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Freiburg, 31.01.2024

Kinderimmunkrankheiten: Mit Biomarkern zur präziseren Diagnose

Forscher*innen des Universitätsklinikums Freiburg schaffen mit neuer Einordnung von Immunkrankheiten im Kindesalter die Grundlage für verbesserte Diagnostik und zielgerichtete Therapie.


Wenn Autoimmunkrankheiten im Kindesalter auftreten und mit geschwollenen Lymphdrüsen oder vergrösserter Milz einhergehen, weist das auf eine angeborene Störung des Immunsystems hin. Die genaue Diagnose ist schwierig, aber entscheidend für die Therapie. In einer Studie des Centrums für Chronische Immundefizienz am Universitätsklinikum Freiburg konnten nun neue Erkenntnisse über Autoimmun-Lymphoproliferative Erkrankungen bei Kindern gewonnen werden. Dabei wurden entscheidende Biomarker identifiziert, die eine Abgrenzung unterschiedlicher Immunkrankheiten erlauben. Die von der Wilhelm Sander-Stiftung und der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Studie wurde am 30. Januar 2024 in der Fachzeitschrift Lancet Haematology veröffentlicht.

„Wir haben nun ein besseres Konzept, um diese komplexen Immunerkrankungen zu diagnostizieren und maßgeschneiderte Behandlungen anzubieten“, sagt Prof. Dr. Stephan Ehl, Ärztlicher Direktor des Centrums für Chronische Immundefizienz am Universitätsklinikum Freiburg und Mitglied des Excellenzclusters CIBSS – Centre for Integrative Biological Signalling Studies der Universität Freiburg. „Das ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer personalisierten Medizin für Kinder mit diesen seltenen Immunstörungen."

Wenn der Körper das eigene Blut angreift

Die Autoimmun-Lymphoproliferative Störung (ALPS) ist eine angeborene chronische Erkrankung, bei der ein Signalweg gestört ist, der das Immunsystem im Gleichgewicht hält. Patient*innen zeigen ein übermäßiges Wachstum von Lymphozyten und bilden Autoantikörper gegen eigene Blutzellen. Bei gezielter medikamentöser Therapie lässt sich die Erkrankung sehr gut kontrollieren und hat eine gute Prognose. Bei vielen Patient*innen mit diesen Symptomen ist der Signalweg aber intakt. Sie werden als „ALPS-ähnlich“ bezeichnet, sprechen aber oft auf die ALPS-Behandlung nicht an und haben einen schwereren Verlauf.

Ablauf der Studie

Die Studie, die zwischen 2008 und 2022 durchgeführt wurde, untersuchte 431 Kinder mit Verdacht auf ALPS, unter der Hypothese, dass bei den Patient*innen andere Signalwege gestört sind. Bei 71 Kindern wurde mithilfe hochspezifischer Biomarker ALPS diagnostiziert. Bei 90 Kindern wurden Störungen mehrerer anderer Signalwege festgestellt, bei denen oft gezielte Therapien möglich waren. „Die Ergebnisse zeigen, dass neben ALPS auch andere genetische Erkrankungen vorliegen können“, sagt Pauline Hägele, Erstautorin der Studie und Doktorandin am Centrum für Chronische Immundefizienz des Universitätsklinikums Freiburg. „Wir haben durch unsere Studie für diese Patient*innen die neue Klassifikation als Autoimmun-Lymphoproliferative-Immundefizienzen (ALPID) eingeführt. ALPID ist ein Warnsignal, dass die Erkrankung ernster sein kann als ALPS. Gleichzeitig können erweiterte genetische Untersuchungen bei ALPID-Patient*innen gezielte Therapien ermöglichen und damit schwere Verläufe verhindern.“

Originaltitel der Publikation: “Diagnostic evaluation of pediatric autoimmune-lymphoproliferative immunodeficiencies (ALPID): A prospective cohort study”
DOI: 10.1016/S2352-3026(23)00362-9
Link zur Studie: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2352302623003629?via%3Dihub


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