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Freiburg, 10.12.2019

Blutkrebs: Ältere Patienten profitieren von schonender Kombinationstherapie

Epigenetischer Wirkstoff und Vitamin-A-Präparat helfen geschwächten Patienten mit akuter myeloischer Leukämie, für die eine intensive Chemotherapie zu anstrengend ist / Publikation der bundesweiten Studie im Journal of Clinical Oncology


Die akute myeloische Leukämie (AML) ist die häufigste akute Blutkrebsform bei Erwachsenen und tritt vor allem bei Menschen über 65 Jahren auf. Doch gerade Betroffene dieser Altersgruppe können aufgrund von Begleiterkrankungen oder einem schlechten Allgemeinzustand oft nicht mit einer belastenden Chemotherapie behandelt werden. Nun haben Forscher des Universitätsklinikums Freiburg in einer bundesweiten Studie vielversprechende Kombinationstherapien untersucht. Die zusätzliche Gabe einer der Therapien konnte die durchschnittliche Überlebensdauer gegenüber der Vergleichstherapie von fünf auf acht Monate verlängern – ohne zusätzliche Nebenwirkungen zu verursachen.  Die Studie erschien am 3. Dezember 2019 im Fachmagazin Journal of Clinical Oncology.

„Wir waren sehr überrascht, dass die Kombinationstherapie den Patienten so deutlich geholfen hat. Mindestens genauso wichtig ist aber, dass wir eine Schwachstelle des Tumors ausfindig gemacht haben, an der wir den Krebs angreifen können“, sagt Studienleiter Prof. Dr. Michael Lübbert, Oberarzt an der Klinik für Innere Medizin I des Universitätsklinikums Freiburg. Insgesamt wurden 200 Patienten an 27 Zentren in Deutschland behandelt. Die Studie wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit rund zwei Millionen Euro gefördert.

Das Erbgut der entarteten Zellen umprogrammieren

Bei dem eingesetzten Medikament Decitabin und dem Vitamin-A-Präparat Tretinoin handelt es sich um sogenannte epigenetisch wirksame Substanzen. Sie greifen nicht das Erbgut selbst an, sondern aktivieren bestimmte Gene, die das unkontrollierte Wachstum von Krebszellen bremsen können. „Die Wirkstoffe aktivieren über eine ‚Re-Programmierung‘ der entarteten Zelle wieder jene Faktoren, die das Krebswachstum hemmen und die Zelle ausreifen lassen oder in den Zelltod treiben“, erläutert Lübbert. Wie genau Tretinoin dabei wirkt, ist noch Gegenstand der Forschung. „Es gibt Hinweise darauf, dass die Krebszellen durch das Vitamin-A-Präparat langsamer gegen die Decitabin-Therapie resistent werden“, sagt der Hämato-Onkologe.

Die Studie wurde von akademischen Forschern initiiert und vorangetrieben. Tretinoin wird bereits seit Jahrzehnten in der Behandlung einer besonderen Form von AML eingesetzt, auch Decitabin ist bereits seit 2012 zugelassen.  So bietet diese neuartige Kombinationstherapie für die Behandlung älterer AML-Patienten einen innovativen Ansatz mittels vertrauter Medikamente, deren Nebenwirkungen sehr gut untersucht sind. Eine Folgestudie zur weiteren Optimierung der Therapie ist bereits in Planung.

Original-Titel der Publikation: Valproate and Retinoic Acid in Combination with Decitabine in Elderly Non-fit Acute Myeloid Leukemia Patients: Results of a Multicenter, Randomized 2x2 Phase II Trial
DOI: 10.1200/JCO.19.01053
Link zur Publikation: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/31794324

Titel der Studie: "Study of Decitabine Alone or in Combination With Valproic Acid and All-trans Retinoic Acid in Acute Myeloid Leukemia (DECIDER)"
Link zur Studie: https://clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT00867672

Kontakt:
Prof. Dr. Michael Lübbert
Klinik für Innere Medizin I (Schwerpunkt: Hämatologie, Onkologie und Stammzelltransplantation)
Universitätsklinikum Freiburg
Telefon: 0761 270-36190


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