Das Magazin 3 - 2014 - page 26-27

Noch beliebter als E-Learning ist bei
den jungen Medizinern eine Lehrme-
thode, die alles andere alsmodern ist:
Lernen an Moulagen. Dabei handelt
es sich um lebensnahe dreidimen-
sionale Wachsmodelle von Hautbe-
funden, gewissermaßen „Madame
Tussauds Wachsfigurenkabinett der
Dermatologie“. Noch zu Beginn des
20. Jahrhunderts waren diese Nach-
bildungen in der medizinischen
Ausbildung regulär im Einsatz, bis
sie schließlich von der Farbfotogra-
fie abgelöst wurden. Nur noch weni-
ge Institute besitzen heute Moula-
gen. Die Freiburger Sammlung mit
über 800 verschiedenen Modellen
gehört zu den größten Deutschlands.
Vor sieben Jahren hat die Klinik für
Dermatologie und Venerologie diese
für die Lehre wiederentdeckt und
fest in den Studen-
tenunterricht
integr ier t.
Hautbefun-
de können am realistischen Modell
detailgetreu studiert, inspiziert und
miteinander verglichen werden, wie
es am Patienten aus verständlichen
Gründen nicht möglich wäre. Auch
seltene Krankheiten oder verschie-
dene Krankheitsstadien nebenein-
ander bekommen die Studierenden
so zu Gesicht.
32 Moulagen sind im „Uniseum“,
dem Museum der Universität Frei-
burg, zusammen mit biologischen
und medizingeschichtlichen Objek-
ten öffentlich ausgestellt.
ÖFFNUNGSZE ITEN DES UNI SEUMS
Donnerstag 14 bis 18 Uhr
Freitag 14 bis 20 Uhr
Samstag 14 bis 18 Uhr.
FAST WI E BE I MADAME TUSSAUDS
Ein weiterer Grund für den Fokus
auf E-Learning ist die Fülle des Stof-
fes. Vorlesungen haben oft eine sehr
hohe Informationsdichte, worunter
die Konzentration und Aufnahme-
fähigkeit leiden können. Online hin-
gegen können die Studierenden in
Ruhe mitschreiben, eine Erklärung
wiederholt anhören oder auch ein-
mal auf „Pause“ drücken. Raum für
Fragen bietet ein Forum im Internet,
das von den Dozenten und einer stu-
dentischen Hilfskraft betreut wird.
Das E-Learning-Konzept der Kli-
nik für Dermatologie und Venerolo-
gie besteht seit 2008 und ist seitdem
nach und nach ausgebaut und ver-
feinert worden. Anfangs als zusätz-
liches Angebot eingeführt, zogen
die angehenden Medizinerinnen
und Mediziner die Podcasts bald den
klassischen Vorlesungen vor. „Wir
nehmen die Rückmeldungen sehr
ernst“, sagt Jakob, „und entwickeln
u n s e r e
Konzepte
stetig wei-
ter.“
Damit eine angemes-
sene Lernumgebung ge-
wahrt wird und sensible Daten
geschützt bleiben, sind die Podcasts
passwortgesichert und können nur
angehört, nicht aber herunterge-
laden werden. Eine Nutzung auf
Mobiltelefonen ist ebenfalls nicht
möglich. Zusätzlich zu den Vorle-
sungen und Seminaren steht online
eine Sammlung von Fallbeispielen
und Abbildungen zur Verfügung,
die die Freiburger in Kooperation mit
Schweizer Universitäten erstellt ha-
ben, sowie die Möglichkeit zu spiele-
rischem Lernen in „Derma-Vegas“.
Die Verzahnung von elektroni-
schem und direktem Unterricht
gelingt durch einen mehrstufigen,
modularen Aufbau. Die Diagnostik
des schwarzen Hautkrebses zum
Beispiel wird zunächst in einem On-
line-Seminar erklärt und anschlie-
ßend im Praktikum anhand von
Fallbeispielen erneut aufgegriffen.
In einer weiteren Einheit werden die
Untersuchungen geübt und selbst
durchgeführt. Tatsächlich seien die
Studierenden seit Einführung des
E-Learnings im Praktikum besser
vorbereitet, so Jakob. Auch wenn
es letztlich jeder selbst in der
Hand habe – durch das On-
line-Angebot gebe es kei-
nen Grund mehr, eine
Vorlesung zu verpassen.
Für ihr Engagement
in der Lehre ist die Kli-
nik für Dermatologie und
Venerologie bereits mehr-
fach ausgezeichnet worden,
unter anderem 2010 mit
dem Universitätslehrpreis
der Albert-Ludwigs-Univer-
sität Freiburg und dem Preis
für herausragende Lehrveranstal-
tungen der medizinischen Fakultät.
Auch die Evaluation durch die Stu-
dierenden spricht eine klare Spra-
che: Mehr als 90 Prozent bewerten
die Online-Vorlesungen mit gut oder
sehr gut.
E-Learning ist zu einer etablier-
ten Lehrmethode geworden, ohne
dass dabei auf Altbewährtes ver-
zichtet werdenmuss. „DasWichtigs-
te ist, die Studierenden für das Fach
zu begeistern und eine möglichst
gute Verankerung des Wissens zu
erreichen“, sagt Professor Jakob. Das
gelingt imHörsaal, amWachsmodell
(siehe nächste Seite) oder eben zu
Hause vor dem Computer.
Das Wichtigste ist, die Studierenden für
das Fach zu begeistern und eine möglichst
gute Verankerung des Wissens zu erreichen
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