Zu den Inhalten springen

ADHS lindern durch spzielle Diät

Kinder- und Jugendpsychiatrie

(20.07.2017) Forscher des Universitätsklinikums Freiburg untersuchen, ob die Vermeidung einzelner Lebensmittel bei Kindern mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) die Symptome lindert. Dabei gibt es erste Erfolge.

Kinder mit der Diagnose „Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung“, kurz ADHS, fällt es schwer, sich auf eine Sache zu konzentrieren. Sie sind meist sehr impulsiv, hyperaktiv und unruhig. Besonders im Alltag führt das Verhalten der Kinder oft zu Konflikten in der Schule und im Alltag. Forscherinnen und Forscher um Professor Dr. Christian Fleischhaker, Leitender Oberarzt in der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter des Universitätsklinikums Freiburg und Leiter der Studie, untersuchen in einer deutschlandweit einzigartigen Studie, ob die Vermeidung einzelner Lebensmittel bei Kindern mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) die Symptome lindern.

Brotzeit-Box mit Gemüse und Wasser

Der Verzicht auf bestimmte Lebensmittel kann bei Kindern die Symptome von ADHS lindern. © pinkyone/fotolia.com

ADHS wird durch eine neurobiologische Funktionsstörung im Gehirn ausgelöst. Doch verschiedene Stoffe in Nahrungsmitteln können die Symptome verstärken. Ob und welche Lebensmittel bei Kindern zwischen sieben und achtzehn Jahren mit ADHS dazu beitragen, lässt sich mit Hilfe einer speziellen Diagnosediät, der oligoantigenen Diät, herausfinden und behandeln.

Besserung bei über der Hälfte der behandelten Kinder

Bei den 24 Kindern, die bisher an der Studie teilgenommen haben, verbesserte sich die Symptomatik der ADHS nach dieser Diät im Schnitt deutlich. Etwa 60 Prozent der Kinder verbessern sich um mehr als 40 Prozent. „Die Liste der beobachteten Unverträglichkeiten ist lang, und jedes Kind hat sein eigenes Unverträglichkeitsprofil“, sagt Professor Fleischhaker. Dabei sei mehr als ein Lebensmittel beteiligt. Das reiche von Milch über Getreide, einige Gemüse- oder Obstsorten bis hin zu künstlichen Farbstoffen.

Der große Vorteil dieser Art des Testens liegt darin, dass Kindern keine wertvollen Lebensmittel vorenthalten werden, die statistisch häufig im Verdacht stehen das Verhalten bei Kindern mit ADHS beeinflussen zu können, aber beim einzelnen Kind gar keinen Einfluss haben.

Unverträgliche Lebensmittel werden in einer Diät ermittelt

Zunächst machen die Kinder eine vierwöchige Diät, in der sie alle Lebensmittel meiden, die prinzipiell eine ADHS fördern können. „Die oligoantigene Diät ist auf jeden Patienten speziell zugeschnittenen. Das Ziel ist es, einzelne unverträgliche Lebensmittel zu identifizieren“, sagt Professor Fleischhaker. In der darauf folgenden Wiedereinführungsphase werden die Lebensmittel wieder einzeln in die Ernährung aufgenommen. So kann genau ermittelt werden, auf welches Lebensmittel das Kind reagiert. Diese Phase dauert in der Regel drei bis vier Monate. Oft sind es gleich mehrere Lebensmittel, die bei den Kindern Symptome auslösen. Im täglichen Speiseplan müssen diese dann vermieden werden, um die Symptome der Störung dauerhaft deutlich zu verbessern.

Bei der sehr individuellen oligoantigenen Diät sind ausgewählte Obst- und Gemüsesorten, manche Getreidearten, Reis und Kartoffeln, aber auch zwei Geflügelsorten oder Lamm erlaubt. Kuhmilch, Eier, Fisch, Soja und Nüsse sind jedoch tabu. Ganz auf Süßes müssen die Kinder nicht verzichten: „Rohrzucker ist im Zusammenhang mit der Diät erlaubt“, betont Professor Fleischhaker.

Ärzte kennen schmackhafte und gesunde Rezepte für die Diät

„Wir stellen zahlreiche Rezepte zur Verfügung, die als wirklich tolle Alternativen genutzt werden können“, ergänzt er. Die Diät bedeute keinen Verzicht auf Genuss und hätte auch keine Einschränkung in der Energiezufuhr, sondern stelle einfach ein vierwöchiges „anders Essen“ dar, wie beispielsweise im Urlaub in einem fremden Land.

Neben den Symptomen der Krankheit ist es im Alltag manchmal schwierig, die Vorschriften der Diät einzuhalten. Familien können sich bei Fragen jederzeit an die Ärzte oder an eine Ernährungswissenschaftlerin am Universitätsklinikum Freiburg wenden.

Ist die passende Diät gefunden, wirkt sie meist sehr schnell

„In der Phase der oligoantigenen Diät finden wir heraus, ob überhaupt eine Lebensmittelunverträglichkeit zu den Symptomen der ADHS beiträgt“, sagt Professor Fleischhaker. Welche Lebensmittel letztendlich dafür verantwortlich seien, zeige sich dann in der anschließenden Wiedereinführungsphase. „In dieser Phase werden einzelne Lebensmittel oder Lebensmittelgruppen nach und nach auf ihre Verträglichkeit untersucht“, ergänzt Professor Fleischhaker. Für jedes Kind zeigt sich dann eine ganz individuelle Lebensmittelverträglichkeit.

„Wie streng die Kinder im Anschluss die unverträglichen Lebensmittel meiden, liegt schließlich in ihrer eigenen Verantwortung“, sagt Professor Fleischhaker. Bei Verzehr eines unverträglichen Lebensmittels treten die Symptome meist recht schnell wieder sehr deutlich auf. „Nach Wiedereinhaltung der Empfehlung bessern sich die Symptome aber nach kurzer Zeit erneut“, betont Professor Fleischhaker.

Kontakt für betroffene Familien:
Prof. Dr. Hans-Willi Clement
Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter
Universitätsklinikum Freiburg
Telefon: 0761 270 69040
hans-willi.clement@uniklinik-freiburg.de

Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter

Universitätsklinikum Freiburg

Zentrale Information
Telefon: 0761 270-0
info@uniklinik-freiburg.de    

 

Unternehmenskommunikation

Breisacher Straße 153
79110 Freiburg
Telefon: 0761 270-84830
kommunikation@uniklinik-freiburg.de