

Die Kita der Uniklinik hat ihr Jubiläum zum 25-jährigen Bestehen lautstark gefeiert: Beim Trommelflohkonzert wurde gesungen,
getanzt und gehüpft und besonders die große Überraschung bestaunt.
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Seite 4
Die Zeitung für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen
Ausgabe 4/2015
Seit 25 Jahren ist Barbara Scholl
an der Uniklinik beschäftigt. Ab-
gesehen von Unterbrechungen
durch die Kinderphasen war die
57-Jährige als gelernte Kinder-
krankenschwester stets am Zen
trum für Kinder- und Jugendme-
dizin beschäftigt, zuletzt in der
Milchküche. Dort konnte sie
ihre Arbeit wegen ihrer gesund-
heitlichen Probleme nicht mehr
bewältigen. Das viele Stehen
verursachte ihr nach einem Un-
fall große Schmerzen; auch
Hilfsmittel brachten keine Abhil-
fe. Eine Arbeitsplatzbegehung
verlief ergebnislos. Barbara
Scholl konnte unter den in der
Milchküche gegebenen Bedin-
gungen nicht mehr arbeiten, sie
war über einen längeren Zeit-
raum arbeitsunfähig.
Seit 2014 ist Barbara Scholl
nach einer internen Weiterbil-
dung Kodierfachkraft. Doch bis
dahin lag ein langer Weg vor ihr.
2011 lernte Andrea Lackenber-
ger als Schwerbehindertenbeauf-
tragte Barbara Scholl kennen, die
bereits längere Zeit erkrankt war.
Andrea Lackenberger leitete da-
mals das sogenannte BEM-Ver-
fahren (Betriebliches Eingliede-
rungsmanagement) ein.
In diesem Verfahren klärt der
Arbeitgeber mit den Mitarbeite-
rinnen und Mitarbeitern, ob und
wie er etwas zu ihrer Gesundheit
beitragen kann. An der Uniklinik
gibt es dazu eine Dienstvereinba-
rung zwischen dem Personalrat,
der
Schwerbehindertenvertre-
tung und der Dienststelle. Betei-
ligt am Verfahren sind die
Schwerbehindertenvertretung,
der Geschäftsbereich Personal,
der Personalrat sowie der Be-
triebsärztliche Dienst als soge-
nanntes Integrationsteam.
„Das Verfahren ist vielen noch
unbekannt“, sagen Andrea La-
ckenberger und Ann-Christin
Blank, Juristin im Geschäftsbe-
reich Personal, „und oft haben
die Mitarbeiterinnen und Mitar-
beiter Sorge vor negativen Kon-
sequenzen.“ Dabei sollte das
BEM-Verfahren als Chance be-
griffen werden. Wer innerhalb ei-
nes Jahres länger als sechs Wo-
chen krank ist, wird automatisch
vom Geschäftsbereich Personal
angeschrieben und es wird ein
BEM-Verfahren angeboten. Die
Teilnahme an diesem Verfahren
ist freiwillig und niemand ist bei
den vertraulichen Gesprächen
verpflichtet, Diagnosen mitzutei-
len. Falls ein BEM-Verfahren
eingeleitet wird, werden die Un-
terlagen gesondert von der Perso-
nalakte geführt und nach Ab-
schluss des Verfahrens vernichtet.
Als Barbara Scholl nach langer
Krankheit wieder an ihren Ar-
beitsplatz zurückwollte, war ihre
Stelle neu besetzt. Was also tun?
Wieder gab es ein BEM-Ge-
Gemeinsam neue Chancen finden
spräch, erinnert sich Andrea La-
ckenberger. Und dann kam Dr.
Albrecht Zaiß ins Gespräch. Der
inzwischen pensionierte Leiter
der Stabsstelle Medizincontrol-
ling bot an, die Kinderkranken-
schwester zur Kodierfachkraft
weiterzubilden.
Eine Tätigkeit mit hoher Ver-
antwortung, denn die Fachkräfte
müssen sich sehr gut im DRG-
Abrechnungssystem auskennen.
2014 schloss Barbara Scholl ihre
interne Umschulung mit einem
Zertifikat erfolgreich ab. Die
Umstellung auf acht Stunden
Schreibtischarbeit „war kein Pro-
blem“, sagt sie.
Auch wenn es lange gedauert
hat, bis Barbara Scholl an einem
für sie passenden Arbeitsplatz an-
gekommen ist, war ihre Einglie-
derung durch BEM und die Wei-
terbildung dennoch ein großer
Erfolg. Nicht in jedem Beruf ist
das möglich. Schwieriger, so An-
BEM
Durch das Betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM) fand eine Kinderkrankenschwester
nach längerer Krankheit einen neuen Arbeitsplatz als Kodierfachkraft
drea Lackenberger, ist es insbe-
sondere, ungelernte Kräfte aus
Küche, Reinigung oder Wäsche-
rei nach Krankheit an andere, ge-
eigneteArbeitsplätze umzusetzen.
Die Eingliederung nach länge-
rer Krankheit und die damit ver-
bundene Hilfe für die Beschäf-
tigten ist eine zunehmende
Herausforderung für den Arbeit-
geber, denn: „Chronische Er-
krankungen nehmen zu“, sagt
Ann-Christin Blank. Es ist nicht
nur wichtig, „dass die Mitarbei-
terinnen und Mitarbeiter auf uns
zukommen“, sondern dass sich
auch Vorgesetzte und Abteilun-
gen engagieren, um für Betroffe-
ne geeignete Lösungen zu finden.