Das Magazin 2 - 2014 - page 20-21

Das Auto der Brückenpflege steht
schon bereit. Reiner Fritzsche ist gera-
de auf dem Sprung zu seinem Patien-
ten. Als Mitarbeiter dieses speziellen
Pflegedienstes des Tumorzentrums am
Universitätsklinikum Freiburg pendelt
er immer wieder zwischen dem Klini-
kum und seinen Patienten im Groß-
raum Freiburg.
Seit 20 Jahren besteht die Brü-
ckenpflege des Tumorzentrums Frei-
burg – CCCF. Seit 13Jahren ist Fritz-
sche schon dabei: „Man ist immer
auf Achse. Trotzdem schaffen wir es,
genug Zeit für die Betroffenenmitzu-
bringen. Wir sind an keine Pauschal-
zeiten gebunden und können uns so
den individuellen Bedürfnissen je-
des Einzelnen in Ruhe widmen.“
Aber was genau macht eigentlich
die Brücken-
pflege? Das sechsköpfige Team, be-
stehend aus vier Krankenschwestern
und zwei Krankenpflegern, widmet
sich der ambulanten Versorgung von
Krebskranken. „Wenn Patienten den
Wunsch äußern, das Krankenhaus
zu verlassen, um zuhause betreut zu
werden, sind wir die erste Anlauf-
stelle“, sagt Fritzsche.
Die Aufgabe des Teams ist es, in
engem Kontakt mit Ärzten, Pflege-
diensten, Sozialarbeitern und an-
deren Institutionen eine optimale
Versorgung in häuslicher Umgebung
zu gewährleisten. Fritzsche betont:
„Kommunikation spielt in unse-
rem Beruf eine große Rolle. Wir
bauen sozusagen eine Brücke zwi-
schen Klinikum und Zuhause.“
Die Brückenpflege wurde Ende der
1980er Jahre vom Land Baden-Würt-
temberg und den Krankenkassen-
trägern für schwerkranke Krebspa-
tienten ins Leben gerufen. Sie ist
einzigartig, kein anderes Bundes-
land verfügt über ein vergleichbares
Angebot. Aus Freiburg ist sie seit
1994 nicht mehr wegzudenken. Ge-
rade Krebspatienten haben oft sehr
lange Krankenhausaufenthalte.
Über Patientenbefragungen wur-
de festgestellt, dass diese Gruppe
einen besonders starkenWunsch be-
sitzt, so lange wie möglich zuhause
betreut zu werden, anstatt lange sta-
tionäre Aufenthalte zu haben. „Wir
als Brückenpfleger und -pflegerin-
nen möchten diesen Menschen ein
selbstbestimmtes Leben im eigenen
Umfeld ermöglichen“, so Fritzsche.
Die Anfragen, die die Brücken-
pfleger in ihrem Büro in der Robert-
Koch-Klinik entgegennehmen, sind
dementsprechend hoch. „Jedes Jahr
können wir circa 300 Patienten auf-
nehmen. Die Nachfrage ist jedoch
wesentlich höher“, sagt Fritzsche.
E INE BRÜCKE
ZUM PATI ENTEN
Ein Teil der Krebskranken,die von
der Brückenpflege betreut werden,
sind in kurativer Behandlung. Das
bedeutet, dass ihre Behandlung auf
die Heilung der Krebserkrankung
abzielt. Der größte Teil der Patienten
wird allerdings palliativ behandelt.
Ihnen wird zum Beispiel mit einer
Schmerztherapie geholfen, die auf
eine Linderung akuter und chroni-
scher Schmerzzustände abzielt. Die
ursächliche Erkrankung kann da-
durch jedoch nicht bekämpft werden.
„Unsere Patienten sind so einzig-
artig wie Zebras. Es gibt keine zwei
gleichgestreiften. So unterschied-
lich wie die Erkrankung, das Umfeld
und das Leiden der Patienten sind,
so unterschiedlich sind auch die Be-
dürfnisse. Wir müssen uns auf jeden
Menschen neu einstellen und seine
individuellen Bedürfnisse wahrneh-
men. Das ist die Kunst“, sagt Fritz-
sche – und eilt zu seinem nächsten
Einsatz. Denn heute steckt das Be-
reitschaftstelefon der Brückenpflege
in seiner Tasche. Unter der Notfall-
nummer ist er diese Nacht rund um
die Uhr erreichbar.
Die Kollegen und Kolleginnen
wechseln sich mit der Rufbereit-
schaft ab, sodass Patienten bei
akuten Beschwerden auch nachts
immer einen ausgeschlafenen,
sicheren Ansprechpartner haben,
der Hilfe leistet. „Der Patient soll
wissen, dass das Universitätsklini-
kumFreiburg ihn nicht alleine lässt.“
Die Diagnose Krebs trifft die meis-
ten Menschen völlig unerwartet.
Nicht nur für Patienten, sondern
auch für Angehörige verändert die
Krankheit den Lebensalltag. Letz-
tere wissen oft nicht, wie sie mit
der Krankheit umgehen sollen. Aus
diesem Grund nimmt das Team der
Brückenpflege auch eine beratende
Funktion wahr. Es leistet aktive Hil-
festellung und steht in engem Kon-
takt mit Angehörigen. „Wir wollen
die Angst vor der Krankheit nehmen,
indem wir Lebenspartner oder auch
die Kinder der betroffenen Person
mit einbeziehen und möglichst gut
auf die Situation vorberei-
ten“, sagt Reiner Fritzsche.
Die Brückenpflege steht auch
in engem Kontakt mit der
Psychosozialen Krebsbera-
tungsstelle und „Tigerherz
…wenn Eltern Krebs haben“. Dort
haben die Mitarbeiter immer ein
offenes Ohr für Kinder, deren Eltern-
teil von einer Krebserkrankung be-
troffen ist.
„Wir müssen uns auf jeden
Menschen neu einstellen und
seine individuellen Bedürfnisse
wahrnehmen. Das ist die Kunst“
SEIT 20 JAHREN
RAT UND TROST FÜR PATI ENTEN UND ANGEHÖRIGE
SPENDEN
Universitätsklinikum Freiburg
Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau
IBAN DE04680501010015000150
BIC FRSPDE66
Verwendungszweck:
Brückenpflege 3411 7008 00
Weitere Informationen:
„Man ist immer auf Achse.
Trotzdem schaffen wir es, genug Zeit
für die Betroffenen mitzubringen“
Menschen nutzen pro Jahr
die Brückenpflege
© typogretel - photocase
300
21
2 | 2014
2 | 2014
20
1...,2-3,4-5,6-7,8-9,10-11,12-13,14-15,16-17,18-19 22-23,24-25,26-27,28-29,30-31,32
Powered by FlippingBook