Zu den Inhalten springen

MolTraX

Molekulare Surveillance und Infektionskettenverfolgung für lokale Gesundheitsbehörden

Lokale Gesundheitsbehörden tragen zur frühen Identifikation von Infektionen, Verfolgung von Infektionsketten und Verzögerung der Virusausbreitung bei. Die Ganzgenomsequenzierung (Aufschlüsselung der SARS-CoV-2 Erbinformationen) kann wertvolle Informationen liefern und lokale Gesundheitsbehörden unterstützen. Ziel des Forschungsprojekts MolTraX ist eine enge Kooperation zwischen Universitätskliniken und öffentlichem Gesundheitsdienst (ÖGD) am Beispiel der effektiven Nutzung der genomischen Erreger-Surveillance. Dabei sollen Anwendungsbereiche und Beprobungsstrategien identifiziert werden und eine digitale Schnittstelle zur Datenanalyse durch die lokalen Gesundheitsbehörden entwickelt werden. MolTraX wurde im Oktober 2022 bewilligt und wird bis Ende 2023 durchgeführt. Der Standort Freiburg koordinierte das Projekt bis zur Pensionierung von Prof. Grundmann zusammen mit den NUM-Standorten Düsseldorf und Göttingen. Darüber hinaus sind die Standorte Berlin und Hamburg als Netzwerkpartner sowie elf weitere externe Partner (Gesundheitsämter/ÖGD auf Landesebene) am Projekt beteiligt. MolTraX baut auf den NUM-Projekten B-FAST und GenSurv auf. Im Projekt B-FAST aus der ersten Förderphase wurde ein Netzwerk zur genomischen Surveillance initiiert, das in der zweiten Förderphase als NUM-Infrastruktur im Projekt GenSurv fortgeführt und weiter ausgebaut wurde. Durch die Erweiterung der GenSurv-Infrastruktur sowie die Integration der lokalen Gesundheitsbehörden in die GenSurv-Infrastruktur schließt MolTraX den sogenannten „Zirkel der genomischen Surveillance“ für Deutschland und erhöht somit die Chance zur Resilienz des deutschen Gesundheitswesens gegenüber zukünftigen Pandemien.

Die genomische Erreger-Surveillance ist die schnelle, systematische Zusammenführung und Analyse von infektionsepidemiologischen Daten (z.B. Meldedaten) mit Erregerinformationen (z.B. Virusvariante). Sie ermöglicht eine schnelle Ausbruchsdetektion und gezieltes Handeln sowie die Bestimmung von Trends in der Verbreitung der Erreger. Eine wesentliche Einschränkung einer adäquaten genomischen Erreger-Surveillance in Deutschland ist eine unzureichende systematische Einbindung lokaler Gesundheitsbehörden. MolTraX möchte diese Lücke schließen und in den drei Arbeitspaketen (AP) werden alle wichtigen Schritte des Prozesses der Integration der lokalen Gesundheitsbehörden abgedeckt:

  • AP1 gibt Empfehlungen, wann (z. B. Infektionskontexte, quantitative Indikatoren) und wie (z. B. Probennahme) genomische Surveillance-Ansätze von lokalen Gesundheitsbehörden eingesetzt werden sollten. Somit werden klare Regeln für Einsatz, Interpretation und Nutzung genomischer Surveillance Daten geschaffen.
  • AP2 stellt Technologien, Schnittstellen und Best Practices für die Analyse von genomischen Surveillance-Daten den lokalen Gesundheitsbehörden zur Verfügung, die auf deren Bedürfnisse zugeschnitten sind (z. B. im Hinblick auf die Integration von Daten zur Kontaktverfolgung).
  • AP3 gibt Empfehlungen, wie die genomische Überwachung in die Entscheidungsprozesse der lokalen Gesundheitsbehörden integriert werden kann und wie die lokalen Gesundheitsbehörden die Ergebnisse der genomischen Überwachung kommunizieren können. Dabei werden Kompetenz und Wissen im Umgang mit genomischen Daten im ÖGD erweitert.

Durch die enge Zusammenarbeit mit dem ÖGD trägt MolTraX dadurch langfristig und entscheidend zur Bekämpfung der aktuellen Pandemie und perspektivisch zur „Pandemic Preparedness“ (Vorbereitung) gegen mögliche zukünftige Pandemien bei. Der Weg für eine effektive Nutzung von genomischen Surveillance-Daten in der Entscheidungs- und Kommunikationsprozessen der lokalen Gesundheitsbehörden wird durch das Projekt geebnet.

Der Standort Freiburg ist – neben der Mitgliedschaft im Lenkungsausschuss – an allen drei Arbeitspaketen beteiligt und übernimmt insbesondere die Aufgabe, Trainingsstrukturen für den öffentlichen Gesundheitsdienst zu entwickeln. Zusammen mit den anderen beteiligten Uniklinika werden zudem lokale und überregionale Szenarien untersucht werden, bei denen sowohl eine genomische Surveillance als auch eine Kommunikation zwischen verschiedenen öffentlichen Gesundheitsdiensten von Vorteil sind.

Kontaktinformationen

Dr. biol. Sandra Reuter

Mitglied im Lenkungsausschuss, Mitarbeit an allen drei Arbeitspaketen

Institut für Infektionsprävention und Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Freiburg

Leiterin der Arbeitsgruppe Mikrobielle Genomanalyse

+49 761 270 82350/ sandra.reuter@uniklinik-freiburg.de

Prof. Dr. med. Hajo Grundmann (a.D.)

Ehemaliger Mit-Koordinator des Gesamtprojekts, ehemalige Mitarbeit an allen drei Arbeitspaketen

Institut für Infektionsprävention und Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Freiburg

Ehemaliger Institutsleiter

hajo.grundmann@uniklinik-freiburg.de

Weiterführende Links