Informationsbroschüre für Patienten vor allogener Knochenmark-/Blutstammzelltransplantation - page 10

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Das Immunsystem
Bei der allogenen Transplantation wird nicht nur ein neues Blutsystem, son-
dern auch ein neues Immunsystem mit übertragen. Dies hat die Eigenschaf-
ten des Spenders und gewöhnt sich innerhalb von Monaten an Ihren Körper
(Toleranz). Die Lymphozyten des Spenderimmunsystems können eventuell
noch trotz der Konditionierungstherapie vorhandene bösartige Zellen erken-
nen und vernichten. Man nennt dies die „Transplantat-gegen-Leukämie/Lym-
phomreaktion“ (
G
raft-
v
ersus-
L
eukemia/
L
ymphoma-Reaction), GVL, die dazu
beiträgt, dass das Risiko eines Rückfalls (Rezidiv) Ihrer Erkrankung deutlich
verringert wird. Dieser GVL-Effekt wird durch Spenderlymphozyten-Infusi-
onen (Donor Lymphocyte Infusion, DLI) in der Zeit nach der Transplantation
ausgenutzt.
Nicht jeder Mensch kann für einen anderen einen Teil seiner Stammzellen
spenden. Auf den Blut- und Gewebezellen existieren Merkmale, die bei jedem
Menschen unterschiedlich zusammengesetzt sind. Während bei eineiigen
Zwillingen diese Oberflächenmerkmale komplett identisch sind, unterschei-
den sich alle anderen Menschen bezüglich der Zusammensetzung dieser HLA-
Gene (
H
uman-
L
eukozyten-
A
ntigen-Identität).
Die wichtigsten HLA-Gene sind in Gruppen zusammengefasst mit den Be-
zeichnungen A, B, C, DR und DQ. Wie bei den Blutgruppen (A, B, 0, AB) gibt
es Personen, die identische HLA-Genkombinationen besitzen. Und nur Men-
schen, die identisch beziehungsweise annähernd identisch sind bezüglich
ihrer Gewebemerkmale, kommen als mögliche Spender für eine Transplanta-
tion infrage. Die Blutgruppen spielen für die Transplantation keine Rolle; der
Patient nimmt nach der Transplantation die Blutgruppe des Spenders an.
IMMUNSYSTEM
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