

Die Lunge ist ein lebensnotwendiges
Organ. In der Klinik für Thoraxchirur-
gie werden unter anderem bösartige
Erkrankungen wie Lungenkrebs oder
Metastasen an der Lunge sorgfäl-
tig diagnostiziert und unter Einsatz
schonender Operationstechniken be-
handelt
E INBLI CKE IN DI E ATEMWEGE
Besteht der Verdacht auf Krank-
heiten der Atemwege und der Lunge,
können zur genauen Diagnose die
zentralen Atemwege (Luftröhre und
große Bronchien von der ersten bis
zu ihrer zweiten Aufzweigung) mit
einem Bronchoskop eingesehen wer-
den. Benutzt wird meist ein flexibles
optisches System, das über einen Vi-
deochip direkt Bilder auf einenMoni-
tor überträgt. Durch einen Arbeits-
kanal kann mit kleinen Zangen und
Bürsten Gewebe entnommen sowie
Sekret abgesaugt werden. Die Unter-
suchung ist nicht schmerzhaft, un-
angenehm ist lediglich einmehr oder
weniger ausgeprägter Hustenreiz.
Deshalb wird vor und während der
Untersuchung eine örtliche Betäu-
bung der Schleimhaut durchgeführt
und gegebenenfalls zusätzlich ein
leichtes Schlafmittel verabreicht.
Bei der endobronchialen Ul-
traschalluntersuchung
(EBUS)
ist ein Ultraschallkopf in das
Bronchoskop integriert. So kön-
nen die Lymphknoten im Brus-
traum besonders schonend unter-
sucht werden. Sie spielen für die
Lungenkrebstherapie eine große
Rolle. „Auch wichtige weiterführen-
de pathologische Untersuchungen
wie Mutationsanalysen sind inzwi-
schen problemlos möglich“, sagt Dr.
Mirjam Elze, Oberärztin in der Klinik
für Thoraxchirurgie am Universi-
tätsklinikumFreiburg. Nur bei unge-
nügenden Ergebnissen der Punktion
ist bei vergrößerten Lymphknoten
eine zusätzliche Mittelfellspiege-
lung erforderlich.
E LEKTROMAGNETI SCHE
NAVIGATION
Um auch kleine Lungenher-
de zu erreichen und in den feins-
ten Verästelungen schonend, aber
gezielt
vorzudringen,
wenden
die Ärzte in der Klinik für Tho-
raxchirurgie das Verfahren der
Elektromagnetischen
Navigation
an. Im Vorfeld der Bronchoskopie
werden die CT-Daten des Patienten
zur Planung der Untersuchung und
zu deren Simulation verwendet.
FORTSCHRITTE IN DER
ONKOLOGISCHEN THORAXCHIRURGIE
Dazu wird der Zielpunkt markiert.
Der Patient liegt während der Un-
tersuchung in einem elektromagne-
tischen Feld. Über das Bronchoskop
wird eine spezialisierte Sonde einge-
führt, deren Spitze sich elektromag-
netisch lokalisieren lässt. Während
der Bronchoskopie führt das System
den Untersucher und das Bronchos-
kop ähnlich einer GPS-Navigation
zu den vorher festgelegten Zielpunk-
ten. Dabei erhält der Untersucher
laufend eine dreidimensionale Lo-
kalisationsdarstellung und eine Ent-
fernungsangabe zum Ziel, wo dann
Gewebe zur Diagnostik entnommen
werden kann. „Zukünftig wird es
auf diesem Weg auch möglich sein,
kleine bösartige Lungenherde mit
Wasserdampf oder Mikrowellen zu
behandeln und damit dem Patienten
eine Operation zu ersparen“, sagt Dr.
Elze.
BRONCHOSKOPI E UND
THERMI SCHE VERFAHREN
Bei Auftreten von Bluthusten und
vor allem bei bösartigen Prozessen
im Bereich der Atemwege, die zu ei-
ner Verlegung der Luftröhre oder der
Bronchien mit daraus resultierender
Luftnot führen, werden in der Kli-
nik für Thoraxchirurgie sogenannte
thermische Verfahren angewendet.
Hierzu zählen die Argonplasma-
koagulation, die Laser- und die Kryo-
therapie. Dabei kommen Geräte
zum Einsatz, die das Gewebe ober-
flächlich verschorfen, vereisen oder
verdampfen. So können die Atem-
wege wieder eröffnet und damit die
Beschwerden deutlich gelindert wer-
den.
DI E LUNGE
IN GUTEN
HÄNDEN
PROFESSOR DR . BERNWARD PASSLI CK
studierte in Florenz, Göttingen und München Humanmedizin
und habilitierte sich über die Tumorzelldisseminierung beim
Bronchialkarzinom. Nach Stationen in München, Hamburg-
Eppendorf sowie an der Harvard Medical School und dem
Memorial Sloan-Kettering Hospital New York leitet er seit 2004
als Professor für Thoraxchirurgie die Freiburger Klinik für Tho-
raxchirurgie. Er ist Mitglied deutscher und internationaler Fach-
gesellschaften und -gremien und hat seit 1993 mehr als zehn
Auszeichnungen und Preise erhalten.
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