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Lassen sich Täter durch Mikroben-Identität fassen?

Mikrobiologie

Bakterien, Viren und Pilze: Diese Mikroorganismen sind mit dem bloßen Auge nicht erkennbar. Sie werden auch als Mikroben bezeichnet. Im Mund, im Darm und auf der Haut tummeln sich Millionen von verschiedensten Mikroben, die zusammen das Mikrobiom ausmachen.

Ein Mikrobiologe in Chicago hat aufgrund der Mikroben an einem konstruierten Tatort die Spuren des Täters erkannt. Um das Erbgut zu isolieren, hat er den Genabschnitt 16S-rDNA aus den Proben vom Tatort herausgefiltert. Durch Vermehrung und Sequenzierung des Fragments konnten Hunderte von verschiedenen Mikrobenarten identifiziert werden. Der Mikrobiologe rechnete die Bakterien der Hausbewohner heraus und kam somit auf den mikrobiologischen Fingerabdruck des Einbrechers. Doch könnte der mikrobiologische Fingerabdruck in Zukunft wirklich helfen, Verbrecher zu überführen?

„Nach meiner Einschätzung kann die 16S-rDNA allenfalls ein zusätzliches Indiz sein oder ist bei ganz besonderen Umständen hilfreich, zum Beispiel wenn es einen komplett abgeschlossenen Kreis von Verdächtigen gibt“, sagt Armin Schuster, Diplom-Biologe am Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Freiburg. „Ein alleiniges Merkmal wie ein Fingerabdruck oder eine Körper-DNA-Spur sind sie nicht“, ergänzt Schuster. Bei einer Typisierung könne man aufgrund der immensen Zahl und Vielfalt des Mikrobioms weder falsch-negative Analysen ausschließen, das heißt, dass die Analyse den gesuchten Bakterientyp leicht übersehe, noch sei bei einem positiven Nachweis sicher, dass nicht eine ganz andere Person den gesuchten Bakterientyp hinterlassen habe.

Das Mikrobiom verändert sich

„Der Hauttyp, aber auch Durchblutung, Ernährung, Kosmetika, Kleidung, Körperhygiene und das Immunsystem eines Menschen unterscheiden sich“, sagt Schuster. Somit unterscheidet sich auch die Zusammensetzung des Mikrobioms. Wenn sich jedoch eine der genannten Faktoren ändert, verändert sich auch das Mikrobiom. Auch bei einer Antibiotikatherapie ist dies der Fall.

„Die Idee ist an sich gut, aber derzeit fehlen für diese Methode noch Grundlagenforschungsdaten“, sagt Professor Dr. Sabine Lutz-Bonengel, Laborleiterin am Institut für Rechtsmedizin im Universitätsklinikum Freiburg. Für die Bewertung des Befundes sei es von großer Bedeutung, die Wahrscheinlichkeit des Auftretens eines identischen Mikrobioms in der Bevölkerung abschätzen zu können und dazu bedarf es vielen Vorarbeiten. Das ist sehr komplex“, sagt Professor Lutz-Bonengel. Die alte Spur von Mikroben an einem Tatort könnte sich beim Täter durch Einflüsse bereits geändert haben. Dies mache die Spurensuche noch schwieriger.

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