Das Magazin 3 - 2013 - page 6-7

mittels einer zerstäub-
ten Fluor-Kohlenstoff-
Verbindung durch die
Nase indirekt das Ge-
hirn des betroffenen
Patienten kühlt. Mit
diesem Schritt wird die milde thera-
peutische Hypothermie eingeleitet.
Durch die Kühlung des Körpers nach
einem Herz-Kreislauf-Stillstand
sollen die Überlebenschancen ge-
steigert und schwerwiegende neu-
rologische Schäden verhindert wer-
den. In Freiburg beginnt diese Küh-
lung des Körpers schon während der
Wiederbelebung durch den Notarzt.
Die frühe Kühlung des Patienten, die
weitere Kühlung im Krankenhaus
und das kontrollierte Aufwärmen
bilden einen medizinischen Prozess.
„Wir haben diese sogenannte
prähospitale Kühlungsbehandlung
als eine der ersten Kliniken in
Deutschland eingeführt und verwen-
den sie seit 2010 standardmäßig“,
sagt PD Dr. Hans-Jörg Busch, Ärzt-
licher Leiter des Universitäts-Not-
fallzentrums Freiburg (UNZ). „Die
nasale Kühlung wirkt im Nasenra-
chenraum. Sie kühlt indirekt das
Blut, welches vom Herzen zum Ge-
hirn und wieder zurück fließt und
dabei den Nasenrachenraum pas-
siert.“ Die Kühlung eines Patienten
während und nach einer Reanima-
tion hemmt die Aktivierung von
Entzündungsreaktionen. Sie können
als Folge der Sauerstoffunterversor-
gung mit der nachfolgenden Auf-
nahme der Durchblutung durch die
Herzdruckmassage auftreten. Um
dies zu verhindern, sind sogar die In-
fusionslösungen, die der Patient zur
Unterstützung seines Kreislaufs be-
kommt, auf 4 Grad Celsius gekühlt.
War die Wiederbelebung durch den
Notarzt erfolgreich, kommt der Pa-
tient für die weitere Behandlung ins
Krankenhaus.
Im Universitätsklinikum ange-
kommen, wird der gesamte Körper
des Patienten für die Dauer von 24
Stunden gekühlt. „Wir verwenden
entweder flexible Matten, die von
einer Kühllösung durchflossen wer-
den, oder wir kühlen endovaskulär“,
erklärt Dr. Tobias Wengenmayer,
Oberarzt der Medizinischen Klinik
III (Schwerpunkt: internistische In-
tensivmedizin, Direktor: Professor
Dr. Christoph Bode), der die Patien-
ten auf der Intensivstation betreut.
Wird ein Patient endovaskulär ge-
kühlt, bekommt er einen Leisten-
katheter von der Beckenvene bis
zur unteren Hohlvene gelegt. Eine
auf vier Grad Celsius gekühlte ste-
rile Kochsalzlösung fließt dann in
der Regel in einem geschlossenen
Schlauchsystem ohne direkten Kon-
takt zum Blut durch seinen Körper.
Messgeräte überwachen die Kör-
pertemperatur des Patienten. Sie
regulieren das Wasser in den Kühl-
matten oder im Katheter derart, dass
möglichst schnell die Zieltemperatur
Ruhig und nur leicht bedeckt liegt
der Patient in seinem Bett auf der
internistischen Intensivstation des
Universitätsklinikums Freiburg.
Sein Oberkörper und seine Ober-
schenkel sind teilweise von blauen
Manschetten bedeckt, die durch ein
Gel an seinem Körper haften. Diese
flexiblen Matten wärmen ihn nicht,
sie kühlen ihn. Eigentlich müsste
er stark frieren, aber da der Mann
narkotisiert ist, nimmt er seine der-
zeitige Körpertemperatur von 33
Grad Celsius nicht wahr. Ein derart
unterkühlter Körper kann gefähr-
lich sein – normalerweise. Bei der
milden therapeutischen Hypother-
mie, einer Behandlungsmethode für
wiederbelebte Patienten nach einem
Herz-Kreislauf-Stillstand, wird der
Körper absichtlich von seinen 36,5
Grad Celsius Normaltemperatur he-
runtergekühlt.
Vor einigen Stunden hatte der Pa-
tient einen Herz-Kreislauf-Stillstand
und wurde von einem Notarzt rea-
nimiert. Schon im Rettungswagen
erhielt er während der Wiederbele-
bung eine nasale Kühlungsbehand-
lung. Ihm wurde ein Katheter in den
Nasenrachenraum eingebracht, der
Die Kühlung des Körpers nach einem Herz-
Kreislauf-Stillstand steht seit einigen Jahren
im Fokus der Mediziner. Auch am Universitäts-
klinikum Freiburg wird das Verfahren mit Erfolg
angewendet.
Kälte Rettet
Nervenzellen
Temperaturmanagement
für den Körper
Auf diese Weise sollen die Über-
lebenschancen gesteigert und
schwerwiegende neurologische
Schäden verhindert werden
100- 150
Patienten werden jährlich mit einem Herz-Kreis-
lauf-Stillstand im Universitäts-Notfallzentrum
eingeliefert. Die Hälfte ist jünger als 70 Jahre
Einen Tag haben die flexiblen Matten den Körper des Patienten bei 33°C
gekühlt. Nun steuert das Gerät an seinem Bett die Wiedererwärmung auf
normale Körpertemperatur.
© Francesca Schellhaas-photocase.com
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