Zu den Inhalten springen

Renate Thongbhoubesra

Ausstellungseröffnung am Sonntag, den 28. April 2002 um 12 Uhr

Um 11 Uhr fand eine musikalische Matinee mit dem Charles Gounod Bläser-Ensemble statt.  

Vom 28. April bis 23. Juni wurden Ihre neuesten Arbeiten vorgestellt. Die Künstlerin hat in den letzten Jahren die artistische Verbindung von Zeichnung, Malerei und Fotografie über eine raffinierte Collagetechnik perfektioniert. Die abgelichtete Realität ist für sie eine ästhetische Region, deren malerische Qualitäten es zu entdecken und künstlerisch zu entfalten gilt.  

Dabei geht es um die Ein- oder Ausgrenzung von Ausschnitten und deren Kombination mit malerischen Mitteln. Seit 1968 arbeitet sie an ihren „Thailand-Motiven“. Nach und nach sensibilisierte sie ihren Blick, um das Besondere im Alltäglichen zu entdecken. Mit dem Fotoapparat suchte und fand sie  die malerischen Aspekte und Motive ihres Sujets.  

Ihre jüngsten Arbeiten kreisen um das Thema „Einblicke-Ausblicke“. Die Malfläche gewinnt an Tiefe, da sie sublime Überlagerungen mit Papierfolien arrangiert und diese zeichnerisch und malerisch an das Foto heran- und teilweise auch über das Foto hinwegführt. Balken, Schraffuren und Konturen, die sie mit Kreide- und Kohlestifte ausführt, mildern den allzu starken Realitäts-Ausdruck des Fotos ab und betten ihn sanft ein in die malerische Struktur des Bildes. Sie arbeitet auf der Schattenlinie zwischen abstrakter und konkreter Kunst. Das  gehört wohl zu den faszinierendsten Aspekten ihrer Kunst. Die 1941 geborene Künstlerin war in Deutschland schon mit vielen Ausstellungen vertreten. Demnächst stellt sie in Salzburg, Metz und in der Villa Steinbach Musée des Beaux Arts in Mulhouse aus. Sie studierte an der Europäischen Akademie für Bildende Kunst in Trier bei Harald Fuchs. Sie lebt und arbeitet in Bad Krozingen und in Bangkok.

E-A4, MDF-Platte und Transparentfolie, Pigmente/Kreide/Acryl, 60x80 cm

E-A5, MDF-Platte und Transparentfolie, Pigmente/Kreide/Acryl, 60x80 cm

E-A6, MDF-Platte und Transparentfolie, Pigmente/Kreide/Acryl, 60x80 cm

Ausstellungsvorbereitung im Attikageschoss

Vernissage

Nach gelungener Eröffnung: Die Künstlerin beglückwünscht die Rednerin Beate Hill-Kalusche.

Blick in den Flur des Attika-Geschosses auf das Triptychon.

Die Parade der kleinformatigen Arbeiten.

Musikalische Matinee

Wolfgang Amadeus Mozart, Serenade c-Moll, KV 388
Die Präsentation selten gespielter Meisterwerke für große Bläserensembles bilden die Grundlage für das besondere Profil der neun Bläsersolisten aus acht Nationen. Das Programm der Matinee begann mit der Serenade c-Moll, KV 388 von W.A. Mozart. Schon in den ersten Minuten überzeugte das Ensemble durch seine vitale und lupenreine Intonation, sein sensibles Gespür für zarte Melodik und seinen ausgewogenen Gesamtklang.  

Carl Maria von Weber, Concertino für Oboe und Bläser
In Carl-Maria von Webers Concertino für Oboe und Bläser bezauberte der Oboist Benedict Walter durch seine musikalische, sehr dynamische Interpretation. Ganz andere musikalische Welten wurden im letzten Teil des Programms entfaltet.  

Charles Gounod, Petite Symphonie
In Charles Gounods Nonett „Petite Symphonie“ in B-Dur stellte das Ensemble ein spätromantisch geprägtes, fast lyrisches Werk vor, das der Querflöte Raum für melodiöse Entfaltung gab. Mit Brillanz und spielerischer Leichtigkeit betonten die Musiker die lichte Transparenz und den sanften Charme der Komposition.

3. Oktober bis 26. November 2010: Renate Thongbhoubesra >Strandungen<, Malerei

Die im Jahr 2010 entstandenen Bilder thematisieren die Spurensuche am Meeresstrand. Alles, was das Meer hergibt und willkürlich auf den Sand der Küste transportiert, findet sich zu einer Ordnung zusammen, die aufgespürt und artistisch verarbeitet wird.

Mit dem Erkunden der Flure des Attikageschosses verwandeln sich die Besucher in Strandläufer, die immer wieder auf Partien seltsam geformter und arrangierter Gebilde stoßen, die es zu identifizieren gilt.

Zumeist bleibt es bei der Form, die mittels der Fantasie an Gestalt gewinnt und schließlich eine Bezeichnung oder gar einen Namen erhält.

Das Arrangement der Bilder trägt zur Strandlandschaft bei. Das Vor und Zurück im Rhythmus der Architektur suggeriert die geschwungene Topographie des Geländes. Die Komposition des einen Bildes gibt die Motivik des anderen vor. Ein fließendes Mosaikband findent seinen Weg durch die Flure der Attika.

Der artistische Ausgangspunkt ist in der Dominanz der Bildordnung zu suchen. In der bewegten Natur und im Prozess des bildnerischen Gestaltens entfaltet sich die Motivik des Vorgefundenen. Strandungen sind Bildfindungen dessen, was die Natur hergibt und sich umformen lässt in ein Bild.

Vita

Pigmente/Foto/MDF, 2001

Anfänge

Überraschende Impressionen prägen das Wahrnehmungsvermögen. Die Realität, besonders wenn sie nicht mit dem alltäglichen Erfahrungsraum kompatibel ist, öffnet den Augen-Horizont und entfaltet sich in einer Bildersprache, die  zu buchstabieren man lernen muss. Es entwickelt sich so etwas wie ein visueller Code, der Gestaltung provoziert. Die artistischen Mittel ordnen sich einem zu, so dass man beginnt, Ausschnitte des Blickwinkels zu wählen und auf das ästhetische Medium zu übertragen.  

Vielleicht spielte sich ein solches Szenarium im Jahre 1968 ab, als Renate Thongbhoubesra zum ersten Mal Thailand besuchte. Zunächst wurden Land und Leute mit den Augen der Touristin gesehen. Der Fotoapparat war ein probates Mittel, die Reise zu dokumentieren. Dann taten sich die versteckten Exotismen auf - verborgen im Alltäglichen, das sich dem Europäer zuweilen als Seh-Wunder offenbart. Nach und nach sensibilisierte sie ihren Blick, um das Besondere in ihrer neuen Umgebung zu entdecken. Mit der Blickrichtung änderte sich auch das Medium. Der Fotoapparat avancierte vom Dokumentations-Instrument zum Spuren-Lese-Gerät. Die abgelichtete Realität war für sie eine ästhetische Region, deren malerische Qualitäten es zu entdecken und künstlerisch zu entfalten galt. Die Fassaden der Wirklichkeit gewannen an Transparenz. Die malerischen Aspekte offenbarten sich in versteckten Winkeln und entlegenen Regionen. Künstlerische Themen taten sich auf. Motive ordneten sich hinzu. So  entstand das Sujet in einem langen Prozess ...

o.T., Mischtechnik 90x90 cm, 1996

Ausbildung

Die 1941 geborene Künstlerin begann ihre künstlerische Ausbildung in Staufen. Dort nahm sie im Jahre 1982 bei Barbara Köhler Unterricht in den Fächern Kunstgeschichte und Malen. Die künstlerischen und theoretischen Grundlagen weckten Begehrlichkeiten. Von 1993 bis 1996 verbrachte sie die Sommermonate an der Europäischen Akademie für Bildende Kunst in Trier. Ihr Lehrer, der renommierte Künstler Professor Harald Fuchs konnte ihr die entscheidenden Vorstellungen vom Bildaufbau und vom Experimentieren mit Materialien auf der Fläche vermitteln. Sehr schnell fand sie ihren eigenen Weg, die Fotografie, ihr unschätzbares Medium der Wirklichkeitssuche, mit der Malerei über eine raffiniert herausexperimentierte Collage-Technik zu kombinieren. Bei Harald Fuchs fand sie das, was für sie wichtig war. Der eigene Stil kristallisierte sich heraus und gewann von Arbeit zu Arbeit an Prägnanz.

o.T., Mischtechnik 30x50 cm, 1994

Bildordnung und Komposition

Aus den Jahren nach 1996 entstanden zunächst Arbeiten, in denen sie die Dominanz der Bildordnung behauptete. In ihren Kompositionen erhielt die Fotografie einen eigenen Stellenwert, der von den malerischen und zeichnerischen Elementen kaum tangiert wurde. Mit anderen Worten: Das Nebeneinander von Malerei und Fotografie strukturierte sich in einem homogenen Bildgefüge. Es fällt allerdings auf, dass schon damals die Fotomotive malerische Aspekte zeigten, die dann in Kontakt mit der Malerei  traten. Damit war der Weg frei für den Annäherungsprozess der künstlerischen Bearbeitung der Fotografie.

Pigmente/Foto/MDF, 2001

Renate Thongbhoubesra suggerierte die Öffnung des Bildraumes auf der Fläche. Dazu verhalf ihr einerseits das "Realisat Fotomotiv" und andererseits ein zunächst kompliziert erscheinender Vorgang der sublimen Flächenüberlagerung. Verfolgen wir diese künstlerischen Schritte im Einzelnen: Die Fotos, oder zumindest Ausschnitte davon, werden in Schichten übermalt. Die Malspuren verdecken, sparen aus oder lassen hindurchschimmern. Damit ist hauchdünne Räumlichkeit gewonnen und das Foto erhält einen neuen ästhetischen Wert. In einem nächsten Schritt werden dann diese Arbeiten mit Langfaserpapier, einer Art Papierflies, überspannt. Die Tiefenwirkung nimmt zu. Dieser künstlerische Prozess erfolgte im Laufe der Jahre, gewissermaßen von Bild zu Bild.

Facciata Pigmente/Foto/MDF, 2001

Kombinat künstlerischer Ausdrucksmittel

Die Künstlerin hat etwas grundlegend Neues geschaffen. Man kann weder von einer Foto-Collage, noch von einer Material-Collage sprechen, eher von einem Kombinat künstlerischer Ausdrucksmittel. Die malerischen Qualitäten der Fotografie treten in Verbindung mit den künstlerischen Möglichkeiten des Pinsels, der Kreide und der Kohle. Das Langfaserpapier stellt so etwas wie ein geheimnisvolles Band dar, das die unterschiedlichen ästhetischen Ausdrucksmittel zusammenschweißt und als homogenes Bild präsentiert.

Facciata Pigmente/Foto/MDF, 2001

Aus dem Jahre 2001 stammen eine Reihe von Arbeiten, die von der Künstlerin als „Facciata“, Fassade bezeichnet werden. Die fotografischen Details zeigen Wandpartien oder Schriftzüge über Fenstern und Türen. Ihr freier Umgang mit den malerischen Mitteln nimmt Züge des Tachismus an. Dadurch gewinnen diese Partien an Eigenrealität und treten in ein dynamisches Spannungsfeld mit dem Fotomotiv. Das Changieren zwischen fotografischen und überlagernden tachistischen Partien trägt zur koloristischen Intensivierung bei. Die Fassaden erscheinen in dieser Konstellation auf den ersten Blick als abstrakte Flächen. Doch dann kippen die Bilddetails um in ein gegenständliches Muster. Die Strukturen verweisen auf die realen Bestandteile einer Gebäudewand. Zweifellos besteht der stupende künstlerische Ausdruck in dieser Gratwanderung zwischen gegenständlichem Muster und ornamentalem Gestus.

E-A 6, Foto Transparentfolie, Pigmente/Kreide/Acryl, 60x80 cm, 2002

Einblicke – Ausblicke

Ihre jüngsten Arbeiten, entstanden im Jahre 2002,  kreisen um das Thema "Einblicke-Ausblicke". Die Malfläche gewinnt an Tiefe, da die Künstlerin sublime Überlagerungen mit Papierfolien arrangiert und diese zeichnerisch und malerisch an das Foto heran- und teilweise auch über das Foto hinwegführt. Balken, Schraffuren und Konturen, die sie mit Kreide- und Kohlestifte ausführt, mildern den allzu starken Realitäts-Ausdruck des Fotos ab und betten ihn sanft ein in die malerische Struktur des Bildes. Sie arbeitet auf der Schattenlinie zwischen abstrakter und konkreter Kunst. Das  gehört wohl zu den faszinierendsten Aspekten ihrer Kunst.  

Zu diesen Arbeiten zählt auch ein Triptychon, das der Neigung der Künstlerin, disparate Bildmotive zu einer Einheit zu bringen, Ausdruck verleiht. Bereits in früheren Jahren schuf sie Triptychen und Diptychen. Das Stiften von Bildeinheiten über Zwischenräume und Unterbrechungen gerät ihr zum ästhetischen Kalkül, da  ihr diese zwei- und dreifach geteilten Bildtypen größere Freiheiten im Suchen und Finden von Bildmotiven lassen und die Spielräume des Collagierens erweitern. Überraschend werden die Betrachter feststellen, dass die eindeutig getrennten und aufgeteilten Motivkomponenten zusammen gesehen werden können.

Renate Thongbhoubesra lebt und arbeitet in Bad Krozingen und in Bangkok.

Ausstellungen

  • 1993 Bad Krozingen, Herzzentrum
  • 1995 Bangkok/Thailand, Goethe Institut
  • 1996 Freiburg, Städtische Galerie Schwarzes Kloster
  • 2001 Wolfsburg, Theater-Galerie n  2001 Baden-Baden, Staatliche Kunsthalle
  • 2001 Siegen, Galerie in der Bilderfabrik
  • 2002 Bad Krozingen, Herzzentrum
  • 2002 Metz, Parc des Expositions
  • 2002 Mulhouse, Villa Steinbach/Musée des Beaux Art