Das Magazin 1 - 2015 - page 34-35

zwei aufgeregten deutschen Medi-
zinstudenten.
Vor der ersten Operation suche
ich vergeblich nach einem Desin-
fektionsmittel – aber weder unsere
Hände noch das OP-Gebiet werden
sterilisiert, ein komisches Gefühl.
Stattdessen erhalten die kleinen Pa-
tienten ein starkes Antibiotikum.
Auf steriles Nahtmaterial und OP-
Besteck verzichten die Chirurgen al-
lerdings nicht.
Das Equipment mag etwas in die
Jahre gekommen sein, die Eingrif-
fe aber sind, dank Navarros knapp
40-jähriger Erfahrungals plastischer
Chirurg, erstklassig. In Windeseile
werden Gaumenspalten verschlos-
sen, Nasenflügel verschmälert und
verzogene Narben begradigt. Nur
einmal merken wir, dass wir in ei-
nem Entwicklungsland sind: Mitten
in der Operation fällt der Strom aus,
die Narkosegeräte springen auf ein
Notaggregat um. Doch ohne Licht
kann Navarro nicht weiter ope-
rieren, der Eingriff wird abgebro-
chen. Eine halbe Stunde steht al-
les still, dann springen die Lichter
wieder an.
Insgesamt operieren die Ärz-
te innerhalb der zwei Wochen 39
Patienten, der jüngste von ihnen ist
ein halbes Jahr alt, der älteste Ende
30. Eine Woche nach der Operation
stellen sie sich noch einmal vor. Wir
Praktikanten staunen: Die kleinen
Gesichter sind kaum geschwollen,
die Wunden regelrecht verheilt, In-
fektionen gibt es keine.
Trotz der Kürze meines Prakti-
kums bei Cirplast hat sich meine
Perspektive verändert. Es hat mich
beeindruckt, dass gute Medizin mit
einem Minimum an Material und
ohne High-Tech-Maschinen funktio-
nieren kann. Am meisten aber wird
mir wohl in Erinnerung bleiben, wie
dankbar die Kinder
waren, denen das
Cirplast-Team ein
neues
Lächeln
geschenkt hat.“
DR . CARLOS NAVARRO UND CI RPLAST
In den 1990er-Jahren gründete der peruanische
Chirurg Dr. Carlos Navarro die Organisation Cirplast,
die seitdem in mehrmals im Jahr stattfindenden
Kampagnen über 6000 Kindern zu einer Operation
verholfen hat. Navarro ist ein angesehener plasti-
scher Chirurg in der peruanischen Hauptstadt Lima
und spricht häufig auf Kongressen; nicht nur über
seine Arbeit mit Cirplast, für die er jüngst erneut
ausgezeichnet wurde, sondern auch über seine ei-
gens entwickelten OP-Techniken.
Mehr Informtionen zu Cirplast und Spendenmög-
lichkeiten gibt es unter
und bei dem Dachverband
Die meisten Kinder und Jugendlichen
leiden an einer angeborenen
Gesichtsfehbildung: Einer Lippen-
Kiefer-Gaumen-Spalte
Stunden sind einige Patienten aus
dem Dschungel in die kleine Anden-
stadt Ayacucho gereist
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„Am meisten aber wird mir wohl
in Erinnerung bleiben, wie
dankbar die Kinder waren, denen
das Cirplast-Team ein neues
Lächeln geschenkt hat“
© michalknitl - Fotolia
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