Das Magazin 3 - 2013 - page 16-17

Mit diesem Stipendium, das aus-
geschrieben den langen Titel trägt
„Molekulare und translationale
Forschung in Freiburg, Verantwor-
tungsvolle Ausbildung, Tatkräfti-
ge Ermutigung“, kurz MOTI-VATE,
bietet das Universitätsklinikum
Freiburg medizinischen Doktoran-
den die Möglichkeit, sich voll und
ganz auf die Wissenschaft zu kon-
zentrieren. Das Besondere an diesem
Stipendium ist, dass die Nachwuchs-
forscher neben einer finanziellen
Unterstützung und ständiger Wei-
terbildung über die gesamte Zeit der
Doktorarbeit hinweg von ausgebil-
deten Forschern begleitet und bera-
ten werden.
„Zu Beginn des Studiums möch-
ten etwa 60 Prozent der Studenten
wissenschaftlich arbeiten, am Ende
sind es nur noch 5 Prozent“, erklärt
Professor Dr. Heike Pahl, Biochemi-
kerin am Zentrum für Klinische For-
schung des Universitätsklinikums
Freiburg. „Das bedeutet, es findet
ein immenser Verlust an wissen-
schaftlichem Interesse statt.“ Es sei
ein langjähriges Ansinnen gewesen,
wissenschaftlich interessierte Stu-
denten schon früh an die Forschung
heranzuführen und für sie zu begeis-
tern.
Zusammen mit dem Gastro-
enterologen Professor Dr. Robert
Thimme, Ärztlicher Direktor der
Klinik für Innere Medizin II, kon-
zipierte sie 2012 das Konzept für
das MOTI-VATE-Stipendium. Die
beiden Forscher bewarben sich bei
der Else-Kröner-Fresenius-Stiftung
(EKFS), die klinisch orientierte,
biomedizinische Forschung unter-
stützt. Das Projekt erhielt den Zu-
schlag und damit eine Förderung
von 750 000 Euro für drei Jahre. Die
medizinische Fakultät der Universi-
tät Freiburg unterstützt das Projekt
mit weiteren 100 000 Euro. So finan-
ziert die EKFS zehn und die medizi-
nische Fakultät fünf Stipendiaten.
Gefördert werden herausragende
Studierende, die eine experimentelle
Doktorarbeit planen.
„Es gibt nur wenige
formelle Voraussetzun-
gen, um sich bewerben
zu können“, erklärt
Thimme, „soziales En-
gagement oder auße-
runiversitäre Interessen sind er-
wünscht”. Es gebe einem Studenten
auch einen gewissen Vorsprung,
bereits Erfahrung in der Forschung
gesammelt zu haben, zum Beispiel im
Rahmen von „Jugend forscht“, dies
sei aber keine Voraussetzung. Der
Sinn des Stipendiums sei schließlich
ein erstes Heranführen an die Wis-
senschaft. „Zwingend notwendig
ist eine gute Note im Physikum, der
ersten Zwischenprüfung der Medi-
zinstudenten, und dass der Student
oder die Studentin gewillt ist, das
Studium für mindestens neun Mona-
te zu unterbrechen, um im Labor zu
arbeiten“, sagt Professor Thimme.
Hauptkriterium sei, „eine echte, tie-
fe Begeisterung für die Forschung zu
zeigen“.
Ist ein Bewerber einmal ange-
nommen, profitiert er, neben einer
monatlichen Unterstützung von
660 Euro, von verschiedenen prak-
tischen Kursen, Vorlesungen und
Seminaren rund um die Themen
Forschung und wissenschaftliches
Arbeiten. „Das MOTI-VATE-Stipen-
diumunterscheidet sich von anderen
Förderprojekten aber vor allem da-
durch, dass dem Studenten nicht nur
ein Doktorvater oder eine Doktor-
mutter zur Seite steht, sondern auch
ein aus drei erfahrenen Forschern
bestehendes ,Thesis Committee‘, das
die Doktorarbeit wissenschaftlich
begleitet“, erklärt Biochemikerin
Pahl. „Während einer Doktorarbeit
treten immer wieder Probleme auf.“
Es sei sehr hilfreich, bei der Lösung
gleich vier schlaue Köpfe als Unter-
stützung zu haben.
Die Dozenten stammen aus allen
Abteilungen des Universitätsklini-
kums, von der Psychiatrie bis zur
Onkologie. Angenommen werden
nur diejenigen Professoren, die in den
letzten Jahren einen Doktoranden be-
treut haben, der seine Doktorarbeit
mit einem „Summa cum laude“ ab-
schloss, der bestenNote, die vergeben
wird. Sowird garantiert, dass die Stu-
dierenden von herausragenden Wis-
senschaftlern betreut werden.
Und die Unterstützung endet
nicht mit dem Abschluss der Doktor-
arbeit. „Für den Rest des Studiums
steht dem Stipendiaten oder der Sti-
pendiatin ein persönlicher Berater
zur Seite. Dieser kann ein Dozent
aus dem Thesis Committee, der Dok-
torvater oder die Doktormutter oder
ein anderer Mediziner sein“, erklärt
Pahl. „Wenn ein Student oder eine
Studentin besonders begabt ist, hof-
fen wir natürlich, dass er oder sie
sich weiterhin für Forschung inter-
essiert und sich am Universitätskli-
nikum Freiburg habilitiert.“
Dieses Stipendium, erklärt Thim-
me, biete Medizinstudenten die Mög-
lichkeit, unter optimalen Bedingun-
gen zu lernen: in einer strukturierten
und geschützten Atmosphäre, um-
geben von Gleichgesinnten und un-
terstützt von erfahrenen Forschern.
„Am Ende des Programms stehen
Ärztinnen und Ärzte, die gleicher-
maßen Mediziner wieWissenschaft-
ler sind und auf diese Weise ganz
nah am Patienten forschen können.“
Das Projekt ist 2013 bereits in die
zweite Runde gegangen und öffnet
damit weiteren 15 Studenten das
Tor zur Wissenschaft.
Am Ende des Programms stehen Ärztinnen
und Ärzte, die gleichermaßen Mediziner wie
Wissenschaftler sind und auf diese Weise
ganz nah am Patienten forschen können
Di e Forscher
von morgen
Moti -vate
Alle zehn Jahre verdoppelt sich das Wissen der Medizin. Daran sind
neben Medizinern auch Biologen beteiligt, Molekularmediziner,
Physiker, Informatiker und viele weitere. Und mit etwa 8000
Doktorarbeiten pro Jahr tragen auch Medizinstudierende dazu bei.
Um sie in der Forschung zu halten, bietet das Universitätsklinikum
das StipendiumMOTI-VATE an.
Exzellentes Training
Jakob Meyer, Medizinstudent im zehnten Semester, ist einer
der ersten 15 Stipendiaten. Neben der finanziellen Unter-
stützung, die es ihm ermöglichte, ein ganzes Jahr für seine
Doktorarbeit auszusetzen, lockte ihn auch die Aussicht, viele
verschiedene Arbeitsmethoden zu erlernen. Er habe beson-
ders von den wöchentlichen „Lunch-Meetings“ profitiert, bei
denen die Stipendiaten abwechselnd ihre Projekte vorstellen.
„Eswar toll, so viele unterschiedliche Forschungsprojekte ken-
nenzulernen und zu sehen, welche Herangehensweise meine
Kommilitonen für ihre Fragestellungen wählten“, sagt der
Student. Es sei hilfreich gewesen, die verschiedenen Daten
immer wieder
interpretieren
zu müssen, seine eigenen vorstellen zu können und sich mit
Kommilitonen und Dozenten auszutauschen. „Beruhigend
war auch zu sehen, dass nicht nur man selbst, sondern auch
andere Doktoranden die eine oder andere harte Nuss zu
knacken hatten.“ Für den Stipendiaten Jakob Meyer ist das
MOTI-VATE-Stipendium „ein exzellentes Training, umwissen-
schaftliches Arbeiten zu erlernen und damit dem Ziel näher-
zukommen, ein besseres Krankheitsverständnis zu schaffen
und mögliche Heilungsansätze zu finden“.
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