Das Magazin 3 - 2014 - page 8-9

TITE LTHEMA
Die Wohlstands- und Volkskrankheit
Diabetes mellitus ist auf dem Vor-
marsch. Weltweit leiden an ihr fast 400
Millionen Menschen. Die Dunkelziffer
ist mindestens genauso groß. Doch
nun gibt es einen Hoffnungsschimmer
am Horizont: Am Universitätsklinikum
Freiburg forscht ein interdisziplinäres
Team von Wissenschaftlern an einer
neuen Behandlungsmöglichkeit des
Typ-2-Diabetes, die revolutionär sein
könnte.
Professor Dr. Jochen Seufert ist
Leiter der Abteilung für Endokrinolo-
gie und Diabetologie in der Klinik für
Innere Medizin II am Universitäts-
klinikum Freiburg. Seine Abteilung
ist zum einen für die Versorgung der
Erkrankten zuständig, doch dane-
ben steht auch die Suche nach neuen
Therapien im Fokus. Gemeinsammit
einem interdisziplinären Team er-
forscht Seufert die Volkskrankheit
Typ-2-Diabetes, also den Diabetes
mellitus oder umgangssprachlich
„Zucker“, an der weltweit immer
mehr Menschen leiden.
Die ersten Symptome sind meist
rapide
Gewichtsabnahme,
ver-
schwommenes Sehen und andau-
erndes Durstgefühl mit häufi-
gem Wasserlassen. „Auch wenn
man mit einem Typ-2-Diabetes
zwischenzeitlich gut le-
ben kann, birgt die Krankheit viele
Gefahren“, sagt Seufert. Zudem ken-
nen gut 50 Prozent aller bereits von
Diabetes betroffenen Menschen ihre
Diagnose nicht. Viele Betroffene
müssen irgendwann eine Insulin-
therapie beginnen, um ihre krank-
haften Zuckerwerte in den Griff zu
bekommen. Dies beruht auf der Tat-
sache, dass bei Typ-2-Diabetes die
körpereigene Insulinproduktion in
der Bauchspeicheldrüse fortschrei-
tend und bislang unaufhaltsam
weniger wird.
Nun versuchen die Freiburger
Forscher das bisher Unmögliche:
Sie möchten diesen Prozess des
chronischen Funktionsverlusts
der Insulin-produzierenden Be-
ta-Zellen in der Bauchspeichel-
drüse aufhalten oder sogar
© dimedrol68 - Fotolia.com
400
Millionen Menschen welt-
weit litten 2011 an Diabetes
50%
aller von Diabetes
betroffenen Menschen
kennen ihre Diagnose nicht
HOFFNUNG AM HORIZONT
umkehren. Gelingt das, könnte in
naher Zukunft ein Medikament ent-
wickelt werden, das die körpereigene
Insulinproduktion bei Typ-2-Diabe-
tikern erhält oder sogar regeneriert.
„Das langfristige Ziel ist es, bei Pati-
enten, die nur noch über wenig kör-
pereigene Insulinproduktion verfü-
gen, diese durch externe Zufuhr von
Beta-Zell-spezifischen Botenstoffen
wieder anzuregen“, so Seufert. Bis
dahin ist es noch einweiterWeg, aber
die ersten Grundsteine sind gelegt.
Für die Patienten wäre ein Erfolg
wegweisend. Denn die Internatio-
nal Diabetes Federation errechnete,
dass 2011 weltweit fast 400 Milli-
onen Menschen an Typ-2-Diabetes
erkrankt waren. Die Dunkelziffer
ist zusätzlich etwa genauso hoch.
Prognosen zufolge sollen es im
Jahr 2030 schon mehr als 550 Milli-
onen Erkrankte sein.
„Der Typ-2-Diabetes zählt für mich
ganz klar zu den ernstzunehmenden
Volkskrankheiten“, bestätigt Jochen
Seufert. Denn auch vor jun-
gen Menschen macht die
Krankheit nicht Halt.
8-10
Jahre zu spät wird im
Schnitt der Diabetes Typ 2
diagnostiziert
Auch wenn man mit einem
Typ-2-Diabetes zwischenzeitlich gut
leben kann, birgt die Krankheit
viele Gefahren
© Natika - Fotolia.com
© tarasov_vl - Fotolia.com
© bergamont - Fotolia.com
9
03 | 2014
03 | 2014
8
1,2-3,4-5,6-7 10-11,12-13,14-15,16-17,18-19,20-21,22-23,24-25,26-27,...28
Powered by FlippingBook