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Kunst & Kultur

Die Kunstwerke

Chirurgische Klinik: Fünf Portrait-Büsten, 1929
- Herausragende Chirurgen und Forscher-Persönlichkeiten -

von Johannes Schmidt

Muschelkalk-Werkstein

Universitätsklinikum Freiburg
Hugstetter Straße 55
Chirurgische Universitätsklinik
über dem Haupteingang der Chirurgie

Über dem Haupteingang der Chirurgischen Klinik

Die Abbildung stellt folgende Persönlichkeiten dar (von links nach rechts):
G. de ChauliacA. Paré  |  J. Lister  | E. v. Bergmann | C. T. Billroth

 


Guy de Chauliac

ca. 1300 - 1368: Biographie und schriftliches Werk eines hervorragenden Arztes des Mittelalters

Schon in der Kindheit in seiner Heimat Südfrankreich rankte sich die Legende um seine Person. Das Medizinstudium führte ihn zu den wohl wichtigsten Universitäten seiner Zeit, unter anderen Montpellier, Paris und Bologna. In Montpellier schaut man auch heute noch mit Stolz auf diesen grossen Lehrer zurück. Er praktizierte in Montpellier, Lyon und Avignon. Kontakte nach Böhmen sind belegt. Auf seinen Reisen durch das mittelalterliche Europa mag er auch als Wanderarzt gearbeitet haben.

Guy de Chauliac war berühmt in ganz Europa und dadurch suchten auch Mitglieder der französischen und deutschen Fürstenfamilien seinen medizinischen Rat. Johann von Luxemburg, später 'der Blinde' genannt, reiste heimlich nach Montpellier in der Hoffnung Linderung für sein Augenleiden zu erfahren. Guy de Chauliac war auch Arzt von drei Päpsten. Somit hatte er leichten Zugang zu den bedeutendsten Bibliotheken Europas.

Sein grosses Lehrbuch, die "CHIRURGIA MAGNA", ist wahrscheinlich das umfassendste Kompendium des gesamten medizinischen Wissens seiner Zeit. Ein umfangreiches Kapitel betrifft die Augenheilkunde. Guy de Chauliac überliefert uns zum Beispiel die verschiedensten Rezepturen, aber ebenso genaue Schilderungen von Operationstechniken, unter anderem der 'Niederlegung des Staares'. Dank seiner zahlreichen Zitate fast aller grossen Medizinergestalten der Jahrhunderte vor seiner Zeit wirkten Galen, Avicenne und andere indirekt bis in die neuere Zeit.

Dieses Manuskript blieb nämlich ein Referenzwerk bis ins 18. Jahrhundert. Einige sehr schöne Kopien und sogar ein Nachdruck aus dem 19. Jahrhundert sind bis heute erhalten.

L. Bellwald

 

Ambroise Paré

um 1510 (Bourg-Hersent bei Laval; Frankreich) - 20. Dezember 1590 (Paris); Chirurg, Militärarzt

Paré gilt in seinem Heimatland als "Vater der französischen Chirurgie" und darüber hinaus als "Erneuerer" und "Pionier der Chirurgie". Er erregte gewaltiges Aufsehen, als er nach Amputationen die Arterie unterband (Ligatur) und damit die alleinige Anwendung des Glüheisens bei der Blutstillung ablöste und aufgrund seiner Erfahrungen als Feldscher - also als Wundarzt im militärischen Dienst - in verschiedenen Feldzügen erkannte er, dass Schußwunden keineswegs vergiftet sind, wie man bislang annahm, und dass sie folglich nicht mit siedendem Öl ausgegossen zu werden brauchten, ja, dass diese Behandlung in höchstem Maße schädlich ist. Paré war es auch, der Trepanationen - das heißt Schädelöffnungen durch Anbohren - mit einer für die damalige Zeit guten Überlebenschance der Betroffenen ausführte. Er entwickelte unzählige heute noch gebräuchliche chirurgische Instrumente und Zahnarztbestecke und machte grundlegende Konstruktionen zur Herstellung prothetischer Apparate. Persönlichkeiten wie Paré sind der Beweis dafür, dass das "Handwerk" der Chirurgie in jeder Epoche zu großen Leistungen fähig ist.

Erst im 12. Jahrhundert hatte sich die Chirurgie von der Medizin getrennt. Während letztere zu einem akademischen Fach aufstieg, blieb die Chirurgie "nur" ein "Handwerk", und so wurde zur Zeit Parés und Jahre danach die chirurgische Arbeit nicht von akademisch ausgebildeten ärzten geleitet, sondern blieb vorwiegend handwerklich geschulten Heilgehilfen wie Badern oder Barbieren überlassen, die sich wie Handwerker in Zünften zusammenschlossen. Um Mitglied einer solchen "Chirurgen-Innung" zu werden, musste man eine entsprechende Lehrzeit absolvieren und danach ein Examen unter der Aufsicht akademisch geschulter Heilkundiger machen.

So hatte auch Paré eine Lehre bei einem Barbier durchgemacht, der sich auch chirurgisch betätigte, und danach - entsprechend der Gewohnheit seiner Zeit - ambulant gearbeitet. Anschließend erhielt er eine feste Anstellung im Hôtel-Dieu in Paris - damals die modernste Krankenanstalt in Europa, in der es vor Schmutz und Eiter stank, und wo sich in der Regel mehrere Patienten ein Strohlager teilen mussten. Danach diente Paré dem französischen König Franz I. (1494-1547), der mehrere Kriege um Italien und der europäischen Vorherrschaft gegen den spanischen Kaiser Karl V. (1500-1558) führte, als Feldscher. 1552 wurde Paré zum "Chirugien du Roi" ernannt, eine Stellung, die er auch unter den Nachfolgern des Königs bekleidete. Sein Ansehen als Wundarzt war so groß, dass er 1554 gegen den Widerstand der mächtigen Pariser Medizinischen Fakultät, die den "einfachen Barbier" ablehnte, in das Chirurgen-Kollegium aufgenommen wurde. Paré praktizierte, konstruierte und publizierte bis ins hohe Alter und starb allseits geehrt mit 80 Jahren.

Nicht zuletzt durch Parés herausragende Leistungen und sein Bemühen um vergleichsweise humane Behandlungsmethoden - es dauerte ja immerhin noch 300 Jahrhunderte, bis 1846 erstmals chirurgische Eingriffe unter Narkose möglich wurden - errang Frankreich für mehrere Jahrhunderte auf dem chirurgischen Gebiet eine Vorreiterstellung. Neben den oben genannten Methoden verbesserte Paré die Trepanation und die Behandlung von Knochenbrüchen und Verrenkungen. Das seit dem Altertum fast unverändert gebliebene Instrumentarium zum öffnen des Schädels hatte er durch Drillbohrer, Meißel, Brecheisen und Elevatorien - also Instrumente zum Herausholen der Innereien - erweitert, und konnte damit bei vielen Schädelverletzungen trepanieren, und Blut, Eiter, Splitter oder Druckerscheinungen beseitigen. Aus eigenem Erleben als Militärarzt wußte er recht genau über die Folgen der für uns heute ohne Narkose schwer vorstellbaren Eingriffe Bescheid. So setzte er beispielsweise bei den häufigen Bruchbehandlungen und Amputationen als Erster statt des Glüheisens Arsenik und ungelöschten Kalk ein, um die Leisten wieder zu schließen.

Neben zahlreichen Neuerungen in der Chirurgie, insbesondere der Kriegschirurgie, beschrieb Paré erstmals in zwei Schriften (1561 und 1575) ausführlich Prothesen und orthopädische Apparate. Besonders bekannt sind Parés Darstellungen von künstlichen Händen, Armen und Beinen, die er von einem befreundeten Pariser Schlosser anfertigen ließ, und die sich wesentlich von den herkömmlichen hölzernen Notbehelfen unterschieden. Er veröffentlichte diese Darstellungen, damit auch andere Schlosser und Uhrmacher diese Apparate nachbauen konnten. Neben künstlichen Augen empfahl Paré die künstliche Nase aus Metall, einen falschen Schnurrbart oder deckende Masken zur Kaschierung von Gesichtsverletzungen. Er entwickelte künstliche Vorderzähne aus Knochen, Elfenbein oder Haifischzähnen, die mit Gold- oder Silberdraht an den Nachbarzähnen befestigt wurden, Obturatoren zum Verdecken von Gaumendefekten infolge Schußverletzungen, eiserne Korsetts gegen Rückratverkrümmungen und zur Korrektur des Klumpfußes bei Kindern spezielle Stiefelchen. Um Männer, die ihren Penis bis zur Wurzel verloren hatten, das Urinieren im Stehen zu ermöglichen, pflanzte er künstliche Harnröhren aus Elfenbein oder Holz ein. Parés Schriften - über 20 Bücher, die er in seiner französischen Muttersprache verfaßte, da er als Barbier des Lateinischen unkundig war - geben einen tiefen Einblick in die "Wundarznei" seiner Zeit, in der sich überliefertes mit Neuem mischt. Viele seiner Verfahren und technischen Apparate, aber auch seine Schriften, führten regelmäßig zu heftigen Streit mit der Medizinischen Fakultät, die die Chirurgen zwar als Helfer akzeptierten, sich jedoch von ihnen ihre Autorität nicht schmälern lassen wollten.

 

Joseph Lister

1827-1912

Das Wesentliche seiner Lehre, so hat Joseph Lister seine Entdeckung später einmal mit eigenen Worten zusammengefaßt, lag darin, Mikroorganismen planmäßig von chirurgischen Wunden fernzuhalten. Das Phenol, dem er sich zu diesem Zweck bediente, war nur ein Mittel, das seinen Zielen gerecht werden konnte.

Geboren wurde Lister am 5. April 1827 in Upton (Essex) als Sohn eines reichen Weinhändlers. Schon früh erwachte in dem Knaben das Interesse für Naturwissenschaften und die Neugierde für das Verborgene. Maßgeblichen Einfluß dürfte sein Vater Jack Joseph Lister ausgeübt haben, der sich Weltruhm erwarb durch seine Entdeckung der achromatischen Linsen, mit der er wesentlich zur Vervollkommnung des Mikroskops beitrug. Schon in jungen Jahren verkündete Lister den Wunsch, Chirurg zu werden, ein Plan, der vor jeglicher Antisepsis und Anästhesie bei seinem Vater auf keine Billigung stieß. Vielmehr bestand dieser darauf, daß Joseph Lister zunächst seinen Bachelor of Arts machte.

Während seines Medizinstudiums wurde er von Anfang an maßgeblich von seinem Physiologieprofessor William Sharpey beeinflußt. Bezeichnend für Lister ist, daß er bereits als Student Mitteilungen über das "Krankenhausgangrän" veröffentlichte. Doch sollten bis zu seinen ersten Versuchen über die Antisepsis, in denen er Mikroorganismen als verursachendes Agens postulierte, noch dreizehn weitere Jahre vergehen.

Nach seinem glänzenden Staatsexamen 1852 war es Sharpey, der dem finanziell unabhängigen Lister dazu riet, einen Monat bei dem inzwischen weltberühmten Chirurgen James Syme in Edinburgh und anschließend einige Monate auf Schulen des Festlandes zu verbringen. Doch schon bald entstand zwischen dem jungen Lister und James Syme, Listers späterem Schwiegervater, eine solch enge Zuneigung, daß dieser seinem jungen Schüler einen ständigen Posten als Chirurg im Edinburgher Krankenhaus anbot. Einige Jahre später, 1859, entschloß sich Lister, der einerseits seinen Schwiegervater Syme nicht verlassen wollte, andererseits auf einen Lehrstuhl in London hoffte, schweren Herzens, eine freigewordene Professur für Chirurgie in Glasgow anzunehmen. Aus zahlreichen Briefen an seinen Vater, seinem engsten Vertrauten, wissen wir, daß Lister sehr daran zweifelte, daß er bei den Studenten ankommen würde. Dies sollte sich jedoch als völlig unberechtigt herausstellen, denn in kürzester Zeit hatte er den größten Hörerkreis im Königreich um sich versammelt. Größte Sorgen bereitete ihm jedoch die erschreckende und stets anwachsende Sterblichkeit in der chirurgischen Abteilung seines Krankenhauses, das unter der Leitung des auf äußerste Sparsamkeit bedachten Verwaltungsrates stand. Listers Bemühungen um ein Mindestmaß an Sauberkeit, was zwangsläufig Kosten nach sich ziehen mußte, stießen auf starken Widerstand. Doch trotz Sauberkeit griff die Sepsis, von jeher die größte Gefahr in der Chirurgie, so um sich, daß man gemeinhin sagte, wer sich einer Operation unterzöge, sei größeren Gefahren ausgesetzt als auf dem Schlachtfeld. Durch das Mikroskopieren war Lister mit allen Phasen des Entzündungsvorganges wohlvertraut, obgleich ihm die Ursachen dieses Phänomens, das bei dem einen zum Tode führte, bei dem anderen jedoch nicht, ein vollständiges Rätsel blieben.

 

Ernst von Bergmann

1836 - 1907

Die Trepanation, also die operative Eröffnung der Schädeldecke ist einer der ältesten Eingriffe, die aus der Menschheitsgeschichte bekannt sind. Auch in Deutschland sind jungsteinzeitliche Knochenfunde mit Anzeichen für überlebte Trepanationen beschrieben. Solche Eingriffe wurden wohl mehr auf rituell - religiösem Hintergrund durchgeführt. Die eigentliche Geschichte der deutschen Neurochirurgie beginnt allerdings erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts, als interessierte Autodidakten wie Ernst v. Bergmann (1836 - 1907) und Otfrid Foerster (1873 - 1941), aus dem Bereich der Allgemeinchirurgie oder der Neurologie kommend und oft durch Kriegsereignisse veranlasst, erste Erfahrungen in der Chirurgie des Nervensystems sammeln. Fedor Krause (1857 - 1937) habilitiert sich 1887 zu Halle a. d. Saale über ein neurochirurgisches Thema - der Beginn der wissenschaftlich betriebenen Neurochirurgie in Deutschland ist gemacht. Krause beschreibt 1911 als erster operative Zugänge zum Kleinhirn-Brückenwinkel, zur Epiphyse (Zirbeldrüse) und zum Ursprung des Nervus trigeminus. Der Würzburger Chirurg Hans König (1866 - 1952) entsendet 1932 seinen Assistenten Wilhelm Tönnis (1898 - 1978) nach Stockholm. Dort hat Herbert Olivecrona (1891 - 1980), von seinen amerikanischen Vorbildern Harvey Cushing (1866 - 1939) und Walter Dandy (1886 - 1946) beeinflusst, praktisch im Alleingang die schwedische Neurochirurgie aus der Taufe gehoben. In Würzburg zurück, richtet Tönnis 1934 die erste unabhängige neurochirurgische Abteilung Deutschlands ein. 1935 geht er nach Berlin und gründet 1936 das Zentralblatt für Neurochirurgie, die älteste neurochirurgische Fachzeitschrift der Welt.

Die Kriegswirren verhindern seit 1943 die ausländische Verbreitung der Zeitschrift, so dass 1944 das amerikanische Journal of Neurosurgery an seine Stelle tritt. Bis heute allerdings ist das Zentralblatt das offizielle Organ der 1947 gegründeten Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie (DGNC). Nach dem Krieg trennen sich die Schulen - Tönnis ist der Lehrer zahlreicher Neurochirurgen im Westen, während in Leipzig Georg Merrem (1908 - 1971) die Nut. Die Weiterentwicklung des OP-Mikroskops in den 60er-Jahren, die Einführung der Computertomographie (CT) 1972 und der Kernspintomographie (MRT) seit 1978 revolutionieren die Neurochirurgie auch in Deutschland; allerdings eröffnen sich diese Möglichkeiten der Mehrheit der Neurochirurgen östlich des "eisernen Vorhangs" erst nach 1989. "Joint Meetings" der DGNC mit den nationalen Verbänden zahlreicher Länder (letztlich Brasilien, Japan und Schweiz), aber auch die Teilnahme deutscher Kliniken an zahlreichen internationalen Studienprojekten sichern heute den internationalen Wissens- und Technologieaustausch.

Am Ende der "decade of the brain", 1989 vom amerikanischen Präsidenten George Bush ausgerufen, kommen zunehmende Kenntnisse über die Funktionen des zentralen Nervensystems auch der Neurochirurgie zugute: Zusammen mit Fortschritten in Bildgebung, Datenverarbeitung und Operationstechnik ermöglicht das neue Wissen erstmals die gezielte und vorhersagbare Beeinflussung höherer Nervenfunktionen und erweitert so die Möglichkeiten der funktionellen Neurochirurgie.Diese klinischen Entwicklungen könnten die ersten Schritte zur Neurochirurgie der Zukunft sein. Deren Ziel wird einerseits die Schaffung einer echten Neuroprothetik sein, der Möglichkeit zum Ersatz verlorengegangener neurologischer Funktionen durch Einsatz organisch eingebundener und mit dem biologischen System kommunizierender Implantate. Andererseits wird dem Fach mit zunehmenden Möglichkeiten auch neue Verantwortung erwachsen. Wenn auch die Machbarkeit einer "Gedankensonde" ("mind probe") aus prinzipiellen Gründen sehr zweifelhaft ist, wird die Neurochirurgie der Zukunft doch dichter am eigentlichen Kern des Menschseins arbeiten als jedes andere Fach.

 

Christian Theodor Billroth

26. April 1829 (Bergen auf Rügen) - 6. November 1894 (Opatija in Istrien/Kroatien); Chirurg

Theodor Billroth gehört als Begründer der modernen Operationstechniken zu den bedeutendsten Chirurgen des 19. Jahrhunderts. Er ist der Schöpfer der Magen-Darm-Chirurgie; durch seine diesbezüglichen Operationstechniken der Magenresektion wurde der Medizin ein völlig neues Arbeitsgebiet und den Kranken neue Wege zur Heilung eröffnet. Billroth verbesserte darüber hinaus bereits bestehende Operationsmethoden und entwickelte völlig neue. Dazu gehören die vollständige öffnung des Kehlkopfes, die Kehlkopfexstirpation bei Krebs, Operationen der Speiseröhre bei Krebs, bei Zungenkrebs und Schilddrüsenerkrankungen, die Operation an der Leber, der Milz und Harnblase sowie die vaginale Entfernung des Uterus.

Theodor Billroth studierte in Greifswald, Göttingen und Berlin Medizin. 1853 wurde er Assistent bei Bernhard Rudolph Konrad von Langenbeck (1810-1887) in Berlin, wo er die Grundlagen plastischer Chirurgie und die Konstruktion chirurgischer Instrumente erlernte. Bei von Langenbeck habilitierte er sich in den Fächern Chirurgie und pathologische Anatomie. Einen Ruf als Ordinarius für Pathologie nach Greifswald lehnte Billroth ab und folgte statt dessen 1860 einem Ruf auf den Chirurgischen Lehrstuhl nach Zürich. In den Züricher Jahren, die für ihn besonders in wissenschaftlicher Beziehung überaus fruchtbar waren, schrieb er seine bekannten pathologisch-anatomischen Arbeiten. Hier schuf er die Grundlagen für die "wissenschaftliche Chirurgie" und hob damit sein Fach auf jene Höhe, auf der es später dann mit Ernst Gustav Benjamin von Bergmann (1836-1907), August Karl Gustav Bier (1861-1949), Ernst Ferdinand Sauerbruch (1875-1951) und anderen seine großen Triumphe feiern konnte.

1867 übernahm Theodor Billroth die II. Lehrkanzel für Chirurgie an der Wiener Universität. Den ehrenvollen Ruf, von Langenbecks Nachfolger in Berlin zu werden, lehnte er ab. In Wien begannen Jahre unerhörter Arbeitsleistung, gekrönt mit vielseitigen Entwicklungen. Aufgrund seiner breiten Ausbildung gelang es Billroth, Klinik und pathologische Anatomie hervorragend zu verbinden, und für die moderne wissenschaftlich-experimentelle Chirurgie nutzbar zu machen, die ihm den ehrenvollen Ruf eines "Naturforschers im Kittel des Chirurgen" einbrachten. Sein Hauptinteresse galt dabei der Pathologie und Chirurgie der Geschwülste.

1874 konnte Theodor Billroth erstmals einen Kehlkopf entfernen, bevor er seine epochemachende Magenresektionen begann. Am 29. Januar 1881 führte er dann in Wien die erste erfolgreiche Magenresektion bei einem Tumorpatienten durch, der dank dieser Operation jahrelang überlebte. Diese Technik der End-zu-Endvereinigung von Magenstumpf und Duodenum ("Billroth-Operation I") hat Billroth 1885 mit dem Blindverschluss des Duodenums und Seit-zu-Endvereinigung von Jejunum und Magenstumpf ("Billroth-Operation" II) zur Perfektion verfeinert.

Die Einführung der Antisepsis ermöglichte erst den operativen Erfolg Theodor Billroth. Daher war er ein wichtiger Förderer des technischen, organisatorischen und personellen Krankenhaus- und Krankenpflegewesens. Billroth war ein großer Mensch, ein genialer Mediziner, Ideal des deutschen Hochschullehrers, geliebt von seinen Studenten und Assistenten und verehrt von den Patienten. Als hochmusikalischer Mensch war er mit dem Komponisten Johannes Brahms (1833-1897), der im Jahr 1878 seinen ständigen Wohnsitz in Wien genommen hatte, und dem Musikforscher Eduard Hanslick (1825-1904) befreundet. Billroth setzte sich sehr für die benachteiligten jüdischen Kollegen an deutschsprachigen Universitäten ein. Noch 1883 klagte er, dass "die krumme Nase über die Besetzung der Professuren auf deutschen Universitäten entscheide".

Über dem Haupteingang der Chirurgischen Klinik

Die Abbildung stellt folgende Persönlichkeiten dar (von links nach rechts):
G. de ChauliacA. Paré  |  J. Lister  | E. v. Bergmann | C. T. Billroth

 


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