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Das Freiburger Institut für Musiker-

medizin (FIM) feiert sein zehnjähriges

Bestehen. Die Ambulanz des FIM am

Universitätsklinikum Freiburg ist An-

laufstelle für Sänger und Instrumen-

talisten sowie Angehörige stimminten-

siver Berufe – aber grundsätzlich steht

es allen Patienten offen

In den Sprechstunden von Profes-

sor Dr. Claudia Spahn und Professor

Dr. Bernhard Richter kommt keine

Routine auf. Jeder Fall ist individuell,

ob Schauspieler mit Auftrittsangst,

Sänger mit Stimmproblemen, Strei-

cher mit Beschwerden des Bewe-

gungssystems oder Bläser mit Hör-

schäden. Und dies sind nur Beispiele.

Ein breites Patientenspektrum be-

kommt Unterstützung im Freiburger

Institut für Musikermedizin (FIM),

das die Professoren gemeinsam lei-

ten. Beide sind sowohl Mediziner als

auch Musiker. Nun feiert das FIM

sein zehnjähriges Bestehen. „Die

Zeit verging wie im Flug“, sagen

Richter und Spahn unisono.

Zum Jubiläum blicken sie auf ein

erfolgreiches Jahrzehnt zurück – und

auf ein Institut, das sie gemeinsam

aufgebaut haben. „Wir würden es

wieder so machen“, sagt Spahn. Die

Gründung des Freiburger Instituts

für Musikermedizin wurde vom Mi-

nisterium für Wissenschaft, For-

schung und Kunst Baden-Württem-

berg unterstützt. Als gemeinsame

Einrichtung der Medizinischen Fa-

kultät der Universität und der Mu-

sikhochschule Freiburg arbeitet es

eng verzahnt mit dem Universitäts-

klinikum – optimale Bedingungen

also für die Verbindung von Diagnos-

tik und Therapie, Lehre, Forschung

und Prävention.

„Der Bedarf für eine solche In-

stitution hat sich bestätigt“, sagt

Richter. Dass sich beispielsweise In-

strumentalisten und Sänger heute

trauten, über ihre Beschwerden zu

reden, sei salonfähiger geworden,

so Richter. Im Gespräch würden die

Patienten merken, dass sie ein ech-

tes Problem haben dürfen, bei dem

ihnen geholfen wird. Das spricht

sich herum in der Szene. So ist das

Freiburger Institut zu einem Zen-

trum für Musikermedizin und Mu-

sikergesundheit mit überregionaler

Ausstrahlung geworden.

Das FIM ist sowohl eine Anlauf-

stelle für professionelle Sänger und

Instrumentalisten als auch für Frei-

zeitmusiker in Chören und im Instru-

mentalbereich sowie für Angehörige

stimmintensiver Berufe wie Lehrer

oder Schauspieler. Grundsätzlich

steht das Institut aber allen hilfesu-

chenden Patienten offen. Musizieren

soll schließlich nicht krank, sondern

Spaß machen.

Häufig finden sich Überlastungs-

beschwerden, die durch bestimm-

te Verhaltensmuster beim Spielen,

Singen und Üben ausgelöst werden.

Auch psychische Belastungen bis

hin zur Auftrittsangst kommen oft

vor. Bei letzterer verzeichnet das

FIM mit dem „Freiburger multimo-

dalen Behandlungsmodell der Auf-

trittsangst“ sehr gute Erfolge.

Manchmal gibt es aber auch

schicksalhafte Erkrankungen, wel-

che das Musizieren beeinträchti-

gen. Besonders berührt hat Claudia

Spahn der Fall einer professionellen

Musikerin mit einem Hirntumor, die

im FIM mitbetreut wurde. Die Be-

handlung half ihr, wieder auftreten

zu können.

In den zehn Jahren seit dem Be-

stehen des FIM haben Richter und

Spahn zusammen mit ihren Mitar-

beitern zahlreiche Publikationen

sowie eine achtbändige Schriften-

reihe aufgelegt und zusammen meh-

rere Fachbücher geschrieben. Die

Forschung im FIM erstreckt sich auf

physiologische und psychologische

Grundlagen des Singens, Sprechens

und Musizierens sowie auf die An-

wendung unterschiedlicher Maß-

nahmen zur Prävention und Gesund-

heitsförderung bei Musikern. Die

Forschungsprojekte bewegen sich

im Bereich der Grundlagen- und der

angewandten Forschung. Meh-

rere Forschungsprojekte

des FIM werden durch

die Deutsche For-

schungsgemei n-

schaft (DFG) ge-

fördert.

In der Lehre wird Musikermedi-

zin im Medizinstudium an der Me-

dizinischen Fakultät der Universität

Freiburg sowohl als Wahlfach als

auch im Rahmen der Pflichtlehre an-

geboten, diese Lehre wurde bereits

mehrfach mit Preisen ausgezeich-

net. Zudem wurde das FIM neben

zahlreichen anderen Auszeichnun-

gen für wissenschaftliche Leistun-

gen mit dem Gräfin-Sonja-Gedächt-

nispreis für seine Aufbauarbeit im

Feld der Musikermedizin geehrt.

Und manchmal sind die Leiter des

Instituts auch selbst musikalisch zu

erleben: Bernhard Richter mit Ge-

sang und Claudia Spahn am Flügel.

Ihr Fazit über das letzte Jahrzehnt:

„Wir freuen uns, dass wir Kultur und

Gesundheit verknüpfen dürfen – und

sind gespannt auf die nächsten

zehn Jahre.“

GESUNDHE IT

UND KULTUR

MUSIKERMEDIZIN

Musizieren soll schließlich nicht

krank, sondern Spaß machen

LESETI PP – DAS AKTUE LLE BUCH :

MUSI K MIT LE I B UND SEE LE

In zehn kurzweiligen Essays durchstreifen die beiden

Musikermediziner Claudia Spahn und Bernhard Richter

in ihrem aktuellen Buch „Musik mit Leib und Seele“ die

Erlebniswelt der Musik und drücken ihre ganz persönli-

che Hommage an die Musik und die Bedeutung der Musik

für unsere Kultur aus: Ein bunter Blumenstrauß musika-

lischer Themen – pünktlich zum zehnjährigen Bestehen.

Schattauer Verlag/19,99 Euro

Info

www.uniklinik-freiburg.de/

musikermedizin

fim.mh-freiburg.de

Professor Dr. Claudia Spahn und

Professor Dr. Bernhard Richter:

„Wir freuen uns, dass wir Kultur und

Gesundheit verknüpfen dürfen“

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