 
          fünf Mediziner erklären,
        
        
          was das Besondere an
        
        
          dem roten Lebenssaft ist
        
        
          Professor Dr. Justus Duyster
        
        
          Ärztlicher Direktor der Klinik für Innere
        
        
          Medizin I, Schwerpunkt Hämatologie,
        
        
          Onkologie und Stammzelltransplan-
        
        
          tation
        
        
          Neben den klassischen Tumorer-
        
        
          krankungen sind Erkrankungen
        
        
          des Blutes ein Schwerpunkt unserer
        
        
          Klinik. Diese Erkrankungen können
        
        
          verschiedene Funktionen des Blutes
        
        
          beeinträchtigen wie zum Beispiel die
        
        
          Versorgung der Organe mit Sauer-
        
        
          stoff, die Rolle des Blutes bei der In-
        
        
          fektabwehr oder bei der Gerinnung.
        
        
          Blut besteht aus flüssigen und
        
        
          zellulären Anteilen. Die Zellen des
        
        
          Blutes werden im Knochenmark ge-
        
        
          bildet. Da die Zellen des Blutes nur
        
        
          eine begrenzte Lebensdauer haben,
        
        
          Granulozyten zum Beispiel nur we-
        
        
          nige Stunden, müssen im Knochen-
        
        
          mark circa zwei Millionen Blutzel-
        
        
          len pro Sekunde produziert werden.
        
        
          Wenn viel mehr Zellen gebildet wer-
        
        
          den als eigentlich benötigt, spricht
        
        
          man von einer Leukämie oder Blut-
        
        
          krebs. Die Leukämie-Blutzellen
        
        
          können die normalen Aufgaben des
        
        
          Blutes wie Versorgung der Organe
        
        
          mit Sauerstoff, Infektabwehr und
        
        
          Blutgerinnung nicht mehr richtig
        
        
          übernehmen. Es kommt zu Abge-
        
        
          schlagenheit, lebensbedrohlichen
        
        
          Infektionen oder Blutungen.
        
        
          In der Forschung beschäftigen wir uns
        
        
          mit der Entwicklung von zielgerichte-
        
        
          ten molekularen Therapieansätzen bei
        
        
          bösartigen Erkrankungen. Zudem er-
        
        
          forschen wir Mechanismen der Resis-
        
        
          tenzentstehung und Entwicklung von
        
        
          Therapieansätzen zur Resistenzdurch-
        
        
          brechung.
        
        
          Im gesunden Organismus sterben
        
        
          in allen Geweben und Organen des
        
        
          Körpers ständig Zellen ab und neue
        
        
          Zellen werden gebildet. Dabei ent-
        
        
          spricht die Neubildung von Zellen
        
        
          im Normalfall genau dem Ab-
        
        
          sterben von Zellen. „Eingebaute“
        
        
          Hemmfaktoren sorgen dafür,
        
        
          dass eine Überproduktion an
        
        
          neuen Zellen vermieden wird.
        
        
          Die Zellproduktion von Blut-
        
        
          körperchen ist im Knochen-
        
        
          mark lokalisiert und wird über
        
        
          mehrere Zwischenschritte
        
        
          aktiviert und kontrolliert. Je
        
        
          nach Bedarf bildet sich dort
        
        
          die entsprechende Zahl von
        
        
          Blutkörperchen, die dann in
        
        
          die Blutbahn eintreten. Wie
        
        
          wichtig dieses penible Gleich-
        
        
          gewicht ist, zeigen die Erkran-
        
        
          kungen, die entstehen, wenn
        
        
          es aus der Balance gerät.
        
        
          Bei einer Leukämie etwa werden
        
        
          zu viele weiße Blutkörperchen ge-
        
        
          bildet. Oft entstehen dabei unreife
        
        
          Formen, die nicht in der Lage
        
        
          sind, Infekte abzuwehren.
        
        
          Zugleich verdrängen sie die
        
        
          restlichen Bestandteile des
        
        
          Blutes wie die roten Blutkör-
        
        
          perchen, die dann ihre Aufga-
        
        
          ben nicht mehr erfüllen können.
        
        
          Zu einer Thrombose oder einem
        
        
          Schlaganfall kann es dann kom-
        
        
          men, wenn die Gerinnungskaskade
        
        
          gestört ist, das Blut verklumpt und
        
        
          ein Gefäß verstopft, obwohl keine
        
        
          Wunde existiert. Wenn wieder-
        
        
          um ein angeborener Mangel an
        
        
          Gerinnungsfaktoren
        
        
          besteht,
        
        
          kann es sein, dass selbst kleine
        
        
          Wunden lebensgefährlich wer-
        
        
          den, weil der Körper nicht in der
        
        
          Lage ist, sie zu verschließen.
        
        
          Die häufigste angeborene Ge-
        
        
          rinnungsstörung mit erhöh-
        
        
          ter Blutungsneigung ist das
        
        
          von-Willebrand-Syndrom, bei
        
        
          dem die primäre und sekun-
        
        
          däre Hämostase beeinträch-
        
        
          tigt sind.
        
        
          Eine Blutarmut (Anä-
        
        
          mie) liegt vor, wenn zu we-
        
        
          nig Erythrozyten gebildet
        
        
          werden. Eine Anämie kann
        
        
          durch eine gestörte Bildung im
        
        
          Knochenmark verursacht werden,
        
        
          zum Beispiel bei einem Mangel an
        
        
          Eisen, Vitamin B12 oder Folsäure.
        
        
          Bei chronischen Nierenerkrankun-
        
        
          gen kann der Stoff Erythropoetin
        
        
          (EPO, bekannt durch den Gebrauch
        
        
          als Doping-Mittel) fehlen, der nor-
        
        
          malerweise die Bildung neuer Ery-
        
        
          throzyten bewirkt. Weitere Ursa-
        
        
          chen für eine Anämie können die
        
        
          Verdrängung der Stammzellen der
        
        
          roten Blutkörperchen durch maligne
        
        
          Prozesse im Knochenmark oder der
        
        
          vermehrte Verlust von Erythrozy-
        
        
          ten durch Blutungen oder Hämolyse
        
        
          (Abbau) sein.
        
        
          Alles im
        
        
          Gleichgewicht
        
        
          100.000
        
        
          5-7
        
        
          Kilometer Adern befinden sich im menschlichen Körper
        
        
          Liter Blut
        
        
          hat ein erwachsener Mensch
        
        
          tite lthema
        
        
          
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          01 | 2014
        
        
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