Das Magazin 3 - 2014 - page 16-17

Die Mutter aller Zellen des Blutes
ist die Blutstammzelle, ihre Wiege
ist das Knochenmark. Wenn dieser
Geburtsort angegriffen wird, zum
Beispiel durch eine Chemotherapie
oder bösartige Erkrankungen wie
Leukämien, kann die Blutbildung
gestört werden. In manchen Fällen
besteht für den Patienten nur dann
eine Chance auf Heilung, wenn sein
Vorrat an „Mutterzellen“ durch eine
Stammzellspende ersetzt wird. Frü-
her wurde die Spende durch eine auf-
wändige
Knochenmarkentnahme
gewonnen, dank der Leukapherese
ist das Sammeln von Stammzellen
heute fast so einfach wie eine Blut-
spende.
Das Universitätsklinikum Frei-
burg ist Deutschlands größtes Zen-
trum für die Transplantation von
Stammzellen. Eine spezielle Form
der Leukapherese, die Stammzella-
pherese, nimmt an dem Klinikum
eine ganz besondere Rolle ein. „Pro
Jahr führenwir etwa 250 Stammzell-
transplantationen durch“, erklärt
Professor Dr. RalphWäsch, Leiter der
Sektion Medizinische Zelltherapie
und Zellforschung (SMZZ) der Me-
dizinischen Klinik I. Für jede Trans-
plantation werden in der Tagesklinik
für Leukapherese Stammzellen per
Apherese gewonnen. Diese können
entweder vom Patienten selbst (au-
tologe Transplantation) oder von
einem Familien- oder Fremdspender
gesammelt werden (allogene Trans-
plantation).
Dafür erhält der Patient eine
„Mobilisierungschemotherapie“ und
Wachstumsfaktoren. Der Familien-
oder Fremdspender bekommt aus-
schliesslich Wachstumsfaktoren.
Beides sorgt dafür, dass die Blut-
stammzellen aus dem Knochenmark
ins Blut ausgeschwemmt werden.
„Bei Familien- oder Fremdspen-
dern kann die Apherese ambulant
durchgeführt werden. Bei der auto-
logen Stammzellsammlung kommt
es auf den Gesundheitszustand des
Patienten an, ob er ambulant oder
stationär gesammelt werden muss“,
sagt Wäsch. Eine Leukapherese dau-
ert maximal fünf Stunden, durch-
schnittlich können mit ein bis zwei
Sitzungen genug Zellen für eine
Transplantation gesammelt werden.
Die Nebenwirkungen, die der
Spender in Kauf nehmen muss, hal-
ten sich in Grenzen. „Die Vorberei-
tung mit Wachstumsfaktoren kann
zu Grippe-artigen Symptomen und
einem Druckgefühl in den Knochen
führen. Beides verschwindet aber
nach der Spende“, sagt Wäsch. Die
Leukapherese selbst sei ein gut ver-
trägliches Verfahren. „Die Stamm-
zellapherese hat die Entnahme von
Blutstammzellen aus dem Knochen-
mark im Operationssaal weitgehend
abgelöst“, erklärt der Hämatologe.
„Die Stammzelltransplantation ist
in der Inneren Medizin nicht weg zu
denken und wird auch in den nächs-
ten Jahren nicht an Bedeutung ver-
lieren.“
Eigenschaft nutzen die Freiburger
Forscher für das CARL-Verfahren.
„Innerhalb von zwei Tage sam-
melt sich in Liposomen verpacktes
Zytostatikum im Tumor. Aufgrund
der besonderen Architektur des
Tumors kann es diesen dann nicht
mehr verlassen. Wenn die maximale
Anreicherung erfolgt ist, zirkulieren
allerdings immer noch etwa 70 Pro-
zent des verabreichtenMedikaments
im Blut, die dann in anderen Gewe-
ben zu Schäden führen“, erklärt der
Chemiker Pütz. „Das Herz wird zwar
nicht mehr angegriffen, doch jetzt
sind Schleimhäute und beanspruch-
te Hautpartien betroffen, was als
‚Hand-Fuß-Syndrom‘
bezeichnet
wird und bei etwa der Hälfte der Pa-
tientinnen auftritt.“
Manchmal seien die Beschwer-
den so stark, dass die Therapie ab-
gebrochen werden muss. „Bei der
CARL-Therapie lassen wir das Zy-
tostatikumzwei Tage lang einwirken
und entfernen dann den überschüs-
sigen Wirkstoff per Plasmapherese.“
Aufgrund der geringen Patienten-
zahl sei die Aussagekraft der Studie
zwar begrenzt, aber erste Ergebnis-
se mit fünfzehn Patientinnen seien
überzeugend. „Die Wirksamkeit von
Doxorubicin scheint durch die Ent-
fernung nicht beeinflusst zu wer-
den, die Nebenwirkungen aber sind
deutlich verringert. Das Hand-Fuß-
Syndrom trat nur bei einer Patientin
auf“, sagt Pütz.
Da die Nebenwirkungen durch die
CARL-Therapie gesenkt werden, soll
in einer Folgestudie geklärt werden,
ob die Forscher die Dosis des Medi-
kaments und dadurch dessen Wirk-
samkeit steigern können.
STAMMZELLEN ERNTEN ZUR LEUKÄMI E -BEHANDLUNG
250
Stammzelltransplantationen
werden jährlich am Universitäts-
klinikum Freiburg durchgeführt
Dank der Leukapherese ist
das Sammeln von Stammzellen
heute fast so einfach wie eine
Blutspende
Welche Krankheit hat ihren Schrecken verloren?
Ihr Lösung schicken Sie bitte an das
Universitätsklinikum Freiburg
Redaktion
Hugstetter Straße 49 | 79106 Freiburg
oder per Mail an
Gewinnen können Sie einen 100-Euro-Gutschein der Buchhandlung
Rombach, Freiburg. Einsendeschluss ist der 31. Januar 2015.
Die Lösung der Ausgabe 02/2014 lautet: Jubiläum des fünfjährigen Bestehens
Gewonnen hat: Burkhard Tapp aus Sasbach
Herzlichen Glückwunsch!
GEWINNSPI EL
ANSPRECHPARTNER
in Freiburg für Patienten, die Chemotherapie und CARL am Universitätsklinikum
Freiburg bekommen:
Dr. med. Beate Rautenberg | Chemotherapieambulanz der Frauenklinik
für Patienten, die ihre Chemotherapie außerhalb des Universitätsklinikums
bekommen und nur eine CARL-Apherese in Freiburg bekommen:
Dr. med. Stefan Zschiedrich | Nephrologie
Flyer Patienteninfo:
17
03 | 2014
03 | 2014
16
1,2-3,4-5,6-7,8-9,10-11,12-13,14-15 18-19,20-21,22-23,24-25,26-27,28
Powered by FlippingBook