Das Magazin 2 - 2013 - page 18-19

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Versorgung
rund umdie Uhr
Dank sorgfältiger Vorratsplanung könnte die
Klinikumsapotheke im Notfall das gesamte Klinikum
zwei Wochen lang mit Medikamenten
versorgen – drei Millionen Arzneimittelpackungen
werden pro Jahr auf die Stationen geliefert
Dr. Martin Hug, Leiter der Apotheke des
Universitätsklinikums Freiburg, betrach­
tet durch ein mannshohes Fenster eine
ganz besondere Maschine. Es ist ein Ro­
boter auf Schienen, der an zwei Regalen
entlangsaust. Mit seinem Arm greift er
eine Medikamentenpackung und manö­
vriert sie in eine weiße Kiste. „Das ist die
Bestellung für die Hautklinik. Ein Mit­
arbeiter ergänzt sie jetzt noch durch Pro­
dukte aus unserem Lager und bringt sie
dann zur Transportanlage“, erklärt Dr.
Hug. Die Maschine entlastet seine Mit­
arbeiterinnen und Mitarbeiter enorm.
Schließlich beliefern sie alle Stationen
des Klinikums und ihre Patienten im Jahr
mit mehr als drei Millionen Arzneimittel­
packungen. Von Ingwertee bis zum star­
ken Betäubungsmittel ist alles dabei.
Ein gut durchdachtes Bestell- und Lie­
fersystem unterstützt das Team der Apo­
theke, die über 3000 verschiedene Medika­
mente vorrätig hat. Täglich werden bis zu
8700 Produkte verschickt. Damit kein
Chaos entsteht, hat die Apotheke den ein­
zelnen Stationen ein- bis zweistündige
Zeitfenster zugewiesen, in denen die regu­
lären Arzneimittelbestellungen ausgelie­
fert werden. Zusätzliche oder dringende
Bestellungen können sie jederzeit abgeben.
„Haben wir etwas nicht vorrätig, ordern wir
es beim pharmazeutischen Großhandel
oder dem Hersteller und erhalten es in der
Regel innerhalb von wenigen bis maximal
24 Stunden“, sagt Dr. Hug. Kommt es je­
doch zu Lieferengpässen, kann es manch­
mal bis zu 36 Stunden dauern, bis der Pati­
ent sein Medikament erhält.
In Ausnahmefällen bestellen sie auch
Arzneimittel aus dem Ausland, die in
Deutschland nicht zugelassen sind. „Das
lässt das Arzneimittelgesetz dann zu,
wenn sich ein Patient in einer lebens­
bedrohlichen Situation befindet und nur
dieses Mittel helfen kann“, weiß Dr. Hug.
Viele Arzneimittel, von der speziellen
Hautcreme auf Rezept des Arztes bis hin
zu Betäubungsmitteln, stellen die Mitar­
beiter auch selbst her. Von den sogenann­
ten Zytostatika, die zur Krebstherapie
eingesetzt werden, produzieren sie patien­
tenindividuell jährlich über 53000 Stück.
Der Roboter saust auf
Schienen an den beiden
Regalen entlang und
greift die Medikamenten­
packungen heraus
Viele Arzneimittel stellt
die Klinikumsapotheke
im Labor selbst her.
Auch Zytostatika zur
Krebstherapie
Der Aufwand dafür ist zwar hoch – sie
werden in staub- und keimfreien Laboren
produziert –, spart jedoch Kosten und er­
höht die Sicherheit. Weil die Zytostatika
zum Teil nur wenige Stunden haltbar sind,
ist auch am Wochenende ein Labor be­
setzt. Für dringende Fälle gibt es rund um
die Uhr einen Ansprechpartner, der inner­
halb kürzester Zeit Medikamente anlie­
fert. Die Anlieferung ist durch ein gut
ausgebautes Transportsystem geregelt:
per unterirdischer Warentransportanlage,
Rohrpost, Transportdienst des Uniklini­
kums oder auch mal mit dem Taxi. In
den letzten Monaten muss sich die Klinik­
apotheke verstärkt einem großen Problem
stellen. Immer häufiger kommt es zu
Lieferschwierigkeiten der Pharmafirmen.
„Das hat viele Gründe. Einer ist, dass viele
Hersteller auf Bestellung produzieren, um
sich Lagerkosten zu sparen. Die Folge für
uns sind viel zu lange Wartezeiten“, er­
klärt Dr. Hug. „Mittlerweile kommt es
fast täglich zu Lieferengpässen, die wir
durch Herstellerwechsel und Eigenpro­
duktion von Medikamenten ausgleichen.
Bisher hat darunter aber noch kein Patient
leiden müssen.“ Das liegt auch an der
sorgfältigen Vorratsplanung der Klinik-
apotheke, die das gesamte Klinikum im
Notfall zwei Wochen lang mit Medika­
menten versorgen kann. Dafür ist sie im
ständigen Austausch mit den Stationen.
Dort erfährt sie, welche Menge an häufig
eingesetzten Medikamenten im Monat
durchschnittlich benötigt wird.
Das ist zum Beispiel für Human-Albu­
min wichtig. Dieses Plasmaprotein wird
aus Blut gewonnen und ist deshalb nur be­
grenzt verfügbar. „Wir müssen zu Jahres­
beginn eine Bedarfsmeldung abgeben
und die muss möglichst genau kalkuliert
sein“, erklärt Dr. Hug. Die Vorräte sind so
gut angelegt, dass die Klinikapotheke bei
diesem und anderen Produkten, im Ge­
gensatz zu manch anderem Krankenhaus,
bisher immer lieferfähig geblieben ist.
Ein gut durchdachtes
Bestellsystem unterstützt
das Team der Apotheke
Noch kein Patient musste
unter Lieferengpässen
von Medikamenten leiden
verschiedene Medikamente hat
die Apotheke vorrätig.
Vom Ingwertee bis zum starken
Betäubungsmittel ist alles
dabei. Täglich verschickt sie bis
zu 8700 Produkte
Dr. Martin Hug
leitet die Apotheke
des Universitäts­
klinikums Freiburg
3000
über
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