Das Magazin 3 - 2013 - page 12-13

Neues Verfahren bei
ProstatavergröSSerung
Es ist halb vier Uhr nachts, die Bla-
se drückt, Mann quält sich aus dem
Bett. Ein paar Tropfen – und dann
ist wieder Schluss. Es herrscht Frust
statt Erleichterung. Dieses Szenario
kennen etwa vier Millionen Männer
Deutschlands, schuld ist meist eine
vergrößerte Prostata. Dr. Martin
Schönthaler von der Urologischen
Klinik am Universitätsklinikum
Freiburg erprobt eine neuartige
Operationstechnik, die vielen Män-
nern bald wieder eine ruhige Nacht
bescheren soll: UroLift dauert kaum
15 Minuten und bringt erstaunliche
Ergebnisse.
Schönthaler ist einer der
ersten Urologen, die das
Verfahren in Deutsch-
land anwenden. Bisher
wurden weltweit mehr
als 500 Patienten behan-
delt, in Deutschland sind
es etwa 50, davon allein
22 Patienten in Freiburg –
allerdings nur im Rahmen von
Studien. „Die ersten Ergebnisse
sind überzeugend“, erklärt Schön-
thaler. „Wir erreichen mit UroLift
eine Symptomreduktion von etwa
50 Prozent.“ Damit liegt es in sei-
ner Wirksamkeit zwar knapp unter
der einer Prostataresektion („Hobe-
lung“), aber deutlich über der rein
medikamentösen Therapie.
Das System ist für die Therapie
zugelassen, die vollständige Über-
nahme der Zusatzkosten für die Kli-
niken ist aber noch nicht geregelt,
erklärt Schönthaler. Dafür bedürfe
es auch zusätzlicher Informationen
über Erfolgswahrscheinlichkeiten
und Komplikationsraten aus größer
angelegten Studien. Vor kurzem
wurde eine internationale Studie,
an der die Abteilung Urologie als
eines von zehn Zentren teilgenom-
men hat, abgeschlossen. Insgesamt
wurden 80 Patienten in die Studie
aufgenommen.
Allerdings kommen nicht alle Pa-
tienten für das Verfahren in Frage.
„UroLift ist nur für Patienten mit
mittelgradiger Prostatavergröße-
rung geeignet. Um das Verfahren
erfolgreich anwenden zu können,
darf die Prostata nicht größer als 60
Kubikzentimeter sein, und es darf
keinen sogenannten Mittellappen
geben“, erklärt der Urologe. „Das
UroLift-System dient im Prinzip als
Ersatz für die Einnahme vonMedika-
menten oder um die Zeit bis zu einem
größeren Eingriff zu verlängern.“
Die gutartige Prostatavergröße-
rung ist der häufigste gutartige Tu-
mor des Mannes und kann daher als
echte Volkskrankheit bezeichnet
werden. Im Alter von 60 Jahren klagt
jeder zweite Mann über Prostatapro-
bleme, pro Lebensjahrzehnt steigt
dann die Häufigkeit umweitere zehn
Prozent. Die Betroffenen leiden unter
häufigem Harndrang, unvollständi-
ger Blasenentleerung und Schwie-
rigkeiten beim Wasserlassen. Neben
Medikamenten, die die Prostata ver-
kleinern oder die Blasenmuskulatur
entspannen sollen, gibt es verschie-
dene operative Behandlungsmetho-
den. Die Standardmethode unter
den Operationen ist immer noch die
Transurethrale Resektion der Prost-
ata (TUR-P, auch Prostatahobelung),
bei der das überschüssige Prostata-
gewebe über die Harnröhre entfernt
wird. Auch Laser- und Thermover-
fahren sind möglich.
Beim sogenannten UroLift dage-
gen wird das Prostatagewebe zwi-
schen zwei Widerhaken zusammen-
gedrückt und die Harnröhre dadurch
geweitet.
„Das Verfahren hat mehrere Vor-
teile. Im Gegensatz zu allen anderen
operativen Verfahren wird bei Uro-
Lift kein Gewebe entfernt. Stattdes-
sen wird es ummodelliert. Dadurch
gibt es insgesamt weniger Neben-
wirkungen“, so Schönthaler. „Der
Eingriff ist sehr kurz, kann eventuell
sogar in lokaler Betäubung durchge-
führt werden und die Wirkung ist
deutlich besser als bei der (dauerhaf-
ten) Einnahme von Medikamenten.“
Auch das Nebenwirkungsprofil
kann sich sehen lassen. Während ei-
ner Prostatahobelung kann es zu Blu-
tungen kommen. Danach leiden fünf
Prozent der Patienten an Inkontinenz
und ImpotenzsowiezweiDrittel anei-
ner sogenannten retrograden Ejaku-
lation, auch trockener Orgasmus ge-
nannt (der Samen entleert sich beim
Orgasmus in die Blase undwird später
beim Wasserlassen mit ausgeschie-
den). Dieser ist zwar ungefährlich,
wird aber dennoch häufig als störend
empfunden. Ganz anders sieht es bei
der neuartigen Operationsmethode
aus: „Es gibt bisher keine Fälle von
retrograder Ejakulation oder Inkon-
tinenz und zum Teil verbessert sich
sogar die Potenz“, sagt Dr. Martin
Schönthaler. In den bislang durchge-
führten Beobachtungsstudien wur-
den die Patienten bis zu fünf Jahre
nachuntersucht, dabei blieben die
Ergebnisse konstant.
Ein weiterer Vorteil von UroLift
sei auch, dass die Patienten unter-
stützend weiter Medikamente neh-
men könnten und bei Fortschreiten
der Hyperplasie auch noch alle an-
deren Verfahren, wie eine TUR-P,
durchführbar seien.
„UroLift bietet ein schonendes,
schnelles Verfahren, bisher sind
kaum Risiken bekannt und die Ne-
benwirkungen sind beeindruckend
gering“, erklärt Schönthaler. Der
Urologe ist sich sicher: „UroLift kann
bald als eine Standardtherapie ange-
boten werden!“
mehr
Lebensqualität
für Männer
Beim sogenannten UroLift wird das
Prostatagewebe zwischen zwei
Widerhaken zusammengedrückt und
die Harnröhre dadurch geweitet
50%
Symptomreduktion kann mit
UroLift erreicht werden
Das Verfahren hat mehrere Vorteile –
im Gegensatz zu allen anderen
operativen Verfahren wird hier
kein Gewebe entfernt
Das Uroli ft-verfahren
Kontakt
Dr. Martin Schönthaler
Klinik für Urologie
Telefon 0761 270-27120
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