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Giftige Pflanzen in Garten und Natur

Vergiftungs-Information

(07.05.2021) Schnell verschlucken kleine Kinder giftige Beeren oder Pflanzenteile. Wie man sich in einem Vergiftungsfall richtig verhält, erklärt die Leiterin der Vergiftungs-Informations-Zentrale des Universitätsklinikums Freiburg.

Der Frühling ist da und die Pflanzen beginnen wieder zu wachsen, zu blühen und Früchte zu tragen. Dann klingelt auch wieder in der Vergiftungs-Informations-Zentrale des Universitätsklinikums Freiburg vermehrt der Notruf, weil (Klein-)Kinder giftige Pflanzenteile oder Beeren gegessen haben.

„Die Ängste vieler Eltern sind groß, einmal nicht aufgepasst und schon hat das Kind eine Beere in den Mund genommen und verschluckt“, weiß Dr. Maren Hermanns-Clausen, Leiterin der Vergiftungs-Informations-Zentrale des Universitätsklinikums Freiburg. „Wichtig ist, Ruhe zu bewahren, denn nur sehr selten sind Vergiftungen mit Pflanzen lebensbedrohlich. Überwiegend kommt es zu keinen Symptomen, und wenn überhaupt, zu Symptomen im Mund oder im oberen Magen-Darm-Trakt, also zu Reizungen der Schleimhaut, zu Übelkeit und Erbrechen, selten auch zu Durchfall“, erklärt Hermanns-Clausen.

In Baden-Württemberg wurden im Jahr 2020 etwa 16.000 Vergiftungsunfälle mit Kindern gemeldet, fast 20%, also 2.700 Fälle waren Vergiftungen durch Pflanzen. Etwa 85% der Kinder zeigten dabei aber keinerlei Symptome. „Kleinkinder erkunden in ihrem Entdeckungsdrang ihre Umgebung und nehmen dabei meist nur geringe Pflanzenmengen zu sich. Deshalb kommt es in diesem Alter äußerst selten zu schwerwiegenden Vergiftungsunfällen durch Pflanzen“, ergänzt Hermanns-Clausen.

Bei Erwachsenen sind Vergiftungen durch Pflanzen auch eher selten. Sie entstehen durch Verwechslungen von Pflanzen oder Pilzen, durch Selbstbehandlungsversuche mit pflanzlichen Zubereitungen oder bei Suizidversuchen.

Die sehr giftige Herbstzeitlose ist besonders wegen ihrer Ähnlichkeit zum Bärlauch eine Gefahr. Eine Vergiftung kann sogar tödlich enden. @ Uta E. - Pixabay

Giftpflanzen erkennen, hilft Vergiftungen verhindern

In Westeuropa gibt es – das ist die gute Nachricht – nur sehr wenige stark giftigen Pflanzen. Auf Feld, Wald und Wiese sind das Bilsenkraut, Stechapfel, Tollkirsche und Schierling. In Gärten, Parks oder auf Balkonen sind das Eisenhut, Herbstzeitlose, Engelstrompete und Rizinus. Doch auch Maiglöckchen oder Christrosen können zu Vergiftungen führen. Das Maiglöckchen und die Herbstzeitlose sind besonders wegen ihrer Ähnlichkeit zum Bärlauch eine Gefahr. Beide Giftpflanzen wachsen in unmittelbarer Nachbarschaft zum Bärlauch, können versehentlich mitgesammelt werden. Eine Vergiftung mit der Herbstzeitlosen kann sogar zu schweren Vergiftungen führen und tödlich enden.

Hochgiftige Pflanzen im Garten oder in der Wohnung sollten unbedingt außerhalb der Reichweite von Kindern platziert werden. Auch der Verzehr von Topfpflanzen (wie Monstera, Einblatt oder Dieffenbachia) kann Vergiftungen auslösen.

Eine Liste ausgewählter Giftpflanzen ist auf der Homepage der Vergiftungs-Informations-Zentrale des Universitätsklinikums Freiburg zu finden. Für Smartphones gibt es auch gute Apps zur schnellen (Gift-)Pflanzenerkennung.

„In der Regel werden giftige Pflanzen oder Pilze durch sogenanntes Erfahrungswissen erkannt. Dieses Erfahrungswissen lernen Kinder von ihren Eltern, Verwandten, Erzieher*innen oder Lehrer*innen. Wir empfehlen daher zur Prävention, Kinder frühzeitig aufzuklären. Das gilt nicht nur über giftige Pflanzen, sondern insbesondere auch über Medikamente, Alkohol, Knopfzellen oder sonstige Reinigungsmittel in Haushalt oder Werkstatt, die den Großteil aller Vergiftungsfälle ausmachen“, rät Hermanns-Clausen.

Was tun bei einem Vergiftungsfall

Mit einem Anruf in einer Vergiftungs-Informations-Zentrale oder beim Notruf 112 sollte schnellstmöglich abgeklärt werden, ob und was zu unternehmen ist. Wichtig ist die Angabe, von welcher Pflanze welcher Teil gegessen wurde – und wie viel davon. Für die telefonische Beratung ist hilfreich, welche Symptome bisher aufgetreten sind.

„Meist reicht es schon, Pflanzenteile aus dem Mund des Kindes zu entfernen, auszuspülen und einige Schlucke zum Trinken anzubieten. Gut geeignet ist dazu Wasser ohne Kohlensäure, Saft oder Tee. Wenn ein Kind schon sichtbare Vergiftungserscheinungen wie Atemnot oder Bewusstlosigkeit zeigt, sollte sofort der Notruf gewählt werden“, erklärt Hermanns-Clausen.

Dies sollte bei einer (vermuteten) Vergiftung nicht gemacht werden

  • Kein Erbrechen gezielt herbeiführen. Es besteht die Gefahr, dass Erbrochenes in die Lunge gelangt.
  • Keine Milch trinken, da Milch die Giftaufnahme im Darm beschleunigen kann.
  • Kein Salzwasser trinken, um Erbrechen auszulösen.  Es könnte zu einer Salzvergiftung kommen.
  • Medizinische Kohle sollte nur nach Rücksprache mit der Vergiftungs-Informations-Zentrale oder durch medizinisches Personal verabreicht werden.

App zu giftigen Pflanzen und Vergiftungsunfällen empfehlenswert

Empfehlenswert ist die App „Vergiftungsunfälle bei Kindern“, die das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) bereitstellt. Die App informiert über das richtige Verhalten bei Vergiftungsunfällen bei Kindern mit Chemikalien, Medikamenten oder Pflanzen und enthält Hinweise, wie sich Unfälle vermeiden lassen. Im Notfall kann direkt aus der App das für das jeweilige Bundesland zuständige Giftinformationszentrum angerufen werden.

24h erreichbar: Die Vergiftungs-Informations-Zentrale des Universitätsklinikums Freiburg

Die Vergiftungs-Informations-Zentrale Freiburg ist ein 24h Notfall- und Informations-Service für jeden, der Informationen im Zusammenhang mit Vergiftungen benötigt.

Im Giftinformationszentrum arbeitet ein Team speziell ausgebildeter Mitarbeiter*innen aus den Bereichen Medizin, Pharmazie und Chemie, das Fragen zu Vergiftungen und Drogennotfällen sowie zu gefährlichen Inhaltsstoffen von Produkten beantworten kann. Außerdem berät die Vergiftungs-Informations-Zentrale bei Fragen zur Medikation in Schwangerschaft und Stillzeit sowie zu Wechsel- und Nebenwirkungen von Medikamenten.

 

Kontakt:
Vergiftungs-Informations-Zentrale Freiburg
Notfalltelefon 0761 / 19240
giftinfo@uniklinik-freiburg.de
www.uniklinik-freiburg.de/giftberatung

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