Das Magazin 1 - 2014 - page 6-7

b e r e c h t i g t ,
die jeweilige
Ope r at ion s -
technik auch
selbstständig auszu-
führen. Den Einarbei-
tungsplan für den OP
vergleicht Beyersdorf
mit dem Ausbildungs-
weg von Piloten. Auch
sie lernen nach einem
abgestimmten Schema
Schritt für Schritt ein
Flugzeug
alleinverant-
wortlich zu fliegen.
Wichtig bei der Ent-
stehung dieser praxisbezo-
genen Ausbildungsanleitung
war Friedhelm Beyersdorf der
Blick über den Tellerrand, zum
Beispiel auf andere handwerk-
liche Tätigkeiten oder techni-
sche Ausbildungsberufe. Denn
ein Chirurg muss wie diese
ebenfalls bestimmte manuel-
le Arbeitstechniken im Alltag
beherrschen. In der Vielfalt der
Möglichkeiten in der Ausbil-
dung kann es durchaus passie-
ren, dass keiner mehr so recht weiß
– und jeder Operateur es zudem an-
ders haben möchte –, wie denn nun
eine Kanülierung des Sternumver-
schlusses oder die Anlage der tem-
porären Schrittmacherelektroden
vom Grundsatz her gemacht werden
soll. Das alte Prinzip des „Learning
by doing“, bei demhochsensible Ope-
rationstechniken direkt am Patien-
ten erlernt werden, wird so abgelöst
durch eine Kombination aus theore-
tischen und praktischen Lerneinhei-
ten, die die Assistenten in Weiter-
bildung durch den Operationsalltag
leiten.
Für Beyersdorf ist deshalb klar,
dass während der Assistenzzeit
alle den gleichen Weg beschreiten
müssen: „Künstlerische Freiheiten
kommen später.“ Das Buch, das Pro-
fessor Beyersdorf ein „sich selbst
entwickelndes Verfahren“ nennt,
wird von der Deutschen Gesellschaft
für Thorax-, Herz- und Gefäßchirur-
gie unterstützt und wurde an alle 81
Herz- und Gefäßchirurgischen Zen-
tren in Deutschland verschickt. Da-
hinter steht die Idee, nach und nach
einen gemeinsamen Standard für die
Facharztausbildung zum Herz- und
Gefäßchirurgen festzulegen.
Das alte Prinzip des „Learning by doing”, bei dem hochsensible
Operationstechniken direkt am Patienten erlernt werden,
wird abgelöst durch eine Kombination aus theoretischen und
praktischen Lerneinheiten. Sie leiten die Assistenten in
Weiterbildung durch den Operationsalltag
„Das Tolle an diesem Buch ist, dass
die ganze Abteilung daran mitge-
schrieben hat“, sagt Herausgeber
Professor Dr. Friedhelm Beyersdorf,
Ärztlicher Direktor der Klinik für
Herz- und Gefäßchirurgie. Aus die-
sem Grund sind alle Ärzte seiner Ab-
teilung als Ko-Autoren aufgeführt.
Die Idee zu einem Lehrwerk, das
theoretisches Wissen, praktische
Übungen und Prüfungen verbindet,
ist schon mehr als zehn Jahre alt.
Nun sind die einzelnenAusbildungs-
schritte als Manual und beigefüg-
tes Logbuch für Lernende und Leh-
rende im Freiburger Karger-Verlag
erschienen.
Ergänzt werden die Ausgaben
durch Foto- und Videomaterial, das
das Medienzentrum des Universi-
tätsklinikums hergestellt hat. Die
Bilder und die im Internet bereit-
gestellten Filme verdeutlichen mit
zahlreichen Detailaufnahmen die
wichtigsten Aspekte einer gelunge-
nen Herz-Operation. Denn Professor
Beyersdorf wollte kein klassisches
Lehrbuch, sondern eine interaktive
Anleitung haben. Das macht dieses
Lehrwerk weltweit einmalig. Es soll
den angehenden Chirurgen erleich-
tern, herz- und gefäßchirurgische
Operationen in Teilschritten zu er-
lernen.
Sie sollen diese aber weder durch
bloßes Zusehen übernehmen, noch
davon abhängig sein, einen Oberarzt
zu finden, der ihnen die Techniken
beibringt. Stattdessen sind die im
Manual beschriebe-
nen Einzelschritte
für alle – Lernende
wie Lehrende – ver-
bindlich und so an-
gelegt, dass sie immer
wieder
eingeübt
wer-
den, bis sie sitzen. Je nach
Schwierigkeitsgrad werden die
einzelnen Techniken mehrfach
demonstriert und anschließend 10-
bis 20-mal von den Assistenten un-
ter Aufsicht wiederholt. Im Logbuch
wird begleitend dazu jeder Schritt
dokumentiert.
Wenn sowohl der Facharzt in
Ausbildung wie auch die Oberärz-
te der Meinung sind, dass ein Teil-
schritt beherrscht wird, kommt es
zu einer abschließenden Prüfung.
Sie besteht aus einem theoretischen
und einem praktischen Teil. Im An-
schluss daran ist der Assistent dazu
Erst das Handwerk,
dann di e Kunst
Logbuch UND MANUAL
Herz- und GefäSSchirurgie
Professor Beyersdorf wollte
kein klassisches Lehrbuch, sondern
eine interaktive Anleitung –
das macht dieses Lehrwerk
weltweit einmalig
Herz- und ge fässchi rurgi sche
Basi stechni ken
Karger Verlag
Manual und Logbuch für Lernende und Lehrende
Herausgeber: Beyersdorf F. (Freiburg i.Br.)
in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft
für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG)
152 S., 290 farbige Abbildungen
mit Logbuch und Online-Videomaterial
broschiert, 2013
EUR 39 /CHF 47
ISBN 978–3–318–02322–0
Herz- und
gefäßchirurgische
Basistechniken
ManualundLogbuch fürLernendeundLehrende
Herausgeber
FriedhelmBeyersdorf
inKooperationmitder
DeutschenGesellschaft für
Thorax-,Herz-undGefäßchirurgie (DGTHG)
Wer Herzchirurg werden möchte, braucht einen langen Atem.
Nach demMedizinstudium folgt eine anspruchsvolle sechsjährige
Facharzt-Ausbildung, die an der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie
des Universitäts-Herzzentrums Freiburg · Bad Krozingen aus mehre-
ren Modulen aufgebaut ist. Denn bevor die angehenden Chirurgen
im OP stehen dürfen, werden sie Schritt für Schritt an herz- und
gefäßchirurgische Basistechniken herangeführt. Ein weltweit bislang
einmaliges „Manual und Logbuch für Lernende und Lehrende“ gibt
die zwölf Teilschritte der Ausbildung zum Facharzt vor.
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