Zu den Inhalten springen

Es werde Licht

Experimentelle Kardiovaskuläre Medizin

(22.03.2022) Elektrische Impulse sind als Signalgeber für Herzzellen gut bekannt. Noch präziser lässt sich die Herzfunktion jedoch mit Lichtblitzen steuern. Wie das funktioniert, wird am Institut für Experimentelle Kardiovaskuläre Medizin erforscht.

Nicht weniger als ein paar Milliarden Zellen bilden unser Herz. Darunter sind nicht nur Herzmuskelzellen, sondern auch Immunzellen, Bindegewebszellen, Nervenzellen und andere. Sie alle müssen sich miteinander verständigen, damit das Herz seine Arbeit tun kann. Ein großer Teil der Kommunikation zwischen den Zellen funktioniert über elektrische Impulse und die Weiterleitung elektrischer Signale. Auf elektrische Stimulation allerdings reagiert das gesamte Herzgewebe; einzelne Zelltypen und ihr Verhalten lassen sich so nicht gezielt untersuchen

Die Optogenetik ist noch eine junge Technologie. Mit ihr soll die Herzphysiologie besser verstanden werden © Grafik/Ketchum

Lichtsensible Proteine erhellen Herzphysiologie

Neue Möglichkeiten bietet eine noch recht junge Technologie: die Optogenetik. „Wir schleusen lichtsensitive Proteine in die verschiedenen Zellen des Herzens ein und können je nach Zelltyp die unterschiedlichen Aktivitäten beobachten oder steuern“, erklärt Dr. Franziska Schneider-Warme, die als Emmy-Noether-Fellow am Institut für Experimentelle Kardiovaskuläre Medizin des Universitätsklinikums Freiburg Licht in dunkle Herzen bringt. In der Optogenetik, sagt Schneider-Warme, liege großes Potential, um die Herzphysiologie besser zu verstehen. Der Knackpunkt: Jedes optogenetische Experiment bedarf zuvor einer Art Gentherapie. Mittels RNA oder DNA werden Gene in die Zielzellen eingeschleust, damit diese lichtsensible Proteine ausbilden. Diese reagieren auf Licht, das die Forscher*innen auf das Gewebe richten. „Auch wenn viele Menschen genetischen Modifikationen noch ablehnend gegenüberstehen, werden sich Methoden wie die Optogenetik im Laufe des Jahrhunderts durchsetzen“, ist Schneider-Warme überzeugt. Schließlich biete die Gentherapie viele Möglichkeiten, schwere Krankheiten zu heilen oder gar zu verhindern.

Zellen mit Licht an- und ausschalten

„Wir können mit Licht entweder einen Zelltyp spezifisch verändern und sehen, was passiert“, erklärt Schneider-Warme, „oder wir beobachten Gruppen eines bestimmten Zelltyps und messen mit Hilfe optospezifischer Sensoren die Zellaktivitäten.“ Um Zellen an- oder auszuschalten, wird blaues Licht genutzt. Mit rot-orangem Licht lässt sich das Verhalten der Zellen beobachten. Rotes Licht interagiert weniger mit dem umgebenden Gewebe und kann so tiefer eindringen. Blaues Licht hingegen wird vom Gewebe stärker geschluckt, liefert aber eine deutlich bessere Auflösung als das rote Licht.

Narbengewebe im Fokus

Franziska Schneider-Warme untersucht im Sonderforschungsbereich 1425 „Die heterozelluläre Natur kardialer Läsionen: Identitäten, Interaktionen, Implikationen“ vor allem drei Modelle: das eines gesunden Herzens, eines Herzens nach einem Infarkt und eines Herzens nach einer Ablation, also der gezielten Verödung gegen Herzrhythmusstörungen. „Uns interessiert vor allem das Narbengewebe, das nach einem Infarkt oder einer Ablation zurückbleibt“, sagt die Wissenschaftlerin. Dieses Gewebe weist weniger Muskelzellen auf als gesundes Herzgewebe, dafür aber mehr Bindegewebs- und Immunzellen. Besonders im Narbenrandgewebe spielt die elektrische Kopplung von Muskelzellen mit Bindegewebs- und Immunzellen eine große Rolle. „Wir versuchen herauszufinden, ob und welche Bedeutung diese Kopplung für die Herzfunktion hat“, sagt Schneider-Warme. Vielleicht lassen sich durch das Ein- und Ausschalten bestimmter Zelltypen im Narbengewebe sogar Herzrhythmusstörungen verhindern? Denn die Wissenschaftler*innen gehen davon aus, dass die Zellen im gesunden Herzgewebe ähnlich gekoppelt sind wie im vernarbten. Die Effekte sind im Narbengewebe aufgrund der erhöhten Zahl an Bindegewebszellen allerdings stärker. „Dank der Optogenetik können wir uns all diese Prozesse endlich genau anschauen und so hoffentlich die Medizin von Morgen etwas erleuchten“, sagt Schneider-Warme. 

 

Weitere interessante Artikel

Was bringt Omega-3 fürs Herz?

Den im Fisch enthaltenen Omega-3-Fettsäuren wird eine schützende Wirkung für Herz und Gefäße nachgesagt. Belege fehlten bislang. Jetzt zeigen zwei Studien, wann sie wirken und wann sie nutzlos sind, wie ein Kardiologe erklärt.

Rund 30 Millionen Euro für exzellente Forschung

Ein neuer Sonderforschungsbereich untersucht Wege für eine „bessere Narbenbildung“ am Herzen. Zwei erfolgreiche Sonderforschungsbereiche zu Epigenetik und dem Verlauf von Virusinfektionen wurden verlängert.

Universitätsklinikum Freiburg

Zentrale Information
Telefon: 0761 270-0
info@uniklinik-freiburg.de    

 

Unternehmenskommunikation

Breisacher Straße 153
79110 Freiburg
Telefon: 0761 270-84830
kommunikation@uniklinik-freiburg.de