Das Magazin 2 - 2013 - page 13

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Für abstehende Ohren
gibt es drei Ursachen
Sogenannte Segelohren können
Karriere machen oder ihren
Besitzern zur seelischen Last werden.
Bei Kindern sollte die Ohrfehlstellung
noch vor dem Beginn der Schulzeit
chirurgisch korrigiert werden
Barack Obama regiert mit ihnen eine
Weltmacht, Will Smith und Kate Hudson
tragen sie mit Stolz. Brad Pitt wurde mit
ihnen zum schönsten Mann der Welt, hat
sich am Ende aber doch entschieden, sie
loszuwerden. Die Rede ist von abstehen-
den Ohren. „Segelohren“ können Karrie-
re machen, sie können ihrem Besitzer
aber auch zur seelischen Last werden.
„Wenn jemand seine abstehenden Ohren
als Makel empfindet oder ihretwegen ge-
hänselt wird, kann dies zu einer verzöger-
ten Persönlichkeitsentwicklung, gestör-
tem Selbstwertgefühl und Angst führen“,
erklärt Dr. Vincenzo Penna, Facharzt für
Plastische und Ästhetische Chirurgie und
Notfallmedizin an der Universitätsklinik
Freiburg. „Für diese Menschen gibt es die
Option, die Ohrfehlstellung chirurgisch
zu korrigieren.“
Abstehende Ohren sind die häufigste
am Kopf auftretende Fehlentwicklung, je-
des 20. Kind kommt mit ihnen zur Welt.
Jungen und Mädchen sind gleich häufig
betroffen. Im Prinzip gäbe es drei Ursa-
chen für abstehende Ohren, die einzeln
oder zusammen auftreten könnten, erklärt
der Chirurg. Es kann zu viel Ohrknorpel
vorhanden sein, der das Ohr vom Kopf
wegdrückt, oder dem Knorpel der Ohr-
muschel fehlt die typische Faltung, sodass
der obere Rand des Ohres absteht. Zuletzt
on kann ambulant durchgeführt werden
und dauert pro Ohr etwa 45 Minuten. Kin-
der würden grundsätzlich in Vollnarkose
operiert, bei Erwachsenen reiche eine lo-
kale Betäubung des Ohres. Dr. Penna hat
sich für eine besonders knorpelschonende
OP-Methode entschieden. „Ich verwende
zur Korrektur nur Nähte. Um zum Bei-
spiel eine fehlende Ohrfaltung auszuglei-
chen, falte ich den Knorpel und nähe
ihn in seiner neuen Form zusammen.“
Wenn man sich an die Nachsorgeregeln
halte, sei die Rezidivrate, die Gefahr also,
dass das Ohr in seine ursprüngliche ab­
stehende Form zurückkehrt, mit einem
Prozent sehr klein.
kann auch das Ohrläppchen zu groß sein.
In zwei Dritteln der Fälle ist die Fehlstel-
lung schon bei der Geburt zu sehen. „Bei
Säuglingen ist der Knorpel noch ganz
weich. Wenn die Ohren innerhalb der
ersten Tage nach der Geburt mit einem
Klebeverband fixiert werden, kann es ge-
lingen, die Fehlstellung zu korrigieren“,
erklärt Penna. Eine Otoplastik, die chirur-
gische Korrektur des abstehenden Ohres,
ist ab dem vierten Lebensjahr möglich.
„Ich rate dazu, die Ohren vor dem Schul-
beginn korrigieren zu lassen. So werden
nicht nur Fehlzeiten vermieden, das Kind
tritt seine Schulzeit auch mit einer ‚nor-
malen‘ Ohrform an“, erklärt Penna.
Etwa ab dem fünften Lebensjahr
seien Kinder laut Penna zuneh-
mend selbstbestimmt, nähmen
ihre Ohren als anders wahr.
„Ich operiere kein Kind, das
keine Beschwerden hat. Der
Wunsch nach einer OP muss
von dem kleinen Patienten
selbst kommen.“ Die Operati-
Kontakt
Klinik für Plastische- und
Handchirurgie
Dr. Vincenzo Penna
vincenzo.penna@uniklinik-
freiburg.de
Das Kind muss selbst den
Wunsch nach einer
operativen Korrektur haben
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