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Erste Hilfe bei Vergiftungsunfällen im Kindesalter

(15.02.2022) Putzmittel oder Medikamente sind für Kinder eine Gefahrenquelle für Vergiftungen. Was zu tun ist, wenn Giftiges geschluckt wurde, erklärt die Leiterin der Vergiftungs-Informations-Zentrale am Universitätsklinikum Freiburg.

Im eigenen Zuhause finden sich viele potenziell-giftige Substanzen für Kinder. „Pflanzen, Putzmittel oder Medikamente sind dabei typische Gefahrenquellen, die Eltern bewusst sein sollten“, sagt Dr. Maren Hermanns-Clausen, Leiterin der Vergiftungs-Information-Zentrale Freiburg. Kommt das Kind dennoch in Kontakt mit einer giftigen Substanz, sollten Eltern Ruhe bewahren und bei einer Giftnotrufzentrale anrufen. Zeigt die betroffene Person schwere Symptome wie Bewusstlosigkeit oder Atemnot, sollten dringend die ABC-Maßnahmen: Atemwege frei machen (Airway), Beatmen (Breathing) sowie eine Herz-Druck-Massage (Circulation) angewendet und der Notarzt verständigt werden. Die Gift-Informationszentrale kann weiter beratend zur Seite stehen, bis der Notarzt eingetroffen ist.

Viele Vergiftungsunfälle von Kindern geschehen mit Haushaltchemikalien wie Putzmitteln. © africa studio / fotolia

Um eine optimale Ferndiagnose zu stellen, sind dabei folgende Fragen besonders wichtig:

  • Wer ist betroffen? (Alter, Gewicht)
  • Welche Art von giftiger Substanz hat die Person zu sich genommen? (Medikament, Giftpflanze, Reinigungsmittel, etc.), bei Medikamenten oder Chemikalien die Packung zur Hand haben.
  • Wie viel Zeit ist seit der Einnahme vergangen?
  • Wie viel wurde eingenommen?
  • Was wurde bis jetzt gegen die Vergiftung unternommen?
  • Wie geht es der Person und welche Symptome zeigt sie?
  • Kontaktdaten und Rückrufnummer angeben

 

„Je nach Vergiftung ist es sinnvoll, dem Kind einige Schlucke Wasser, Tee oder Saft anzubieten. Von Milch oder Salzwasser ist jedoch dringend abzuraten! Auch sollte auf keinen Fall Erbrechen herbeigeführt werden, da beispielsweise Lungenschäden aufgrund von Verschlucken während des Erbrechens entstehen können“, rät Hermanns-Clausen. Bei Augen- oder Hautkontakt mit giftigen oder ätzenden Substanzen ist es ratsam, die betroffene Stelle mit Wasser zu spülen. Nach dem Einatmen giftiger Gase sollte unter Beachtung des Eigenschutzes das Kind zügig in Frischluft verbracht werden. „Für den Notfall raten wir Eltern immer etwas Aktivkohle und Entschäumer im Haus zu haben“, erklärt Hermanns-Clausen. Diese Mittel können rezeptfrei in der Apotheke erworben werden, sollten jedoch nur nach Rücksprache mit den Expert*innen der Vergiftungs-Informations-Zentrale verabreicht werden.

Gefahren vermeiden

Zum Schutz vor eine Vergiftung sollten Eltern giftige Substanzen oder Gemische stets aus der Reichweite von Kindern aufbewahren. Besonders gut eignen sich beispielsweise abschließbare Hausapotheken oder Hängeschränke für Putzmittel. Diese Substanzen müssen für Kinder und Säuglinge unerreichbar gelagert werden. Weiter sagt die Expertin: „Besonders in der Küche oder dort, wo Lebensmittel verarbeiten und verzehrt werden, haben giftige Substanzen nichts zu suchen“. Dementsprechend sollten Reinigungsmittel, Pestizide, Medikamente oder andere Chemikalien nie in Lebensmittelbehältern wie alten PET-Flaschen oder Brotzeitdosen aufbewahrt werden. Kinder könnten die giftigen Stoffe mit Nahrung verwechseln und zu sich nehmen. Außerdem ist es ratsam, Pflanzen auf ihre toxikologische Wirkung in einem Ratgeber nachzuschlagen und gegebenenfalls aus der Wohnung zu entfernen. Weiter sollten kleinere Batterien oder Knopfzellen – auch scheinbar leere – unbedingt außer Reichweite von Kindern gelagert werden, da sie nach dem Verschlucken schwere Verätzungen hervorrufen können.

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