Das Magazin 2 - 2013 - page 14-15

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ImHerzen zweier Flüsse
Wo Rhône und Saône zusammenfließen, liegt
das französische Lyon. Eine Stadt mit
einem großen kulturellen Erbe und zahlreichen
Restaurants mit deftiger regionaler Küche
Der erste Eindruck trügt. Wer sich Lyon
mit demAuto nähert, den begrüßen graue
Vororte mit hohen Mietshäusern. Dabei
birgt die Stadt in ihrem Kern kulturelle
Schätze, gute Restaurants und geheime
Gänge. Diese sogenannten Traboules sind
miteinander verbundene Passagen durch
Hausflure und Innenhöfe. Sie liegen ver-
teilt in den alten Vierteln (Croix-Rousse,
Presqu’île, Vieux Lyon) und erlauben es,
ungesehen eine Strecke parallel zu einer
Straße zurückzulegen. Ausgewiesene Tra-
boules sind für Besucher offen. In Vieux
Lyon laden die alten Gassen mit teils mit-
telalterlichen Bauten zum Spaziergang ein.
Besonders sehenswert ist die Kathedrale
Saint-Jean mit ihrer astronomischen Uhr
aus dem 14. Jahrhundert. Vieux Lyon liegt
am Fuße des Hügels Fourvière, unterhalb
der gleichnamigen Wallfahrtskirche. Die
weiße Basilika ist das Wahrzeichen Lyons
Lyon im Lichterglanz
Im 17. Jahrhundert gab es in der Gegend von Lyon eine Pestepidemie. Die
Lyonnaisen beteten zur Heiligen Jungfrau Maria, die Stadt davor zu be-
wahren. Wie einWunder blieb Lyon weitgehend verschont. Seither feiern
die Einwohner jedes Jahr am 8. Dezember die Fête des Lumières. Sie stel-
len Lichter in die Fenster, Gebäude werden farbig angestrahlt und neben
der Notre-Dame de Fourvière gibt es ein Feuerwerk: „Merci, Marie“.
Die weiße
Basilika
Notre-Dame
de Fourvière
ist eines der
Wahrzeichen
von Lyon
und bietet eine herrliche Aussicht über die
Stadt bis zu den schneebedeckten Gipfeln
der Alpen. Ein Blick in das prächtig ge-
staltete Innere lohnt sich. Nur eine Straße
weiter befinden sich zwei Amphitheater
aus römischer Zeit. Vom Hügel aus gut zu
erkennen ist auch einer der größten Plätze
Frankreichs: der Place Bellecour. Er liegt
zwischen den Flüssen, wie auch der Place
des Terreaux. Er ist von zwei wichtigen
Gebäuden umgeben: dem Rathaus und
dem Musée des Beaux-Arts. Hinter dem
Rathaus befindet sich die Oper von Lyon,
die der bekannte Architekt Jean Nouvel
renoviert hat. In Lyon gibt es noch viel
mehr zu entdecken: den Parc de la Tête
d’Or oder das Théâtre des Célestins mit
seinem prämierten unterirdischen Park-
haus. Lyon wird in Frankreich als „ville
de gueule“ (Gaumenstadt) bezeichnet.
Ein Restaurantbesuch ist also ein Muss.
Kontakt
Office du Tourisme et
des Congrès du Grand Lyon
Place Bellecour
Tel.: +33 (0)4 72 77 69 69
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Drahtseilakt
Der Anruf kommt um kurz nach zwei.
Ein junger, sterbenskranker Mann
geht ans Telefon, und eine Stimme
sagt: Wir haben ein passendes Spen-
derorgan für Sie. Auf diesen Anruf
hat er gewartet, diesen Anruf hat er
gefürchtet. Soll er es wagen, damit er
weiter da ist für sein Kind? Er nimmt
seine Tasche und lässt sich ins Berli-
ner Virchow-Klinikum fahren.
Von der Geschichte und Vorge-
schichte dieser Organtransplantation
handelt „Leben“: von den langen Ta-
gen und Nächten im Kosmos Kran-
kenhaus neben den wechselnden Bett-
nachbarn mit ihren Schicksalen und
Beichten – einem Getränkehändler
etwa, der heimlich seine Geliebte be-
sucht, oder einem libanesischen Flei-
scher, der im Bürgerkrieg beide Brü-
der verlor. Beim Zuhören bemerkt der
Protagonist zum ersten Mal, dass
auch er schon ein Leben hinter sich
hat. Und da, in seinem weißen Raum-
schiff Krankenbett, unterwegs auf ei-
ner Reise durch Erinnerungs- und
Sehnsuchtsräume, kreisen die Gedan-
ken: Wen hat er geliebt? Für wen
lohnt es sich zu leben? Und welcher
Mensch ist gestorben, sodass er wei-
terleben kann, möglicherweise als ein
anderer als zuvor? David Wagner hat
ein berührendes, nachdenklich stim-
mendes, lebenskluges Buch über ei-
nen existentiellen Drahtseilakt ge-
schrieben. Ohne Pathos und mit
stilistischer Brillanz erzählt er vom
Lieben und Sterben, von Verantwor-
tung und Glück – vom Leben, das der
Derwisch eine Reise nennt.
David Wagner: „Leben“
Rowohlt Verlag, 2013.
288 Seiten,
19,95 Euro
Die Traboules
dienten den
Widerständlern
im Zweiten
Weltkrieg als
Versteck
und Fluchtweg
Nachtschwärmer, Kunstinteres­
sierte und Liebhaber der
französischen Küche finden in Lyon
alles, was das Herz begehrt
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