Das Magazin 1 - 2015 - page 22-23

den. Aber auch ein sogenannter „hei-
ßer“ Knoten bei einer vergrößerten
Schilddrüse (Kropf) kann zu einer
Überfunktion führen.
In der Therapie kommen Medika-
mente zum Einsatz, welche die Hor-
monproduktion in der Schilddrüse
bremsen, also den Fuß vom Gaspe-
dal nehmen. Wenn diese Medika-
mente die aus dem Ruder gelaufene
Hormonproduktion nicht normali-
sieren können oder der Kropf weiter
wächst, können eine Radiojodthera-
pie („Innere Bestrahlung“) oder eine
Operation notwendig werden.
Schüttet die Schilddrüse dagegen
dauerhaft zu wenige Hormone aus,
spricht man von einer Unterfunk-
tion. Die Folge: Der Stoffwechsel
läuft langsamer als normal. Es ist,
als stünde der Körper auf der Brem-
se. Patienten mit dieser Erkrankung
fällt es oft schwer, sich zu konzent-
rieren, sie fühlen sich abgeschlagen,
nehmen an Gewicht zu und frieren
schnell. Die Therapie ist in den
meisten Fällen unproblema-
tisch: Patienten bekommen die
fehlenden Hor-
mone in Tablet-
tenform.
Die häufigs-
te Schilddrüs-
enerk rankung
bleibt aber der Kropf, auch Struma
genannt. Dabei handelt es sich um
eine krankhafte Vergrößerung der
Schilddrüse. Kröpfe entstehen häu-
fig in Folge eines andauernden Jo-
dmangels. Jod benötigt die Schild-
drüse aber unbedingt, um ihre
Hormone zu produzieren. Bekommt
sie zu wenig davon, vergrößert sie
sich, um trotz des Mangels genügend
Hormone produzieren zu können.
„Heute wird der Mangel in jodarmen
Gebieten wie Deutschland recht gut
durch die Ernährung ausgeglichen“,
erklärt Seufert. Die Menschen äßen
jetzt mehr Seefisch; außerdem wer-
de dem Salz Jod zugesetzt. „So große
Kröpfe wie früher
sieht man daher
nicht mehr“, so
Seufert.
Ein Kropf sorgt nicht nur für einen
unangenehm geschwollenen Hals.
In seinem Innern wachsen häufig
auch Knoten. Produzieren diese be-
sonders viel Hormone, nennt man
sie heiße Knoten. Haben sie ihre Pro-
duktion fast oder vollständig einge-
stellt, spricht man von kalten Kno-
ten. „Diese kalten Knoten bergen in
seltenen Fällen die Gefahr, bösartig
zu werden“, sagt Seufert.
Knotenbildung kommt aber auch
in normal großen Schilddrüsen vor.
40 bis 50 Prozent der über 60-Jähri-
gen haben Knoten in der Schilddrü-
se. Zwar müssen diese nicht gefähr-
lich sein, untersucht und im Verlauf
beobachtet werden sollten sie aber in
jedem Fall.
Die häufigste Schilddrüsen-
erkrankung bleibt aber der Kropf,
auch Struma genannt
der über 60-Jährigen haben
Knoten in der Schilddrüse
Unterfunktion: Es ist, als stünde
der Körper auf der Bremse
NEBEN-
SCHILDDRÜSEN
SCHILDKNORPEL
KEHLKOPF
SCHILDDRÜSE
LUFTRÖHRE
40-50%
An die Schilddrüsenambulanz der
Klinik für Nuklearmedizin des Universi-
tätsklinikums Freiburg können sich alle
Patientenmit einer Schilddrüsenerkran-
kung wenden. Hier bekommen sie eine
umfassende Diagnostik, werden von
erfahrenen Ärzten behandelt und pro-
fitieren von der interdisziplinären Team-
arbeit mit Ärzten der anderen Fachab-
teilungen. DAS magazin hat einen Blick
in die Sprechstunde geworfen.
„Die Kette müssen Sie noch aus-
ziehen. Aber dafür dürfen Sie mit
Schuhen aufs Bett“, scherzt Te-
resa Beck und schaltet das Licht
im Behandlungszimmer aus. Die
30-Jährige ist Assistenzärztin in
der Schilddrüsenambulanz der Kli-
nik für Nuklearmedizin. Vor ihr auf
der Liege wartet ein Patient auf die
U l t r a s c h a l l -
untersuchung.
Er ist zur Kon-
trolle
gekom-
men – vor zwei
Jahren wurden in seiner Schilddrüse
gutartige Knoten entdeckt. Jetzt will
Ärztin Beck mit der Ultraschallun-
tersuchung sicherstellen, dass die-
se nicht gewachsen und nicht zwi-
schenzeitlich weitere aufgetreten
sind.
Die Schilddrüsenambulanz ist
eine Anlaufstelle für alle Patienten
mit
Schilddrüsenerkrankungen.
Sie ist Teil der Klinik für Nuklear-
medizin des Universitätsklinikums
Freiburg. „In unserer Ambulanz
diagnostizieren und behandeln
wir alle gutartigen und bösartigen
Schilddrüsenerkrankungen – von
der Unterfunktion bis zum bösarti-
gen Karzinom“, erklärt Professor Dr.
Dr. Philipp Tobias Meyer, Ärztlicher
Direktor der Klinik für Nuklearme-
dizin. Unter seiner Leitung behan-
delt ein Team aus Assistenz- und
Fachärzten rund 3.500 Patienten
pro Jahr in der Ambulanz. Rund
650
Patienten
kommen
zudem
pro Jahr auf die klinikeigene Station
von Hevesy zur stationären Behand-
lung, wobei hier die Radiojodtherapie
gut- und bösartiger Schilddrüsener-
krankungen im Vordergrund steht.
Eine Untersuchung in der Schild-
drüsenambulanz läuft meist nach
ähnlichem Muster ab. Auch in die-
ser Sprechstunde führt die Assis-
tenzärztin mit dem Patienten ein
Anamnesegespräch. Gibt es Be-
schwerden? Hat der Patient neue
Symptome bemerkt? Wurde er be-
reits medikamentös oder anderwei-
tig an der Schilddrüse behandelt?
Gibt es Schilddrüsenerkrankungen
in der Familie? Dann tastet Teresa
Beck seinen Hals nach spürbaren
Veränderungen der Schilddrüse und
Patienten werden pro Jahr
am Universitätsklinikum
Freiburg ambulant behandelt
3500
„Die Schilddrüsenpatienten
bekommen am
Universitätsklinikum Freiburg
alles aus einer Hand“
VON GUT
BIS BÖSE
EIN BESUCH IN
DER SCHILDDRÜSENAMBULANZ
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