Das Magazin 3 - 2014 - page 20-21

Informationen
NETZWERKEN
FÜR PATI ENTEN
Vor allem aber profitieren die
Patienten, denn diese werden so
optimal betreut und erhalten die
bestmögliche Behandlung
MIT KOMPLEXEN
BEWEGUNGSSTÖRUNGEN
KRANKHE ITSB I LDER BE I BEWEGUNGSSTÖRUNGEN
Bewegungsstörungen werden durch eine fehlerhafte Steuerung
im zentralen Nervensystem verursacht. Ihr berühmtester Vertre-
ter ist der Morbus Parkinson, bei dem Patienten unter Muskel-
starre, Bewegungsarmut und einem starken Zittern der Hände
leiden. Daneben gehören noch zahlreiche andere Krankheitsbilder
in diese Gruppe. Dystonien zum Beispiel sind schmerzhafte Mus-
kelkontraktionen, die den Körper zuweilen in abnorme Positionen
verrenken; die Erkrankung Chorea Huntington ist vor allem durch
unkontrollierbare und unwillkürliche Bewegungen der Extremitä-
ten und des Gesichts gekennzeichnet.
Als komplexe Bewegungsstörung wird eine Erkrankung dann
bezeichnet, wenn sie nicht mehr mit einer konventionellen me-
dikamentösen Therapie zu beherrschen ist. Dann kommen wei-
terführende, sogenannte adjuvante Verfahren in Frage. In der Par-
kinson-Therapie setzen Ärzte mit Erfolg die Tiefe Hirnstimulation
ein, bei der Elektroden im Gehirn die Erkrankung beeinflussen. Zu
den weiteren adjuvanten Verfahren zählen zum Beispiel program-
mierbare Medikamenten-Pumpen, ähnlich wie Insulin-Pumpen
bei Diabetikern, die helfen, Medikamente individuell und gleich-
mäßiger zu dosieren. Die krankhaft kontrahierten Muskeln bei
Dystonien werden mit Botulinumtox (Botox) gezielt entspannt.
Kontakt
Prof. Dr. Volker-Arnd Coenen,
Stereotaktische Neurochirurgie
Dr. Michel Rijntjes, Neurologie
sowie der Parkinson-Klinik Wolfach
im Schwarzwald (Chefarzt Profes-
sor Dr. Wolfgang Jost) das Netzwerk
für Komplexe Bewegungsstörungen
(KOBE).
Bei gemeinsamen Fortbildungen
können sich Ärzte aus der Klinik
mit niedergelassenen Kollegen über
Neuerungen in der Wissenschaft
und die Behandlung von Bewe-
gungsstörungen austauschen, aber
auch über schwierige Patienten-
fälle. Schließlich sollen Patienten
mit fortgeschrittener Erkrankung
frühzeitig Hilfe durch ergänzende
Therapien erhalten. Falls Fragen
auftreten, finden niedergelassene
Kollegen im KOBE-Netzwerk einen
Ansprechpartner für die Indikati-
onsstellung dieser weiterführen-
den Therapien, das heißt, wann
welche Maßnahme angebracht ist,
und deren Handhabung im weiteren
Verlauf – mit kurzen Wegen in die
Spezialsprechstunden. „Die Ärzte
des Universitätsklinikums wiede-
rum gewinnen durch komplizierte
Fälle an Expertise“, erklärt Rijnt-
jes. „Vor allem aber profitieren die
Patienten, denn diese werden so
optimal betreut und erhalten die
bestmögliche
Behandlung.“
Im
Ma i
diesen Jahres
fand zum ers-
ten Mal der KOBE-Workshop statt,
bei dem renommierte Experten aus
dem stationären und ambulanten
Bereich die Zuhörer auf den neus-
ten Stand der Wissenschaft und Be-
handlungsmöglichkeiten brachten.
Nicht nur niedergelassene Neurolo-
gen sind Teil des KOBE-Netzwerks,
auch Reha-Ärzte, die die Patienten
nach der Anwendung eines ergän-
zenden Verfahrens betreuen, nah-
men teil. „Der erste der drei Work-
shop-Tage richtete sich außerdem
speziell an Pflegepersonal, Physio-
und Ergotherapeuten“, sagt Coenen.
Die Veranstaltung soll im kom-
menden Mai wiederholt werden. Im
Herbst 2014 fand zudem die erste
Fallkonferenz des Netzwerks statt.
„Hier konnten Niedergelassene be-
sonders komplizierte Fälle aus ihrer
Praxis vorstellen, deren optimale
Behandlung im Anschluss disku-
tiert wurde“, sagt Rijntjes. Zusätzlich
seien bereits seit einiger Zeit ambu-
lant tätige Ärzte zu den wöchentli-
chenklinikinternenWeiterbildungen
der Neurologie und Stereotaktischen
Neurochirurgie eingeladen. „Unser
Ziel ist, dass alle, die an der Versor-
gung von Patienten mit komplexen
Bewegungsstörungen beteiligt sind,
als ein großes Team zusammen
arbeiten.“
„Unser Ziel ist, dass alle, die an der Versorgung von
Patienten mit komplexen Bewegungsstörungen
beteiligt sind, als ein großes Team zusammen arbeiten“
Für Menschen mit Bewegungsstörun-
gen können selbst Tätigkeiten wie Ge-
hen oder Essen eine Hürde darstellen.
Neurochirurgen und Neurologen des
Universitätsklinikums Freiburg haben
nun das „Netzwerk für Komplexe Be-
wegungsstörungen (KOBE)“ gegrün-
det. Sie möchten in Zusammenarbeit
mit niedergelassenen Ärzten die Be-
treuung von Patienten mit fortge-
schrittener Erkrankung verbessern.
In der Regel werden Patienten
mit Bewegungsstörungen wie Par-
kinson, Dystonie oder Essentiellem
Tremor in niedergelassenen Praxen
betreut. Doch diese können nicht
alle weiterführenden Therapien vor
Ort anbieten. Für die unterstützen-
de und weiterführende Behandlung
treten dann größere Zentren wie das
Universitätsklinikum Freiburg ein.
Meist handelt es sich bei fortschrei-
tender Krankheit um Symptome wie
Muskelstarre, Zittern oder unwill-
kürliche Bewegungen, die anfangs
mit Medikamenten kontrolliert wer-
den konnten.
„Verschlechtert sichderZustanddes
Patienten, sind weiterführende Maß-
nahmen wie Medikamenten-Pumpen
oder Tiefe Hirnstimulation sinnvoll“,
erklärt Professor Dr. Volker-Arnd
Coenen, Ärztlicher Leiter der Ste-
reotaktischen und Funktionellen
Neurochirurgie des Universitätskli-
nikums Freiburg. Um eine engere Zu-
sammenarbeit zwischen den ambu-
lanten Versorgern und demKlinikum
zu fördern, gründete Coenen zusam-
men mit der Neurologie des Univer-
sitätsklinikums Freiburg (vertreten
durch Dr. Michel Rijntjes, Oberarzt)
© kallejipp - photocase.com
21
03 | 2014
03 | 2014
20
1...,2-3,4-5,6-7,8-9,10-11,12-13,14-15,16-17,18-19 22-23,24-25,26-27,28
Powered by FlippingBook