Universitätsklinikum Freiburg erhält Auftrag für Lehrergesundheitsprogramm
Kultusministerium Baden-Württemberg setzt auf Gesundheitsprävention nach „Freiburger Modell“
Das Schuljahr neigt sich dem Ende zu. Nicht nur von Klassenarbeiten geplagte Schülerinnen und Schüler, auch die Lehrinnen und Lehrer des Landes befinden sich jetzt auf der Zielgeraden. Alle wissen, was sie im zu Ende gehenden Schuljahr geleistet haben. „Schulische Lehrerkräfte gehören weiterhin zu den durch ihre Arbeit am stärksten belasteten Berufsgruppen“, sagt Professor Dr. Joachim Bauer, Internist und Psychotherapeut in der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Zentrum für Psychische Erkrankungen des Universitätsklinikums Freiburg. Bauers Arbeitsgruppe wurde jetzt vom Kultusministerium Baden-Württemberg bereits zum vierten Mal beauftragt, in den kommenden beiden Schuljahren landesweit eine Gesundheitsschutzmaßnahme für schulische Lehrkräfte durchzuführen: Die sogenannten „Lehrer-Coachinggruppen nach dem Freiburger Modell“ zählen zu den wenigen Angeboten für Lehrerinnen und Lehrer, deren Wirksamkeit in Studien objektiv nachgewiesen wurde.
Völlig unzutreffend, so Bauer, sei das weit verbreitete Vorurteil, Lehrkräfte seien eine besonders klagsame Berufsgruppe. Das Gegenteil sei der Fall, denn „viele bemerken ihren kritischen Erschöpfungszustand erst dann, wenn bereits ernste medizinische Symptome aufgetreten sind“. Das Ziel der Gesundheitspräventionsmaßnahme, die von Professor Bauer in Zusammenarbeit mit der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin entwickelt wurde, ist es, eine Entwicklung in Richtung Burnout-Syndrom zu verhindern. Bei den „Lehrer-Coachinggruppen“ handelt es sich um ein Kursprogramm, welches laut Bauer „Lehrkräfte für Beziehungsaspekte ihrer Arbeit sensibilisieren“ soll. Nachdem frühere Studien der Freiburger Arbeitsgruppe gezeigt hatten, dass die Lehrergesundheit vor allem dort gefährdet ist, wo es Lehrkräften nicht gelingt, ein gedeihliches Unterrichtsklima herzustellen, setzen die Freiburger Forscher hier den Hebel an: Die Gesundheit von Lehrkräften soll durch Stärkung ihrer Beziehungskompetenz geschützt werden.
Der besondere Ansatz der „Lehrer-Coachinggruppen“ besteht darin, Erkenntnisse aus der modernen Neurobiologie mit der praktischen Arbeit im Klassenzimmer in Beziehung zu setzen. „Lehrkräfte wissen zum Beispiel noch viel zu wenig darüber, wie schief laufende zwischenmenschliche Beziehungen die Motivationssysteme der Schülerinnen und Schüler matt setzen und gleichzeitig die Stresssysteme der Lehrkräfte auf Touren bringen können“, so Bauer. Vielen Lehrkräften falle es zudem schwer, das richtige Maß zu finden zwischen empathischem Verstehen und der Notwendigkeit, Führung im Klassenzimmer zu zeigen. Die bisher gemachten guten Erfahrungen mit den Lehrer-Coachinggruppen haben das Kultusministerium jedenfalls überzeugt. „Die Strukturen unserer Schulen zu verbessern, bleibt auf der Tagesordnung, wir wollen die Probleme der Schule nicht psychologisieren“, so Bauer. Die Aufgabe, Lehrergesundheit zu schützen, müsse dessen ungeachtet aber bereits jetzt angegangen werden, „wir können damit nicht warten bis wir die ideale Schule der Zukunft haben.“
Weitere Infos zum Angebot sowie die Anmeldung zum Programm finden Sie online unter: https://lehrer-coachinggruppen.de
Kontakt:
Prof. Dr. Joachim Bauer
Oberarzt
Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Zentrum für Psychische Erkrankungen
Universitätsklinikum Freiburg
joachim.bauer@uniklinik-freiburg.de
Zurück
Universitätsklinikum Freiburg
Zentrale Information
Telefon: 0761 270-0
info@uniklinik-freiburg.de
Für Presseanfragen:
Unternehmenskommunikation
Breisacher Straße 153
79110 Freiburg
Telefon: 0761 270-84830
kommunikation@uniklinik-freiburg.de