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Stimulation für die Zunge

Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde

(21.08.2020) Bei stark schnarchenden Menschen können sich die Atemwege im Schlaf teilweise oder sogar ganz verschließen. Es kommt zu Atemaussetzern. Ein sogenannter Zungenschrittmacher kann Hilfe bringen.

Schnarchen kann zwar Beziehungen auf die Probe stellen, ist meist jedoch harmlos. In vielen Fällen versperrt die zurückfallende Zunge beim Schlafen die Atemwege der Betroffenen, was die lauten Geräusche erzeugt. Auch wenn sich der Gaumenbogen und das Zäpfchen Richtung Zunge absenken, kann dies zu Schnarchgeräuschen führen.

Bei starkem Schnarchen kann ein Zungenschrittmacher helfen. Die Batterie wird in die Brust platziert, der Stimulator direkt unter der Zunge.

Wann wird das Schnarchen gefährlich?

Bedenklich wird das Schnarchen dann, wenn es sich wie bei 6 Prozent der Frauen und 13 Prozent der Männer zu einer sogenannten obstruktiven Schlafapnoe entwickelt, kurz OSA genannt. Die Betroffenen schnarchen heftig, unregelmäßig und holen häufig stark Luft. „Das liegt daran, dass bei der OSA die Zunge und das Weichgewebe im Hals so sehr erschlaffen, dass der obere Atemweg in sich zusammen fällt und dadurch verengt oder verschlossen wird. Ein ruhiger, erholsamer Schlaf ist so kaum möglich“, erklärt Prof. Dr. Christian Offergeld, Oberarzt an der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde des Universitätsklinikums Freiburg. Die erschwerte Atmung oder gelegentliche Atemstillstände lassen die Betroffenen immer wieder in der Nacht aufschrecken. „Der Zustand belastet das Herz-Kreislaufsystem und erhöht auf Dauer das Risiko, Herzinfarkte, Schlaganfälle und Bluthochdruck zu erleiden“, sagt Offergeld.

Funktionsweise des Zungenschrittmachers

Bisher wurde die OSA  in den meisten Fällen mithilfe einer Überdrucktherapie behandelt. Dabei wird über eine Maske ein leichter Luftdruck auf die Atemwege ausgeübt, was diese offen halten soll. Allerdings vertragen nicht alle Patient*innen diese Art der Therapie. Eine Alternative für sie stellt nun ein sogenannter Zungenschrittmacher dar. „Geeigneten Patient*innen implantieren wir das Gerät – ähnlich einem Herzschrittmacher – während eines kurzen Klinikaufenthalts in den rechten Brustbereich“ so Offergeld. Der Schrittmacher stimuliert durch eine unter der Haut liegende Elektrode den Unterzungennerv, der die Zungenmuskulatur versorgt. Durch diese Stimulation wird die schlaffe Muskulatur aktiviert, der Zungengrund wird flacher und die Zunge kommt nach vorne. Dadurch verschließt die Zunge nicht mehr den Atemweg und Atemaussetzer werden verhindert. Die Patient*innen können das Gerät mit einer Fernbedienung steuern, die sie auf den Schrittmacher auflegen. „Die Wirksamkeit des Zungenschrittmachers ist durch zahlreiche Studien belegt und ein erster Batteriewechsel ist erst nach ungefähr elf Jahren erforderlich“, erklärt Offergeld.

Diagnose im Schlaflabor der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde

Wer vermutet, er oder sie könnte unter einer OSA leiden, kann sich in eine Fachklinik überweisen lassen. „Im Schlaflabor der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde ist eine umfassende Begutachtung, Diagnostik und Therapie von Schlafstörungen und schlafbezogenen Atmungsstörungen möglich“, so Offergeld.

Vor einem Aufenthalt im Schlaflabor  wird der/die Patient*in in der Regel einer Screening-Untersuchung unterzogen, einer sogenannten Polygraphie. Diese Untersuchung findet zu Hause statt. Sie umfasst Messungen vom Atemfluss der Nase, des Sauerstoffgehaltes des Bluts, der Atembewegungen vom Brustkorb sowie von Schnarchgeräuschen. Je nach Ergebnis, schlägt der/die behandelnde Ärzt*in eine noch ausführlichere Analyse im Schlaflabor vor. Bestätigt sich die Diagnose OSA, kann der Zungenschrittmacher in Erwägung gezogen werden.

Tipps gegen das Schnarchen

Für Menschen, die keine diagnostizierte OSA haben, aber trotzdem schnarchen, haben die Expert*innen der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde einige Tipps zusammengestellt: „Am besten ist es, wenn die Nase der Schlafenden frei ist, da durch den offen stehenden Mund die Zunge leichter zurückfällt“, erklärt Offergeld. Etwaige Verkrümmungen der Nasenscheidewand oder Allergien sollten deshalb möglichst behandelt werden. Das freie Atmen wird auch durch anschwellende Schleimhäute erschwert. Wer nicht raucht und keinen Alkohol am Abend trinkt, kann dem vorbeugen. Die häufigste Ursache für Verengungen im Bereich der Atemwege stellt jedoch ein zu hohes Körpergewicht dar. „Vielen Betroffenen hilft es auch, die Rückenlage beim Schlafen zu vermeiden und sich beispielsweise ein Seitenschläferkissen zuzulegen“, so Offergeld.

Wer trotz dieser Tipps weiterhin unter starken Schnarchproblemen leidet, kann einen Termin für die schlafmedizinische Sprechstunde an der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde des Universitätsklinikums Freiburg vereinbaren und sich untersuchen lassen.

Termine für die Schlafsprechstunde                          
Sprechzeiten: mittwochs, 12 Uhr-16 Uhr

nach Vereinbarung
Telefon: 0761 270-42310
hno.schlaflabor@uniklinik-freiburg.de

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