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Schritte zählen und den Puls messen

können sie schon lange: Jetzt werden

Smartphones fit gemacht für den pro-

fessionellen Einsatz im Gesundheits-

wesen. Das Universitätsklinikum Frei-

burg gehört dabei bundesweit zu den

Vorreitern

Das Smartphone ist für viele

Menschen längst ein alltäglicher

Begleiter. Aber erst mit kleinen Zu-

satz-Programmen, Apps genannt,

lassen sich die Möglichkeiten der Ho-

sentaschen-Computer so richtig

ausnutzen. Mehr als 100.000 Fit-

ness- und Gesundheits-Apps und

allein 40.000 Apps zu medizini-

schen Themen werden im Internet

angeboten.

Mittlerweile erinnern Apps

an fällige Impftermine, messen per

Kamera den Blutzuckerspiegel oder

bestimmen die aktuelle Symptom-

stärke bei einem Parkinson-Patien-

ten. „Gesundheits-Apps tragen im

besten Fall dazu bei, dass Patienten

zu Experten ihrer eigenen Krankheit

werden“, sagt Dr. Martin Lucht, Ko-

ordinator am Studienzentrum des

Universitätsklinikums Freiburg.

Zukünftig sollen die Patienten Ge-

sundheitsdaten direkt per App an

den behandelnden Arzt senden oder

mit ihm in Kontakt treten können.

Der Arzt wiederum könnte von sich

aus Patienten kontaktieren, wenn er

eine deutliche Verschlechterung der

Werte beobachtet.

Doch wer eine Gesundheits-App

nutzen möchten, sollte sich einige

Fragen stellen: Ist die App für mich

geeignet? Was geschieht mit mei-

nen Daten? Wie zuverlässig sind die

Ergebnisse und Empfehlungen? Wer

steckt hinter dem Angebot? Anfang

2016 ist das E-Health-Gesetz in Kraft

getreten. Seither müssen zwar be-

stimmte Apps als Medizinprodukt

zertifiziert werden, aber oft bleibt

unklar, für welche Programme das

gilt und ob sich der Hersteller darum

kümmert. Noch schwieriger ist die

Frage zu beantworten, welchen Zu-

satznutzen eine App hat. „Nur wenn

die Einführung der Apps von einer

entsprechenden Studie beglei-

tet wird, lässt sich sagen,

ob Ärzte oder Patienten

auch wirklich davon

profitieren“, sagt der

Versorgungsforscher

Professor Dr. Werner

Vach vom Institut für

Medizinische Biometrie

und Statistik des Univer-

sitätsklinikums Freiburg.

Hier könnten renom-

mierte

Institutionen

wie die Universitäts-

kliniken in Zukunft als

eine Art Qualitätssiegel

fungieren. Sie kennen die

Bedürfnisse der Patienten,

bieten Ressourcen zur Ent-

wicklung innovati-

ver Apps und

haben

viel Erfahrung bei der Durchfüh-

rung von Studien. „Wenn der Patient

weiß, dass eine zuverlässige Institu-

tion die App entwickelt und geprüft

hat, kann er davon ausgehen, dass

dabei sauber gearbeitet wurde“, sagt

der Informatiker Dr. Martin Boeker,

der den Bereich für Medizinische

Informatik des Instituts für Medizi-

nische Biometrie und Statistik des

Universitätsklinikums Freiburg lei-

tet.

Auch für Ärzte und Forscher kön-

nen Apps sehr wertvoll sein, etwa

als digitale Nachschlagewerke mit

Hintergrundtexten, Bildern, Videos

und weiteren

Zusatzfunktionen zu einem spezi-

ellen Thema. Außerdem helfen die

kleinen Programme bei einem gro-

ßen Problem der modernen Medizin:

Welche Therapie für welche Pati-

enten am besten ist, untersuchen

Forscher in Studien. Dafür müssen

Patienten häufig einen Fragebogen

ausfüllen und an den Arzt zurück-

senden. Wird der Fragebogen falsch

oder verspätet ausgefüllt oder geht

er gar verloren, fehlen wichtige

Studiendaten. Hier können Apps

helfen. Die Programme übermitteln

die Daten sofort und die Befragung

kann nach einem festgelegten Plan

oder spontan erfolgen. „Studien mit

Unterstützung von Apps durchzu-

führen, kann sehr sinnvoll sein. So

können wir deutlich mehr Patienten

erreichen als bisher“, sagt Studi-

enkoordinator Lucht.

Die Frage, was Gesundheits-Apps

können sollen, muss die Gesellschaft

wohl immer wieder aufs Neue dis-

kutieren: Dürfen sie lebensgefähr-

liche Krankheiten diagnostizieren,

medikamentöse Empfehlungen oder

im Notfall wie ein Arzt sogar Hand-

lungsanweisungen geben? Entschei-

dend wird in jedem Fall sein, dass

Apps die Verbindung zwischen Arzt

und Patienten stärken und nicht

schwächen.

APP IN DI E

MEDIZIN-ZUKUNFT

Apps sollen die Verbindung

zwischen Arzt und Patienten

stärken und nicht schwächen

Die Frage, was Gesundheits-Apps

können sollen, muss die Gesellschaft

wohl immer wieder aufs Neue

diskutieren

Mit der digitalen Patientenakte

Checkpad MED für mobile Endgeräte

(z.B. iPad Mini, iPod Touch) können

Ärzte strukturiert und effizient ar-

beiten. Das Programm ermöglicht

jederzeit und mobil den Zugriff

auf die Krankengeschichte, Arzt-

briefe, Laborwerte, Röntgenbilder,

OP-Berichte und vieles mehr. Diese

Informationen und Bilder werden

auf die Endgeräte übertragen und

sind während der gesamten statio-

nären Behandlung verfügbar. Zu-

dem können Aufgaben erstellt, vom

Ärzteteam eingesehen und der Be-

arbeitungsstatus verfolgt werden.

So ist das gesamte Team immer auf

dem aktuellen Stand. Das spart Zeit

und vereinfacht die Kommunika-

tion zwischen den Ärzten und mit

den Patienten. An der Entwicklung

von CheckpadMed waren Ärzte um

Professor Dr. Norbert Südkamp,

Ärztlicher Direktor der Klinik für

Orthopädie und Unfallchirurgie des

Universitätsklinikums Freiburg, be-

teiligt.

DIGITALE PATI ENTENAKTE FÜR MOBI LE ENDGERÄTE

40.000

Apps zu medizinischen Themen

gibt es aktuell

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