Das Magazin 1 - 2013 - page 4

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Leuchtende Zellen w
An der Kaulquappe konnten Freiburger Mediziner
beobachten, wie sich eine gesunde Niere entwickelt,
und haben dabei eine Menge über die Entstehung
der erblichen Zystenniere beim Menschen gelernt
Es ist der Traum jedes Wissenschaftlers
die eigenen Forschungsergebnisse in ei­
ner der ganz großen, renommierten Fach­
zeitschriften zu veröffentlichen. Dr.
Soeren Lienkamp, Mitarbeiter in der Ab­
teilung des Nierenforschers Professor Dr.
Gerd Walz, ist das gerade gelungen.
Herzlichen Glückwunsch!Wie fühlen Sie
sich mit Ihrer ersten Veröffentlichung in
einer Zeitschrift wie „Nature Genetics“?
Dr. Lienkamp:
Irgendwie war es doch
überraschend, dass wir die Arbeit in so
einem Journal unterbringen konnten. Ich
realisiere erst langsam, dass das tatsäch­
lich geklappt hat und dass die Arbeit nach
fast vier Jahren jetzt tatsächlich abge­
schlossen ist.
Herr Prof. Walz, was sagen Sie zu die-
ser Leistung?
Prof. Walz:
So eine Arbeit ist ein absolu­
tes Highlight. Dr. Lienkamp hat sich die­
se wirklich komplizierten Methoden an­
geeignet und dann eine hoch komplexe
Arbeit in so einer angesehenen Zeitschrift
veröffentlicht. Das ist eine tolle Sache, ge­
rade wenn jemand wie er schon als Dok­
torand in der Abteilung gearbeitet hat.
Später war er als PJler bei uns auf Station.
Danach entschloss er sich, zuerst einmal
ins Labor zu gehen. Anfangs war er für
die Forschung freigestellt und konnte
wirklich einige Zeit als Postdoc ohne kli­
nische Verpflichtung im Labor arbeiten.
Seit zwei Jahren arbeitet er wieder in der
Klinik, in dieser Phase musste er die Re­
visionen amManuskript vornehmen. Dass
er das parallel zur klinischen Arbeit ge­
schafft hat, zeichnet ihn aus.
Prof. Walz hat es gerade angesprochen:
Sie haben sich sehr komplizierte Me-
thoden angeeignet. Könnten Sie diese
kurz beschreiben?
Dr. Lienkamp:
Wir haben versucht, die
Nierenentwicklung in Kaulquappen ge­
nauer zu untersuchen und haben die Ze­
len in den Kaulquappennieren mit fluo­
reszierendenProteinen angefärbt.Mithilfe
von Spezialmikroskopen konnten wir die
leuchtenden Zellen filmen und ihre Ent­
wicklung verfolgen. Dass wir diesen Pro­
zess dynamisch über viele Stunden beob­
achten konnten, ist etwas ganz Neues. Die
Kaulquappe ist dafür ideal, weil sie sich
außerhalb des Muttertiers entwickelt und
durchsichtig ist.
Was haben Ihnen die Videomitschnitte
gezeigt?
Dr. Lienkamp:
Dass diese Zellen, die am
Anfang relativ ungeordnet in größeren
Klumpen zusammenliegen, immer eine
bestimmte Struktur bilden. Mehrere Zel­
len finden zu einer Rosette zusammen,
die sich nach einer Zeit wieder auflöst.
Dadurch entstehen längliche Röhren, die
sogenannten Nierentubuli. In diesen Röh­
ren oder Schläuchen wird in der vollstän­
dig entwickelten Niere der Harn konzen­
triert, der letztendlich ausgeschieden wird.
Dieser Entwicklungsschritt ist also ganz
wichtig dafür, dass eine Niere später rich­
tig arbeitet.
Kaulquappenniere im Mikroskop:
Der Nierengang (Tubulus)
ist gelb gefärbt, die Zellgrenzen
rot, die Zellkerne blau
Zellen in Kaulquappen-
nieren mit fluoriszierenden
Proteinen angefärbt
80000
Menschen leiden in Deutschland
an einer Zystenniere.
Sie führt in der Regel zu Nierenver-
sagen. Zystennieren sind eine
genetisch bedingte Nierenerkran-
kung. In Freiburg wird seit
mehr als 15 Jahren dazu geforscht.
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