt Jasmin Lay,
die das Projekt im Geschäfts­
bereich Personal und Recht
betreut.
Sechs Wochen
zu Gast in Wales
Azubiblog
Kontakt:
Jasmin Lay
Personalmarketing
und -recruiting
Tel.: 0761/2 70-84870
jasmin.lay@uniklinik-
freiburg.de
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