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Endometriosezentrum

Die Endometriose ist eine gutartige, chronische Erkrankung, die 4 bis 30 Prozent aller Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter betrifft und damit die häufigste gynäkologische Erkrankung darstellt. Schätzungen gehen davon aus, dass bis zu 50 Prozent der Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch von Endometriose betroffenen sind. Trotzdem vergehen in Deutschland zwischen Auftreten erster Symptome und der Diagnose im Durchschnitt sechs Jahre.

Ziel des Endometriosezentrums Freiburg ist eine individuelle, multiprofessionelle Behandlung der Endometriose wobei sich die Therapieempfehlungen an den aktuellen Leitlinien orientieren.

Dem interdisziplinären Expertenteam gehören Frauenärzte, Chirurgen, Urologen, Schmerztherapeuten, Radiologen, Pathologen und Psychologen an. Die schulmedizinischen Maßnahmen werden ergänzt durch eine komplementärmedizinische Sprechstunde, die Ernährungsberatung, die Sexualmedizin sowie die Physiotherapie.

Die Zusammenarbeit mit spezialisierten Rehakliniken sowie den Selbsthilfeorganisationen ist uns eine Selbstverständlichkeit.
In mehreren Forschungsprojekten arbeiten wie an einem besseren Verständnis und Therapie der Endometriose.

Die kontinuierlichen Fort- und Weiterbildung der mit der Endometriose beschäftigten Kollegen/innen ist uns ein besonderes Anliegen.

Kontakt

Telefon: 0761 270-30250
Telefax: 0761 270-30253
E-Mail:   endometriosezentrum@uniklinik-freiburg.de

Endometriose ist eine gutartige, häufig chronische Erkrankung. Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, siedelt sich im Bauchraum und/oder in der Muskulatur der Gebärmutterwand ab.

Absiedlungen befinden sich häufig im Bereich:

  • der Eierstöcken (z.B. Endometriosezysten/"Schokoladenzysten")
  • der Eileiter
  • des Bauchfells
  • der Blase und/oder der Harnleiter
  • des Darmes
  • der Gebärmuttermuskulatur (Adenomyosis uteri)

Je nach der Lokalisation treten unterschiedliche Beschwerden auf, die nicht immer in Zusammenhang mit der Ausdehnung des Befunds stehen:

  • Unterbauchschmerzen
  • der Eileiter
  • Menstruationsbeschwerden (Dysmenorrhoe), Blutungsstörungen
  • unerfüllter Kinderwunsch
  • Blut in Urin oder Stuhl
  • Schmerzen bei Geschlechtsverkehr
  • Schmerzen bei Wasserlassen und/oder Stuhlgang

Beschwerden, Prognose, Risiken und notwendige Behandlungen sind individuell unterschiedlich und richten sich nach den Befunden und Bedürfnissen der Patientin.

Operative Therapie

Die operative Therapie spielt in der Behandlung der Endometriose eine besondere Rolle. Zum einen kann die Diagnose „Endometriose" nur durch die Untersuchung einer operativ gewonnenen Probe gestellt werden, zu anderen ist die Operation eine der wichtigsten Therapiemöglichkeiten. Somit können sich folgende Gründe für eine Operation ergeben:

  • Schmerzen
  • Unerfüllter Kinderwunsch
  • Beeinträchtigung von Organen, z.B. Nierenstau

Die Entscheidung zur Operation wird immer individuell zusammen mit der Patientin gestellt.

An unserer Abteilung werden primär minimal-invasive Operationsverfahren (z.B. Bauchspiegelung) durchgeführt. Die Endometrioseherde können dabei durch Hitze zerstört oder durch Schnitt entfernt werden. Die Entfernung ganzer Organe (z.B. Eierstock) wird zumeist vermieden. Bei unerfülltem Kinderwunsch kann die Durchgängigkeit der Eileiter überprüft und gegebenenfalls wiederhergestellt werden. Bei ausgedehnter Endometrioseerkrankung wird die Operation gemeinsam mit den Spezialisten der Abteilungen Urologie und/oder Chirurgie geplant und durchgeführt. Diese Kollegen stehen uns auch bei unerwartetem Befall von Darm oder Blase jederzeit während Operationen zu Verfügung. Die Sicherung der Diagnose durch eine Probeentnahme mit anschließender feingeweblichen Untersuchung gehört ebenso zur Operation wie die exakte Beschreibung und Videodokumentation der vorgefundenen Befunde.

Hormontherapie

Die Endometriose wird wie das Gewebe der Gebärmutterschleimhaut durch die Wirkung weiblicher Geschlechtshormone in seiner Aktivität beeinflusst. Für die hormonelle Endometriose-Therapie stehen folgende Medikamente zu Verfügung:

  • klassische Antibabypille (Mikropille): Der eigene Zyklus wird während der Einnahme unterdrückt. Zyklusabhängige Hormoneffekte auf die Endometriose bleiben aus. Besonders günstig wirkt sich die Pilleneinnahme im sogenannten Lang-Zyklus aus, bei dem auf die sonst üblichen monatlichen Einnahmepausen der Pille verzichtet wird.
  • östrogenfreie Pille: Die Wirkung gleicht der o.g. Antibabypille. Durch Verwendung des Gelbkörperhormons als einzigen Wirkstoff wird mögliches Endometriosewachstum vermieden, das durch weibliches Hormon Östrogen angeregt werden kann.
  • Dienogest ("Visanne"): Die tägliche Einnahme des Gelbkörperhormons führt zu einer Reduktion der Beschwerden. Es garantierter Verhütungseffekt besteht nicht.
  • hormonbeschichtete Spirale ("Mirena"): Die kontinuierliche Freisetzung von Gelbkörperhormon in der Gebärmutter über bis zu 5 Jahre zeigt besonders bei Endometriose der Gebärmutterwand (Adenomyosis uteri) und Befall des Areals zwischen Scheide und Enddarm positive Effekte.
  • GnRH-Agonisten: Diese Depotpräparate alle 4 bzw.12 Wochen unter die Haut gespritzt und lösen zeitlich begrenzt „künstliche Wechseljahre" aus. Durch diese Ausschaltung der eigenen Hormonproduktion im Zyklus verringern sich Endometrioseausmass und -beschwerden. Nebenwirkungen gleichen denen der natürlichen Wechseljahre und können durch begleitende Medikamente vermieden werden (Add back-Therapie). Die Anwendung ist auf 3-6 Monate begrenzt.

Kinderwunschtherapie

Unerfüllter Kinderwunsch bei Endometriose wird häufig durch Funktionseinschränkungen der Eierstöcke, Eileiter und Gebärmutter hervorgerufen. Diese lassen sich durch eine optimale, meist operative Vorbehandlung oft verbessern. Generelle Störungen der Fruchtbarkeit durch Endometriose bleiben häufig bestehen. Unsere Ziele einer optimalen Kinderwunschtherapie für Endometriosepatientinnen sind:

  • umfassende Untersuchung beider Partner in unserer Spezialambulanz
  • optimale Abstimmung aller Behandlungsschritte – „alles aus einer Hand“
  • Behandlung anhand spezieller Therapiekonzepte auf Grundlage aktueller wissenschaftlicher Ergebnisse

Alle Kinderwunschbehandlungen können in unserer Ambulanz angeboten werden:

  • Zyklusüberwachung
  • intrauterine Insemination (IUI)
  • künstliche Befruchtung (IVF/ICSI/ICSI-TESE) mit Kryokonservierung
  • therapiebegleitende Akupunktur
  • psychologische Begleitung

Diagnostik

Im Mittelpunkt der Diagnostik der Endometriose stehen das ausführliche Gespräch mit dem Arzt und die gynäkologische Untersuchung. Diese kann trotz Vorliegen von Endometriose einen „normal“ Befund ergeben.

Der gynäkologische Ultraschall ist das erste bildgebende Verfahren, aber auch hier schließt ein „normaler“ Ultraschall eine Endmetriose nicht aus. Es gibt aber Ultraschallbefunde die das Vorliegen einer Endometriose sehr wahrscheinlich machen:

  • Endometriosezyste am Eierstock
  • Endmetriose der Blase
  • Endometriose des Darms
  • Endmetriose der Gebärmutterwand (Adenomyosis uteri)

Zusatzverfahren wie Computertomographie und MRT finden in speziellen Fällen wie z.B. dem Befall der ableitenden Harnwege ihre Anwendung. Beweisend ist letztendlich die diagnostische Bauchspiegelung mit einer Probeentnahme und feingeweblichen Untersuchung.

Alle diagnostischen Untersuchungen werden ambulant durchgeführt.

Ernährungsmedizin

Auch wenn es nur wenige Untersuchungen zu ernährungsmedizinischen Aspekten der Endometriose gibt, gilt die Möglichkeit der Einflussnahme auf die Symptome der Endometriose durch gezielte Ernährung als wahrscheinlich.

Greifen Sie zu:

Meiden Sie:

 

Frische Gemüse:

Brokkoli, Spinat, Kartoffel, Kohl, Tomate

Zuckerhaltige Getränke:

Limonade, Cola, Energydrinks

 

Weißes Fleisch/Fisch:

Hühner-, Putenfleisch, Lachs, Thunfisch

Rotes Fleisch:

Rind bzw. Kalb, Schaf, Wild

 

Sojaprodukte:

Sojasprossen, Sojabohnen, Tofu

Manche Milchprodukte:

Hartkäse

 

Vollkornprodukte

Salz

 

Samen und Körnerprodukte:

Sesam, Leinsamen, Nüsse

Süßigkeiten/Süßspeisen:

Zucker, Schokolade, Kakao

 

Magnesiumhaltige Nahrungsmittel:

Reis, Mais, Haferflocken, Weizenkeime

Omega-6-haltige Nahrungsmittel

 

Kalt gepresste Öle (Extra vergine):

Olivenöl, Rapsöl

Tierische Fette:

Butter, Schmalz