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Was macht eigentlich… die Krankenhaushygiene am Klinikum? amPuls gibt einen Einblick
in ein komplexes Aufgabengebiet – von der Basisfortbildung bis zur Hygienevisite
Läuft hier aus Hygienesicht alles
richtig ab? Mit ihrem geschulten
Blick schauen Barbara Schroe-
ren-Boersch und Hildegard Wolf
(siehe Fotos) aus einiger Entfer-
nung zu, ob bei der endoskopi-
schen Untersuchung die Hygie-
nestandards eingehalten werden.
Der Job der elf Hygienefach-
kräfte am Klinikum besteht un-
ter anderem darin, klinische Si-
tuationen zu beobachten, wenn
sie bei einer Hygienevisite auf
Station, in Untersuchungsberei-
chen oder im OP unterwegs sind.
Sehr oft im Team.
Sie alle bringen als Grundlage
für ihren Job als ausgebildete
Hygienefachkräfte in der Sek­
tion Krankenhaushygiene des
Instituts für Umweltmedizin und
Krankenhaushygiene (IUK) eine
Krankenpflegeausbildung sowie
langjährige
Berufserfahrung
mit: Ihre Arbeitsbereiche waren
im Operationssaal, auf der Inten-
sivstation, in der Dialyse. Sie
sind von der Pike auf vertraut
mit Abläufen auf Station, ken-
nen Risikoschnittpunkte und
wissen genau, worauf es bei der
Umsetzung der Hygienevor-
schriften ankommt. Denn dafür
sind sie als Hygienefachkräfte
unter anderem zuständig. „Die
Mitarbeiterinnen und Mitarbei-
ter haben sich das Klinikum wie
Tortenstücke aufgeteilt“, sagt
Koordinatorin und Hygienefach-
kraft Regina Babikir.
Der Gesetzgeber hat in einer
Verordnung zum Infektionsschutz-
gesetz festgelegt, dass in allen
medizinischen Einrichtungen bis
Ende 2016 eine ausreichend große
Zahl an Hygienefachkräften, Kran-
kenhaushygienikern und hygiene-
beauftragtenÄrzten angestellt sein
müssen. In Freiburg hat sich das
Team (Ärzte und Pflege) der Kran-
kenhaushygiene dadurch auf 15
Personen vergrößert.
„Weil mehr Personal da ist,
können wir künftig wieder öfter
in die Kliniken und direkt vor
Ort gehen“, sagt Regina Babikir.
Diese Hygienevisiten seien
wichtig, weil zum Beispiel nur
auf diese Weise an sich kleine,
aber in der Konsequenz nicht
selten kritische Fehler und Lü-
cken im System entdeckt werden
könnten. Weil beispielsweise ein
Gerät zwischen der Benutzung
an zwei Patienten nicht desinfi-
ziert wurde, ein Abstrich nicht
korrekt entnommen wird oder
ein medizinisches Instrument
falsch gelagert ist.
Immer wieder gibt es aus Sicht
der Hygiene Probleme und Risi-
ken beim Transport von Patien-
ten. Zum Beispiel müssen dabei
keine Handschuhe getragen wer-
Auf der Suche nach der Lücke
den; aber die Händedesinfektion
nach jedem Patientenkontakt ist
unverzichtbar, um Erregerüber-
tragungen zu vermeiden.
„Wir müssen vermeiden“, sa-
gen Sektionsleiter Professor Dr.
Markus Dettenkofer und sein
Stellvertreter, Dr. Winfried Eb-
ner, „dass sich nosokomiale
Keime verbreiten. Um sie zu
stoppen, brauchen wir das Enga-
gement aller Berufsgruppen an
unserem Klinikum – natürlich
ganz besonders derjenigen, die
regelmäßig direkt mit den Pa­
tienten arbeiten.“ Besonders die
multiresistenten Keime wie
MRSA gehören zu den größten
Infektionsrisiken in Kranken-
häusern. Am Klinikum ist die
Krankenhaushygiene auch in das
Zentrum Infektionsmedizin inte-
griert, und gerade mit der Medi-
zinischen Mikrobiologie und mit
der Infektiologie wird eng zu-
sammengearbeitet.
Das Team aus Ärzten und Hy-
gienefachkräften ist mit regel-
mäßig stattfindenden Schulun-
gen ebenfalls zuständig für die
Fortbildung aller am Patienten
tätigen Klinikumsmitarbeiter in
der Basishygiene. Zur Kranken-
haushygiene gehören neben den
Hygienefachkräften die Kran-
kenhaushygieniker, die hygiene-
beauftragten Ärzte sowie die Hy-
gienekommission.
Krankenhaushygiene
… führt regelmäßig Hygienebegehungen/-visiten durch
… erstellt und bewertet statistische Aufzeichnungen über
Krankenhausinfektionen und über das Auftreten von
Erregern mit speziellen Resistenzen und Multiresistenzen
… erstellt Analysen und -bewertungen von Infektionsrisiken
… ermittelt und ist zuständig für das Ausbruchsmanage-
ment bei gehäuft auftretenden nosokomialen Infektionen
oder Infektionserregern
… ist zuständig für hygienisch-technische und mikrobio­
logische Prüfverfahren
… erstellt und aktualisiert Hygienestandards, SOPs (Standing
operation procedure), Reinigungs- und Desinfektionspläne
…bietet Fortbildungen für Mitarbeiter aller Berufsgruppen
Folgende Arbeitsschwerpunkte
hat die Krankenhaushygiene. Sie…
Stimmt
 • Sofortige Händedesinfektion vor und nach Patientenkon-
takt ist das A und O, um Erregerübertragungen zu verhin-
dern und um Infektionen zu vermeiden. 30 Sekunden mit
3 bis 5 Millilitern Händedesinfektion reichen aus.
 • Bei Tätigkeiten, die eine Händedesinfektion erfordern, dür-
fen an Händen und Unterarmen kein Schmuck und keine
künstlichen Fingernägel getragen werden.
 • Handschuhe dürfen nur tätigkeitsbezogen eingesetzt wer-
den, sie ersetzen nicht die Händedesinfektion. Mit Hand-
schuhen werden Erreger genauso leicht übertragen.
 • Geräte und Utensilien, die nacheinander an mehreren Pa­
tienten eingesetzt werden, müssen nach jedem Gebrauch
wischdesinfiziert werden.
Stimmt nicht
Der Alkohol in den Händedesinfektionsmitteln trocknet die
Hände aus: Nein, sagt Regina Babikir. Alle Händedesinfek­
tionsmittel pflegen die Hände durch rückfettende Substan-
zen. Wichtig sei es, während der Arbeit die Hände nur bei
sichtbarer Verschmutzung zu waschen, weil Seife die Haut
austrocknet. Zum Schutz der Hände gibt es zwei spezielle
„Protectcremes“. Sie wurden auf ihre Verträglichkeit getestet.
„Hätten Sie’s gewusst?“
Barbara Schroeren-Boersch
(links) und Hildegard Wolf
kontrollieren ein endoskopisches
Untersuchungsgerät
Wird der Zugang aus hygienischer Sicht richtig gelegt? Hygienefach-
kraft Barbara Schroeren-Boersch beobachtet mit geschultem Blick
Piepser
Krankenhaushygiene
12-8260
Montag bis Freitag,
08:30–16:30 Uhr
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