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Patienten

Was ist CTLA-4 Defizienz?

Bei der CTLA-4 Defizienz kommt es durch einen seltenen angeborenen Defekt in einer der zwei Kopien des CTLA4 Gens zu einer verringerten Herstellung des CTLA-4 Proteins. Dadurch kommt es zu einer Fehlregulation des Immunsystems.

Welche Symptome treten bei CTLA-4 Defizienz auf?

Sowohl die auftretenden Symptome als auch ihre Schwere können sich von Patient zu Patient stark unterscheiden. Bei vielen Patienten treten zuerst Durchfallerkrankungen sowie eine oft schon seit der Kindheit bestehende  verstärkte Anfälligkeit für Atemwegsinfekte, wie z.B. Lungenentzündungen, Bronchitiden oder Nasennebenhöhlenentzündungen auf. Bei anderen Patienten äußern sich die ersten Symptome in der Form von Autoimmunerkrankungen, bei denen der Körper sich durch die Bildung von Autoantikörpern selbst angreift. Dadurch kann es zu der Ausbildung von verschiedenen Krankheitsbildern, z.B. zu einer Erniedrigung der Anzahl verschiedener Zelltypen, wie Thrombozyten und Erythrozyten im Blut (Autoimmunzytopenien), oder zu einer Erkrankung der Schilddrüse (Autoimmunthyreoditis) kommen. Manche Patienten entwickeln aber erst im Erwachsenenalter Symptome. Von einer verstärkten Anfälligkeit für Infekte spricht man ab einer Häufigkeit von drei Infekten pro Jahr. 

Bei vielen Patienten findet man außerdem entweder eine Bildung von gutartigen Knötchen, z.B. in der Lunge, oder eine Einwanderung von Immunzellen (Infiltration von Lymphozyten) in unterschiedliche Organe, wie z.B. in den Verdauungstrakt, die Nieren, die Leber, das Gehirn und das Knochenmark. Dies kann zu einer Entzündung und einer Funktionseinschränkung des jeweiligen Organs führen. In der Lunge kommt es häufig zu einer Kombination aus Knötchen und Infiltrationen, die als granulomatöse lymphozytäre interstitielle Lungenerkrankung (GLILD) bezeichnet wird. Diese kann zu strukturellen Veränderungen des Lungengewebes und Symptomen wie Kurzatmigkeit, chronischem Husten und eitrigem Auswurf führen.

Woher weiß ich, ob ich eine CTLA-4 Defizienz habe?

Blutuntersuchungen können erste Hinweise auf eine Schwächung des Immunsystems geben. Es kann überprüft werden, ob genügend Antikörper gebildet werden, um den Körper ausreichend vor fremden Erregern zu schützen, diese sind allerdings nur bei ungefähr zwei Dritteln der Patienten erniedrigt.

Für die sichere Diagnose der CTLA-4 Defizienz  reichen Blutuntersuchungen allerdings nicht aus. Es  muss vielmehr in spezialisierten Zentren ein genetischer Test durchgeführt werden, bei der eine DNA-Probe auf den Defekt in der Erbinformation untersucht wird. Da der Defekt nur sehr selten vorkommt, wird ein genetischer Test nur dann empfohlen, wenn von Ihrem behandelnden Arzt bereits ein angeborener Immundefekt vermutet wird. Das CCI (Centrum für Chronische Immundefizienz) in Freiburg ist spezialisiert auf angeborene Immundefekte und kann solche genetischen Untersuchungen durchführen.

Wird ein Defekt im CTLA4 Gen nachgewiesen, dann kommt es allerdings nicht bei allen Personen zur Ausbildung von Symptomen. Dieses Phänomen ist in der Medizin bekannt und wird durch den Ausdruck „reduzierte Penetranz“ beschrieben. Welche Einflussfaktoren bei diesem Gendefekt zu der Ausbildung, bzw. zur Unterdrückung, von Symptomen und zu der Schwere des klinischen Bildes beitragen, ist augenblicklich Gegenstand intensiver Untersuchungen. 

Worauf muss ich achten, wenn ich an einer CTLA-4 Defizienz leide?

Bei angeborenen Immundefekterkrankungen wirken Impfungen, beispielsweise gegen Tetanus oder Diphtherie, nicht. Beim gesunden Menschen werden im Körper nach einer Impfung Antikörper gegen die Impferreger gebildet. Dies ist bei angeborenen Immunerkrankungen häufig nicht der Fall und es besteht kein Impfschutz. Außerdem sind Patienten durch die fehlenden Antikörper anfälliger für Infekte. Ob die Tendenz zu einer verstärkten Infektanfälligkeit bei Ihnen vorliegt, kann der Hausarzt bzw. Immunologe oder Rheumatologe durch die Bestimmung Ihrer Antikörpertiter testen.

Wie sieht die Behandlung bei CTLA-4 Defizienz aus?

Die Behandlung ist abhängig vom klinischen Bild des einzelnen Patienten. Bei vielen Patienten ist das eigene Immunsystem nicht in der Lage, eigene Antikörper zur Infektabwehr zu bilden, so dass Fremdantikörper durch Infusionen oder Injektion zugeführt werden müssen. Da Antikörper nach einer Weile vom Körper abgebaut werden ist zumeist eine regelmäßige Antikörpergabe notwendig. Bei erhöhter Infektanfälligkeit kann eine Antibiotikaprophylaxe sinnvoll sein. Darüber hinaus werden bei der Ausbildung von Autoimmunerkrankungen oder bei Infiltrationen einzelner Organe mit Immunzellen immunsuppressive Medikamente eingesetzt, die das Immunsystem stabilisieren sollen. 

Gute Wirksamkeit verspricht auch das Medikament Abatacept, das zumindest teilweise die Funktion des fehlenden CTLA-4 ersetzen kann, indem es an die gleichen Interaktionspartner im Immunsystem bindet. 

Kann die auf CTLA-4 Defizienz basierende Erkrankung auf andere Personen übertragen werden?

Bei der CTLA-4 Defizienz handelt es sich um einen Defekt in der Erbinformation, der mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% an die Nachkommen weitergegeben wird. Manche Patienten haben aber auch gesunde Eltern und entwickeln die Mutation spontan. Die daraus resultierenden Symptome bleiben auf den Mutationsträger beschränkt, sie können also nicht auf andere Personen übertragen werden.

Kontaktinformationen
Prof. Dr. med. Bodo Grimbacher

Prof. Dr. med. Bodo Grimbacher

Centrum für Chronische Immundefizienz
UNIVERSITÄTSKLINIKUM FREIBURG
Breisacher Straße 115
79106 Freiburg im Breisgau
Germany
Tel. 0761 270-77732
Fax. 0761 270-77744
E-Mail. ifi.sekretariat-ag-grimbacher@uniklinik-freiburg.de
 

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