Das Magazin 2 - 2014 - page 22-23

F IT DURCH SPORT
Seit zehn Jahren bietet das Universi-
tätsklinikum Sportprogramme für Men-
schen mit Krebs an. Denn regelmäßige
körperliche Aktivität hilft nicht nur vor-
beugend, sondern auch in der Behand-
lung von chronischen Erkrankungen.
Studien weisen darauf hin, dass
mangelnde Bewegung und deren
Folgeerscheinungen Einfluss auf
die Entstehung von bestimmten
Tumorerkrankungen haben. Zudem
liegen Untersuchungen vor, dass
durch körperliche Aktivität auch
das Wiederkommen der Erkrankung
verringert werden kann. Die Kli-
nik für Innere Medizin I des Uni-
versitätsklinikums Freiburg mit
dem Schwerpunkt Hämatologie,
Onkologie und Stammzelltrans-
plantation hat schon vor zehn Jah-
ren den Bereich der „Sportonkolo-
gie“ eingerichtet. Seit 2004 haben
Tumorpatientinnen und -patienten
die Möglichkeit, während oder nach
ihrer Therapie an einem für sie in-
dividuell angepassten Bewegungs-
und Sportprogramm teilzunehmen.
In der Sportonkologie unter-
stützt gut ausgebildetes Fachper-
sonal ambulante Patienten bei der
Genesung. Das Team besteht aus
Ärzten, fachkundigen Sport- und
Physiotherapeuten sowie Sport-
wissenschaftlern. „Wir pflegen den
persönlichen Kontakt zum Patien-
ten und beaufsichtigen die einzel-
nen Trainingseinheiten“, sagt Sarah
Kneis, Sportwissenschaftlerin in der
Sportonkologie am Tumorzentrum
Freiburg – CCCF.
Der Trainingsschwerpunkt liege
dabei in einem ausgewogenen Ver-
hältnis von Kraft-, Ausdauer- und
Koordinationstraining und berück-
sichtige stets die aktuelle Belast-
barkeit des Patienten, sagt Kneis.
Darüber hinaus bietet die Sportonko-
logie in der „Onko-Walking-Gruppe“
ambulanten Patienten während oder
nach der Krebstherapie die Möglich-
keit, einmal proWoche mit Gleichge-
sinnten körperlich aktiv zu werden.
Vor Trainingsbeginn findet ein
persönliches
Beratungsgespräch
statt, in welchem die Trai-
ningsziele sowie ein spezifi-
scher Trainingsplan erarbeitet
werden und gegebenfalls über
eine weitere Diagnostik der
individuellen Herz-Kreislauf-
Belastbarkeit beraten wird.
Ein Einstieg ist jederzeit möglich.
Die Diagnose „Krebs“ löst bei den
Betroffenen oft Unsicherheit und
Ängste aus: Angst vor der Therapie,
vor den Nebenwirkungen und vor der
Zukunft. Die verringerte Leistungs-
fähigkeit beeinflusst bei Tumorpati-
enten neben dem körperlichen auch
den seelischen Zustand. Erschwe-
rend tritt häufig als Nebenwirkung
einer Chemotherapie eine starke
Müdigkeit auf, auch „Fatigue-Syn-
drom“ genannt. Es wird unter ande-
rem durch einen Abbau der Musku-
latur, veränderte Blutwerte und ein
erhöhtes Ruhebedürfnis verursacht.
Allgemein machen sich in dieser Si-
tuation häufig Antriebsarmut und
Niedergeschlagenheit breit und oft
stellen sich die Patienten die Fra-
ge: „Was kann ich zur Verbesserung
meines Zustandes tun?“
Sarah Kneis rät: „Körperliche Ak-
tivität und Bewegung spielen bei
krebskranken Patienten während
und nach der Krebsbehandlung eine
wichtige Rolle.“ Durch gezielte und
regelmäßige Aktivität könne dem
Zustand ausgeprägter körperlicher
und seelischer Erschöpfung entge-
gengewirkt werden. Studienergeb-
nisse zeigen, dass eine individuell
angepasste Sporttherapie die Leis-
tungsfähigkeit von Krebspatienten
verbessert beziehungsweise wäh-
rend der Therapie erhält und damit
einen wichtigen Beitrag zur Lebens-
qualität der Patienten leistet.
In den letzten Jahren wurde so-
mit das alte Motto „Schonung statt
Bewegung“ wissenschaftlich wie-
derlegt. Sport und Bewegung wir-
ken sich positiv auf die Folgen der
Tumorerkrankung aus und verrin-
gern auch die Nebenwirkungen nach
Chemo- oder Strahlentherapie. Es
habe ein Paradigmenwechsel statt-
gefunden, sagt Sarah Kneis. Das
neue Motto laute nun: „Bewegung
statt Schonung.“
BEWEGUNG STATT SCHONUNG
Info
/
patienten/praevention/sport-onkologie
Körperliche Aktivität und Bewegung
spielen bei krebskranken Patienten
während und nach der Krebsbehandlung
eine wichtige Rolle
Studienergebnisse zeigen, dass eine individuell
angepasste Sporttherapie die Leistungs-
fähigkeit von Krebspatienten verbessert
beziehungsweise während der Therapie erhält.
Sie leistet damit einen wichtigen Beitrag zur
Lebensqualität der Patienten
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