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„Es ist meine neue Lunge und ich werde sie hegen und pflegen“

Josef Moosmann wandert gern. Er liebt es, draußen in der Natur zu sein und tief durchzuatmen. Noch vor einem Jahr konnte er keine vier Minuten ohne Sauerstoffgerät leben. Er hatte ständig Angst, zu ersticken und wartete auf den erlösenden Anruf aus der Klinik für Thoraxchirurgie mit der Nachricht, dass eine Spender-Lunge da sei.


Alles begann vor fast 13 Jahren mit einer Bronchitis, die einfach nicht heilen wollte. Das Atmen fiel Josef Moosmann schwer. Eine Bronchoskopie am Universitätsklinikum Freiburg zeigte die Ursache für seine Beschwerden: eine Lungenfibrose.  

„Ich erinnere mich gut an diese Zeit. Noch am selben Tag wurde ich stationär aufgenommen und der Arzt sagte mir, ich hätte eine schwerwiegende ernstzunehmende  Erkrankung.“ Die Lungenbläschen wurden vermehrt zu funktionslosem starrem Bindegewebe. Heilungsmöglichkeiten gab es keine. Die Lebenserwartung lag bei wenigen Jahren.  

Trotz der Erkrankung kümmerte sich der katholische Pfarrer weiterhin um seine fünf Gemeinden am Kaiserstuhl, auch wenn – wie er sagt – buchstäblich „die Luft raus war“. Moosmann: „Ich war gerne für die Menschen  da, von der Taufe bis zur Beerdigung. Doch ich hatte auch viele Besprechungen. Die Verwaltung nahm fast die Hälfte der Zeit ein und das wurde immer anstrengender für mich.“  Sein Hausarzt drängte ihn letztlich, sich pensionieren zu lassen.  

Drei Anrufe bis zur neuen Lunge

Atemnot bestimmte den Alltag des heute 64-Jährigen. Er hatte Angst, zu ersticken. Jede Bewegung strengte ihn an und er konnte keine vier Minuten ohne sein Sauerstoffgerät atmen. Im Frühjahr 2016 versagte seine Lunge dann gänzlich. Zwei Wochen lag er auf der Intensivstation des Universitätsklinikums. „Einen weiteren Infekt hätte ich nicht überstanden, deshalb wollte mich Prof. Joachim Müller-Quernheim als dringlich auf die Transplantationsliste setzen.“ Zahlreiche Untersuchungen folgten, bis die Ergebnisse an Eurotransplant übermittelt werden konnten. „Ich hatte eine hohe Punktzahl, trotzdem hieß es jetzt für mich warten.“  

Im Frühsommer, am späten Abend, kam dann der Anruf. Josef Moosmann war gerade zur Reha im 600 Kilometer entfernten Schönau am Königssee. Aufgrund des Wetters konnte er nicht mit dem Hubschrauber nach Freiburg geflogen werden. Der Rettungswagen brachte ihn mit Blaulicht ins Klinikum. Die Zeit war knapp, doch sie schafften es. Alles war für die OP vorbereitet, dann die Nachricht: Die Spender-Lunge war beschädigt und konnte nicht transplantiert werden.  

Gut zwei Wochen später klingelte erneut das Telefon. Auch diesmal konnte die Lunge nicht verwendet werden. „Und dann, am 14. Juli, 6 Uhr morgens, rief mich Dr. von Samson aus der Thoraxchirurgie an und ich wusste, dass es jetzt soweit war“, erzählt Moosmann. „Da war diese Anspannung und Gewissheit, die ich bei den ersten beiden Anrufen nicht hatte.“  

Herzmassage mit Hand

Um 10 Uhr startete die Operation. Zwei kleine Schnitte führte das Transplantationsteam um Dr. Patrick von Samson, Oberarzt der Thoraxchirurgie, unter dem linken und rechten Lungenflügel durch. Zunächst entfernte der Chirurg den ersten Lungenflügel und setzte den neuen ein. Moosmanns bisherige Lunge war klein, verhärtet. Die neue dagegen ist viel größer, elastisch und weich. Er atmete bereits mit dem neuen Lungenflügel als der zweite entnommen wurde. Mehr als acht Stunden dauerte der komplexe Eingriff und er war nicht ohne Komplikationen. Moosmanns Herz blieb stehen, der Operateur nahm es in die Hand und massierte es so lange, bis es wieder allein schlug.  

Der pensionierte Pfarrer erwachte ohne Sauerstoffgerät auf der Intensivstation. Ein ungewohntes Gefühl. „Ich habe den Sauerstoffschlauch gesucht.“ Er musste wieder lernen,  aktiv selbst zu atmen. Drei Tage brauchte er, dann stand er auf und ging seine ersten Schritte. „Ich konnte gehen und wieder tief durchatmen“, erinnert sich Moosmann. „Während der Reha erzählten mir andere Patienten, dass ihnen ihr neues Organ fremd sei. Aber das habe ich nie empfunden. Es ist meine neue Lunge und ich werde sie hegen und pflegen.“  

Auf Rollstuhl, Rollator und Sauerstoffgerät kann Josef Moosmann heute verzichten. Natürlich muss er Medikamente nehmen, damit sein Körper die Lunge nicht abstößt, und sich regelmäßig untersuchen lassen, aber das tue er gern für das neue Lebensgefühl. „Ich werde jetzt wieder langsam anfangen, mich den bisherigen seelsorgerlichen Aufgaben zu widmen. Mir ist es wichtig, Menschen zu begleiten und zu beraten.“

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