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Ausbildungskonzept

Die Ausbildung von Internist*innen und Nephrolog*innen ist einer der Schwerpunkte der Klinik für Innere Medizin IV.

Aufgrund der demographischen Entwicklung nimmt die Zahl komplex kranker Patient*innen ständig zu. Akutes und chronisches Nierenversagen in Kombination mit kardiovaskulären Erkrankungen, metabolischem Syndrom, Infektionen und Neoplasien sind Herausforderungen, die ein strukturiertes Vorgehen erfordern, um diese Patienten optimal zu behandeln. Insbesondere für Berufsanfänger*innen stellt die Versorgung schwerkranker Patient*innen sowohl physisch wie auch psychisch eine enorme Herausforderung dar. 
Um dieser Herausforderung gerecht zu werden, hat die Klinik für Innere Medizin IV (Med. IV) ein strukturiertes Ausbildungsbildungskonzept entwickelt. Zu unterscheiden sind eine Ausbildung mit Schwerpunkt „Facharzt/-in für Innere Medizin“ bzw. „Facharzt/-in für Innere Medizin und Nephrologie“ von einer akademischen Laufbahn. 

Schwerpunkt „Facharzt/-in für Innere Medizin und Nephrologie“

Übersicht: Klinische Ausbildung in der Klinik für Innere Medizin IV (Med. IV)


Jahr 1

In den ersten 12 Monaten der Weiterbildung zum Facharzt/-in für Innere Medizin und Nephrologie bzw. Innere Medizin werden Ärzt*innen auf den beiden Stationen Morawitz/Minkowski ausgebildet. Diese beiden Stationen bilden einen repräsentativen Querschnitt komplex kranker Patient*innen ab: ca. 40% weisen Komplikationen nach Nierentransplantation auf, wobei Infektionen und Sepsis zu den häufigsten Aufnahmediagnosen zählen. Weitere 40% der Patient*innen sind Übernahmen aus der Notaufnahme mit einem breiten Spektrum von internistischen Erkrankungen. Etwa 20% der Patienten sind Übernahmen von anderen Krankenhäusern oder elektive Aufnahmen. Diese Patienten werden z.B. mit einem Nierenversagen im Rahmen hämatologischer (z.B. Multiples Myelom) oder rheumatologischer (z.B. SLE oder Vaskulitis) Erkrankungen aufgenommen. Dabei ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen internistischen und chirurgischen Fachabteilungen von zentraler Bedeutung. Hier werden auch Stufendiagnostik und therapeutische Interventionen bei komplexen internistischen und insbesondere nephrologischen Erkrankungen erlernt. Essentiell für eine effiziente Ausbildung ist die engmaschige, Patienten-bezogene Betreuung durch die Oberärztinnen und Oberärzte der Med. IV sowie die definierte Patienten-Ärztin/Arzt-Zuordnung (sog. Team-System). In unserem Stationssystem zeigen die Oberärzt*innen eine hohe Präsenz in Patientenbetreuung und Ausbildung, welches den Berufseinstieg erleichtert.

Lehrveranstaltungen
Montags und mittwochs finden Besprechungen statt, in denen Patient*innen zunächst präsentiert und anschließend diskutiert werden. Im Rahmen dieser Veranstaltung soll erlernt werden, wie die Aufnahme und Behandlung komplexer Patient*innen strukturiert werden. Gleichzeitig wird fallbezogen das differential-diagnostische und therapeutisches Vorgehen von schwierigen Krankheitsbildern diskutiert.

Montags findet im Rahmen der Mittagsbesprechung die Röntgendemonstration statt. Im Rahmen der Montagsbesprechung werden wichtige Erkrankungen anhand von Fallpräsentationen didaktisch aufgearbeitet.

Am Dienstag findet eine Histologie-Konferenz statt. Hier werden per Videokonferenz zusammen mit unserem Nephro-Pathologen die histologischen Befunde der Nierenbiopsien der Vorwoche präsentiert und diskutiert.

Mittwochs findet nach der Patientenbesprechung der Journal Club statt. Hier werden von Mitarbeiter*innen wichtige wissenschaftliche Veröffentlichungen aus dem Gebiet der Nephrologie und Inneren Medizin vorgestellt und diskutiert.  

Jahr 2

Im zweiten Jahr der Weiterbildung werden essentielle Inhalte der Facharztkompetenz Innere Medizin und Nephrologie vermittelt. In der Dialyse-Abteilung der Med. IV werden jährlich ca. 10.000 extrakorporale Verfahren durchgeführt, wobei verschiedene Verfahren wie Hämodialyse, Hämofiltration, Hämodiafiltration, Peritonealdialyse (CAPD und APD), Immunadsorption, verschiedene Apherese-Verfahren (Plasmapherese, Doppelfiltrationen, Lipidapherese) sowie kontinuierliche Verfahren zur Anwendung kommen. Dabei findet bei der Betreuung der Patienten ein kollegialer Austausch mit allen Abteilungen im gesamten Klinikum statt. Die Dialyseärzt*innen nehmen am Dialyserufdienst der Abteilung teil und dürfen auch niedergelassene Kolleg*innen im ambulanten Bereich vertreten. Gleichzeitig werden in diesem Jahr wichtige manuelle Fähigkeiten (Anlage von zentralen Verweilkathetern, Shaldon-Kathetern, Shuntpunktionen) erlernt. Im Schichtbetrieb gibt es die Möglichkeit zur Einarbeitung im Nierenduplex und Übernahme von Notfalluntersuchungen. In den Spätdiensten entwickeln Ärzt*innen Eigenständigkeit bei der Aufnahme von Patient*innen und konsiliarischen Beratung bei nephrologschen Fragestellungen anderer Abteilungen, wobei Oberärztinnen und -ärzte als Ansprechpartner im Rufdienst stets verfügbar sind.

Jahr 3

Im dritten Jahr der Weiterbildung erfolgen Rotationen in die Notaufnahme (UNZ) oder auf die internistische Intensivstation (IMIT). Gegenwärtig werden Notaufnahme (UNZ) sowohl als Notaufnahme- wie auch Intensivrotation für die Weiterbildung zur Internist*in anerkannt. Zusätzliche oder längere Rotationen in der Notaufnahme oder auf der Intensivstation sind in Abhängigkeit von Verfügbarkeit und Interesse möglich.

Jahr 4

Im vierten Jahr ist eine Rotation in die Hämatologie/Onkologie, Gastroenterologie, Kardiologie, Pneumologie oder Rheumatologie geplant. Diese interdisziplinären Rotationen werden im Austausch und in Kooperation mit den Assistentensprecher*innen der jeweiligen Abteilungen organisiert und orientieren sich an den Interessen der Ärzt*innen. Für den Facharzt „Innere Medizin und Nephrologie“ müssen insgesamt 24 Monate in zwei anderen Abteilungen absolviert werden.

Jahr 5

Zur Erlangung der Facharztkompetenz Innere Medizin und liegt der Schwerpunkt im 5. Jahr der Weiterbildung auf dem ambulanten Bereich, welcher eine zunehmende Bedeutung für die Patientenversorgung und damit auch für die Ausbildung hat. Die Med. IV hat vier verschiedene Ambulanzen:

  1. Nierenambulanz (NAMB)
    Hier werden primär Patienten mit chronischen Nierenerkrankungen (Gomerulonephritis, Vaskulitis, CKD) longitudinal betreut.
  2. Transplantationsambulanz (TAMB)
    Hier erfolgt die Nachsorge von Patienten nach Nierentransplantation.
  3. Genetik-Ambulanz
    Hier werden Patienten mit genetischen Erkrankungen (z.B. VHL oder ADPKD) betreut. Bei Verdacht auf eine genetische Nierenerkrankung erfolgt in dieser Ambulanz die weitere Abklärung.
  4. Studienambulanz
    Die Med. IV partizipiert an der GCKD-Studie sowie an anderen multi-zentrischen Studien

Für den Facharzt Nephrologie sind insbesondere Rotationen in die NAMB und TAMB Bestandteil der Ausbildung.

Jahr 6

Je nach Präferenz erfolgt eine weitere Rotation auf die Dialysestation oder als „Senior“ auf die Stationen Morawitz/Minkowski mit der Möglichkeit der größeren eigenverantwortlichen Tätigkeit. Hier können die Voraussetzungen für eine oberärztliche Tätigkeit (z.B. Durchführung von Nierenbiopsien, Nierenduplexuntersuchungen, Supervision von jüngeren Kolleginnen und Kollegen, etc.) erworben werden. Nach diesem Konzept sind dann nach 60 Monaten die Voraussetzungen zur Erlangung des FA/FÄ für Innere Medizin ohne Schwerpunkt erfüllt.

Schwerpunkt „Akademische Laufbahn“

Die „Akademische Laufbahn“ verbindet das mittelfristige Ziel der Habilitation mit dem Wunsch, langfristig in einem Universitätsklinikum oder einem Zentrum der Maximalversorgung tätig zu sein. Prinzipiell unterscheidet sich die klinische Ausbildung nicht. Um eine solide wissenschaftliche Ausbildung und produktive wissenschaftliche Tätigkeit zu gewährleisten wechseln sich klinische und wissenschaftliche Rotationen ab. Dabei wird den individuellen Präferenzen Rechnung getragen. Generell wird zwar angestrebt, zunächst die klinische Grundausbildung (Jahr 1-3) zu absolvieren. Jedoch kann es sinnvoll sein, nach einer erfolgreichen Doktorarbeit zunächst die wissenschaftliche Tätigkeit fortzusetzen.

Für die Finanzierung der wissenschaftlichen Rotationen bestehen mehrere Möglichkeiten. Zur Durchführung von experimentellen Arbeiten kann man sich beispielsweise auf eine Postdoc-Stelle einer der nephrologischen Arbeitsgruppen bewerben, wobei Labortätigkeiten prinzipiell auch in anderen Abteilungen oder Instituten möglich sind. Stipendien für wissenschaftliche Tätigkeiten werden von der Medizinischen Fakultät (Berta-Ottenstein-Programm) sowie verschiedenen Fachgesellschaften (z.B. DGIM, DGfN) und Stiftungen (z.B. Else Kröner-Fresenius-Stiftung) zur Verfügung gestellt.

Akademische Laufbahn: Möglicher Ausbildungspfad

Das wissenschaftliche Umfeld der Klinik für Innere Medizin IV bietet exzellente Möglichkeiten für eine akademische Laufbahn. Die Forschungsflächen der Nephrologie befinden sich im Institute for Disease Modeling and Targeted Medicine (IMITATE), einem hochmodernen Gebäude mit zahlreichen Core Facilities. Arbeitsgruppen aus der Nephrologie, dem Institut für Epidemiologische Genetik und der Neuropathologie versuchen hier, die Ursachen komplexer genetischer Erkrankungen zu entschlüsseln und geeignete therapeutische Ansätze zu finden. Im Rahmen von Sonderforschungsbereichen und anderen Forschungsverbünden besteht die Möglichkeit, eine eigene Arbeitsgruppe aufzubauen, um so langfristig erfolgreich forschen zu können.

Berufliche Perspektiven

Oberärztliche Tätigkeit

Prinzipiell ist die oberärztliche Tätigkeit für alle Mitarbeiter*innen unabhängig von der wissenschaftlichen Tätigkeit möglich. Eine langfristige Tätigkeit (unbefristeter Arbeitsvertrag) ist jedoch an den Erwerb der Habilitation gebunden. Zur Erweiterung der zukünftigen beruflichen Perspektiven kann eine befristete oberärztliche Tätigkeit sinnvoll sein, um sich für Leitungspositionen an Krankenhäusern der Maximalversorgung zu qualifizieren.

Außerordentliche Professur

Nach Abschluss der Habilitation besteht die Möglichkeit, zur/zum „Außerordentliche Professor*in“ ernannt zu werden. Die Ernennung erfolgt durch die Landesregierung und setzt neben der klinischen Tätigkeit die weitere erfolgreiche wissenschaftliche Tätigkeit (Publikationen, Einwerbung von Drittmitteln) voraus.

Chefärztin/Chefarzt

Mit dem Erwerb von Facharzt und Habilitation werden die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Bewerbung auf eine Position als Chefärztin/Chefarzt an universitären, akademischen und anderen Zentren der Gesundheitsversorgung geschaffen. Parallel zur exzellenten klinischen und wissenschaftlichen Qualifikation werden zunehmend administrative Erfahrungen vorausgesetzt. Daher sollten frühzeitig entsprechende Tätigkeiten (z.B. Qualitätsmanagement, Geschäftsführung, Personalverantwortlichkeit etc.) innerhalb der Abteilung übernommen werden.

Niederlassung in einem nephrologischen Schwerpunkt-Zentrum

Mit Erlangung der Facharztkompetenz für Innere Medizin und Nephrologie werden alle Voraussetzungen erfüllt, um in einem nephrologischen Schwerpunkt-Zentrum tätig zu werden. Neben der Durchführung von Nierenersatzverfahren (Hämodialyse, Peritonealdialyse) werden in nephrologischen Schwerpunkt-Zentren insbesondere Erfahrung in der Versorgung von transplantierten Patient*innen gefordert. Hier bietet die Med. IV sowohl im stationären wie auch ambulanten Bereich exzellente Möglichkeiten, die entsprechenden Qualifikationen zu erwerben.