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Professor J. Rüdiger Siewert, Leitender Ärztlicher Direktor und
Vorstandvorsitzender des Universitätsklinikums Freiburg, blickte beim
Neujahrsempfang 2014 zurück auf das Jahr 2013 – und schaut nach vorn
Liebe Mitarbeiterinnen,
liebe Mitarbeiter,
zuallerst bedanke ich mich ganz
ausdrücklich bei Ihnen allen, vor
allem aber bei den Mitarbeiterin
nen und Mitarbeitern im Bereich
der Pflege, für Ihren aufopfern
den Einsatz, rund um die Uhr,
365 Tage im Jahr. Ohne Sie wäre
das Universitätsklinikum nicht
funktionsfähig. Ich habe mich
auch durch persönliche Besuche
auf verschiedenen Stationen von
dem großen Einsatz unserer Pfle
gerinnen und Pfleger vor Ort
überzeugt. Der Vorstand wird
sich bemühen, die Gesamtsitua
tion der Pflege weiter zu verbes
sern und die vielen Probleme vor
Ort zu regeln.
Anlässlich des Neujahrsemp
fangs unseres Klinikums vor ei
nem Jahr hatten wir das Leitthe
ma „Interdisziplinarität“ für das
Jahr 2013 ausgerufen. Dieses
Thema haben wir erfolgreich be
arbeitet. Zentrenbildungen als
Ausdruck der Interdisziplinarität
haben im Jahr 2013 eine domi
nierende Rolle in Freiburg ge
spielt. All das, was wir so erfolg
reich auf den Weg gebracht
haben, bedarf nun im Jahre 2014
der Konsolidierung, der Festi
gung und der Reifung – und
muss sich natürlich der Erfolgs
kontrolle stellen.
WEICHENSTELLUNGEN FÜR
DIE HOCHSCHULMEDIZIN
Neben diesen Bemühungen um
die Interdisziplinarität sind im
Jahre 2013 drei weitere, ganz
wichtige „Weichenstellungen“
erfolgt, die die Hochschulmedi
zin in Freiburg vorangebracht
haben.
1. Wir haben gemeinsam einen
mutigen und zukunftsweisen
den Strukturentwicklungsplan
„STEP“ erstellt und festge
schrieben. Dabei hat sich ein
mal mehr gezeigt, dass die
akademische Streitkultur zu
tragfähigen Kompromissen
führt. Jeder darf seine Mei
nung vertreten – Argumente
und Gegenargumente werden
ausgetauscht, Kompromisse
erarbeitet. Im Endergebnis hat
diese akademische Diskussion,
auch hier in Freiburg, zu einer
Geschlossenheit in wichtigen
Entscheidungen geführt und
die Hochschulmedizin neu ge
stärkt. Die so gewonnene Stär
ke unserer Medizinischen Fa
kultät erlaubt es ihr nun auch,
eine mutige Berufungspolitik
zu betreiben und vermehrt
junge Wissenschaftler und
Ärzte nach Freiburg zu beru
fen. Diese Politik wird sich
erst in den kommenden Jahren
voll auszahlen, aber sie hat
schon jetzt die Frustration der
letzten Jahre abgelöst und die
Verfahren deutlich beschleu
nigt. Jeder Neuberufene sollte
künftig voller Mut und Schaf
fenskraft das Universitätskli
nikum Freiburg als seine gro
ße Chance sehen.
2. Die zweite wichtige Weichen
stellung war das Bekenntnis
zu den akademischen Werten
der Universität sowie zum
Umgang mit der wissenschaft
lichen Wahrheit und mit dem
geistigen Eigentum anderer.
Am Ende aber war es eine eh
renhafte Entscheidung, die
die Hochschulmedizin als
akademische Einrichtung ge
stärkt hat.
3. Schließlich bin ich fest davon
überzeugt, dass das Bekennt
nis zum hauptamtlichen Deka
nat und zur damit verbunde
nen,
in
akademischer
Diskussion gefundenen Perso
nalentscheidung auch ein Aus
druck der wiedererlangten
Stärke und Einigkeit unserer
Fakultät ist.
Hat die Hochschulmedizin
mit den ersten beiden Wei
chenstellungen wieder An
schluss an die führenden Fa
kultäten
gewonnen,
so
übernimmt sie mit der letzten
Entscheidung selbst wieder
eine Führungsrolle.
ERFOLGE 2013
Viele Erfolge sind im Jahr 2013
erzielt worden. Ich nenne einige
Beispiele:
1. Endlich ist das Universitätskli
nikum wieder Spitzenzentrum
in der Onkologie. Wenn wir
bedenken, dass wir zusätzlich
noch zwei Stiftungsprofessu
Die Weichen
sind gestellt
ren der Deutschen Krebshilfe
bekommen haben, so darf nun
auch das positive Verhältnis
Freiburgs zur Deutschen
Krebshilfe als weiter gestärkt
angesehen werden. Gestärkt
wird die Onkologie insgesamt
zudem durch die Verlängerung
des Sonderforschungsbereichs
von Herrn Professor Peters.
2. Einen weiteren Meilenstein
hat das Centrum für Chroni
sche Immundefizienz (CCI)
mit seiner Weiterförderung
durch das Bundesministerium
für Bildung und Forschung
(BMBF) gesetzt. Aber auch
hier gilt allerdings: Ein „Wei
ter so!“ kann es nicht geben.
Die Zukunft muss gestaltet
werden. Klinische Relevanz
und nationale Sichtbarkeit
müssen für das CCI erreicht
werden; nicht zuletzt vor dem
Hintergrund der Nachhaltig
keit seiner Finanzierung. Die
ses Thema soll nach dem Aus
laufen der BMBF-Förderung
unseren Standort weiterhin
schmücken.
3. Ein weiteres, bereits in 2012
neu gegründetes Zentrum, das
Universitäts-Herzzentrum Frei
burg
•
Bad Krozingen (UHZ),
hat sich aller Unkenrufe zum
Trotz prächtig entwickelt. Das
UHZ ist ein Leuchtturm des
Klinikums und der Universität.
Alles in allem blicken wir auf
ein gutes Jahr 2013 zurück –
und haben damit eine gute
Basis für 2014. Die Erfolge müs
sen jetzt festgeschrieben werden.
Dies gilt insbesondere für unser
Universitäts-Notfallzentrum. Es
hat große Wachstumsraten,
aber es hat auch mit einigen
organisatorischen
Schwierig
keiten zu kämpfen. Trotzdem ist
es eine Erfolgsgeschichte, die es
auszubauen gilt.
AUSSICHTEN 2014
Was müssen wir 2014 anpacken?
• Die Departmentstruktur muss
mit Augenmaß vorangeführt
werden. Das Department für In
nere Medizin bedarf dringend
der Weiterentwicklung. Hier
müssen vor allem Strukturen
geschaffen werden, die auch
ökonomisch sinnvoll sind. Die
ses Problem ist erkannt, aber
die Lösung drängt.
• Das Department Neurozentrum
muss sich finden und den Blick
auf die gemeinsame Zukunft
richten.
• Auch das Department Infekti
onsmedizin befindet sich auf ei
nem gutenWege. Alle an diesem
Thema interessierten und aktiv
involvierten Kolleginnen und
Kollegen treffen sich regelmäßig,
um die richtige Struktur zu fin
den. Hier gilt es, die Einbindung
der klinischen Infektiologie in
das Department Infektionsmedi
zin und in die theoretische Medi
zin zu schaffen. Darüber hinaus
spielt das wichtigste Thema der
chronischen
Immundefizienz,
die HIV-Erkrankung, bislang
keine universitäre Rolle. Ob die
se Lösung auf Dauer tragfähig
ist, muss ebenfalls noch aus
diskutiert werden.
• Wir haben einen weißen Fleck
auf unserer Karte: Das ist zurzeit
die Kinderchirurgie. Wir haben
eine der größten und bedeutends
ten Kinderkliniken hier in Frei
burg und keine ebenso renom
mierte Kinderchirurgie. Bislang
ist es nicht gelungen, dieses
Problem sozusagen „auf dem
kleinen Dienstweg“ zu lösen,
deshalb müssen wir unsere Res
sourcen bündeln, ein attraktives
Paket schnüren – vielleicht über
eine Zwischenlösung – und den
akademischen Weg der Aus
schreibung gehen. Dieses Pro
blem müssen wir 2014 lösen.
• Und wir müssen auch Fehler
eingestehen. Ein im Wirt
schaftsplan 2013 beschriebenes
ökonomisches Szenario ge
wann plötzlich eine Eigendyna
mik, die kaum noch einzufan
gen war. Rendite wurde zum
Schimpfwort des Jahres. Die
eigentlichen Probleme, wie die
unzureichende Finanzierung
der Hochschulmedizin oder
auch ihre eigentlichen Aufga
ben wie Forschung und Lehre
sowie die spitzenmedizinische
Versorgung unserer Patienten,
fanden plötzlich kein Gehör
mehr. Mangelnde Wertschät
zung und Überlastanzeigen
standen im Mittelpunkt der
Diskussionen. Aber letztend
lich gewannen die Vernunft und
das gemeinsame Interesse am
Wohl unseres Klinikums die
Oberhand. Dennoch war dies
eine schmerzhafte Lektion.
• Zudem brauchen wir den Brü
ckenschlag zur außeruniversitä
ren Forschung. Das heißt, wir
müssen mit der Max-Planck-
Gesellschaft (MPG) sowie den
Fraunhofer-Instituten kooperie
ren und die Zusammenarbeit
mit der Helmholtz-Gemein
schaft, wie bereits jetzt, im
Rahmen des Deutschen Konsor
tiums für Translationale Krebs
forschung (DKTK), vertiefen.
Als Thema für die Kooperation
mit der MPG bietet sich die Epi
genetik an. In dem sogenannten
„Zeitkonzept“ gibt es genug An
knüpfungspunkte für translatio
nale Forschung.
• Und: Wir benötigen dringend
ein zentrales Patientenmanage
ment. Die Zuweisung von Bet
ten oder die Übernahme von
Patienten darf nicht weiter
durch Zuruf und durch Oberärz
te erfolgen. Dies bedarf einer
organisatorischen Regelung.
Überhaupt: Probleme gibt es im
mer wieder und ihre Lösungen
stellen den Vorstand immer wie
der vor große Herausforderun
gen. Sie zu lösen, ist seine Aufga
be. Alle Entscheidungen müssen
unter der Maxime erfolgen
„Schaden vom Klinikum abzu
wenden“. Immer wieder nutzen
wir dazu die Hilfe der Aufsichts
räte. Vielen Dank dafür!
Wir blicken nach vorne auf das
Jahr 2014 und hier freue mich
sehr, dass wir neue Köpfe und
Persönlichkeiten an Bord genom
men haben, die mit auf der Brü
cke stehen, um das Klinikum in
Zukunft gemeinsam mit mir zu
steuern. Zuallererst Herr Schiffer,
der als neuer Pflegedirektor zu
uns gekommen ist. Er kommt aus
Berlin und verfügt über große Er
fahrung. Ich hoffe auf viele neue
Anregungen und Ideen. Dann be
grüße ich mit großer Freude
Herrn Sahner. Er hat sich freund
licherweise bereit erklärt, das
Kaufmännische Direktorat kom
missarisch zu übernehmen. Mit
ihm ist eine gedeihliche Zusam
menarbeit sicher. Wir schulden
ihm besonderen Dank dafür, dass
er sich so rasch dieser unerwarte
ten Herausforderung gestellt hat.
FAZIT
Wir können stolz auf das Jahr
2013 zurückblicken. Das Jahr
war durch viele Erfolge in ver
schiedenen Wettbewerben ge
prägt. Unsere Hochschulmedizin
ist auf dem rechten Weg und hat
sich auf Augenhöhe zu den re
nommiertesten deutschen medi
zinischen Einrichtungen bege
ben. Im Jahre 2014 gilt es, noch
anstehende Probleme zu lösen,
aber vor allem das bereits Er
reichte zu festigen.
Mutige
Berufungspolitik
Das UHZ ist ein
Leuchtturm
Auch Fehler
eingestehen