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Der lange Weg zum Kind

Frauenheilkunde

(22.06.2021) Wenn es mit der Schwangerschaft nicht klappen will, finden Paare mit Kinderwunsch in der Abteilung für Endokrinologie und Reproduktionsmedizin am Universitätsklinikum Freiburg Unterstützung. 

Auf einmal ist er da, der Gedanke: Wie schön wäre es zu dritt. Mit einem Kind, das wir beim Großwerden begleiten. Eine beflügelnde Idee. Doch wenn Monat um Monat vergeht, ohne dass die erhoffte Nachricht „schwanger!“ eintrifft, zerrt das Warten an den Nerven. Und manche Paare stehen plötzlich vor grundlegenden Fragen: Können wir uns auch ohne Kind ein erfülltes Leben vorstellen? Wie wäre es, Adoptiv- oder Pflegekinder bei uns aufzunehmen? Sollen wir mit medizinischer Unterstützung versuchen, ob es doch noch mit einer Schwangerschaft klappt? Fragen, auf die jedes Paar eigene Antworten finden muss. 

Das Erstgespräch dient dazu, das Paar mit seiner Vorgeschichte kennenzulernen. Mögliche körperliche und psychische Ursachen für eine ungewollte Kinderlosigkeit werden gemeinsam abgeklärt.

Geduld und individuelle Therapieplanung sind gefragt

Fällt die Entscheidung auf medizinische Hilfe und Beratung, sitzen die Paare oft Kinderwunschex- pert*innen wie Dr. Philipp Wiehle gegenüber. Der Ärztliche Leiter der Abteilung für Endokrinologie und Reproduktionsmedizin der Klinik für Frauenheilkunde am Universitätsklinikum Freiburg nimmt sich im Erstgespräch viel Zeit, um das Paar mit seiner Vorgeschichte kennenzulernen. Er spricht mit ihnen über mögliche körperliche und psychische Ursachen für ungewollte Kinderlosigkeit und klärt über die individuellen Möglichkeiten auf, ob und wie das Paar ein Kind bekommen könnte. „Für das Gelingen einer künstlichen Befruchtung sind nicht nur die gesundheitlichen Voraussetzungen, sondern auch die zeitliche Flexibilität und die psychische Verfassung der beiden Beteiligten wichtig“, weiß Wiehle.

Je nach Ausgangslage sind zahlreiche Termine zur Zyklusbeobachtung, unterstützenden Hormonbehandlung, Entnahme von Eizellen und Spermien sowie für das Einpflanzen der Embryos nötig. Häufig dauert es mehrere Behandlungszyklen bis zur ersehnten Schwangerschaft. „Das monatliche Hoffen und Bangen wird für manche Paare so anstrengend, dass sie zwischen den Behandlungszyklen eine Pause brauchen. Wir raten in dieser anstrengenden Zeit auch großzügig zu psychologischer Begleitung“, sagt Wiehle.

Engmaschig betreut

Nicht nur die Partner*innen werden von den Kinderwunschexpert*innen engmaschig betreut. Auch für die Spermien und Eizellen, auf denen die Hoffnung des Paares ruht, werden die bestmöglichen Bedingungen geschaffen. „Besonders Eizellen reagieren sehr sensibel auf Veränderungen. Deshalb kontrollieren wir Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Nährlösung sehr genau“, sagt Dr. Bengi Acar-Perk. Für die Befruchtung unterm Mikroskop braucht die Reproduktionsmedizinerin nur wenige Minuten. „Dank unseres Spezialmikroskops der neuesten Generation können wir das Spermium sehr präzise in der Eizelle platzieren und dabei für die Zellteilung wichtige Strukturen schützen“, erläutert Acar-Perk. In den folgenden Tagen beobachtet sie genau, ob sich die Zellen in ihrer Obhut planmäßig teilen. „Die Chancen für eine gesunde Schwangerschaft steigen nicht mit der Anzahl der eingesetzten Embryonen, sondern mit deren Qualität“, so Acar-Perk. Schließlich bringen Mehrlingsschwangerschaften eigene Risiken mit sich. Besonders bei schwierigen Ausgangssituationen brauchen die Paare viel Geduld, Durchhaltevermögen und ein Quäntchen Glück. „Umso mehr freuen wir uns über jede Geburtsanzeige, die bei uns eintrudelt. Eine schönere Belohnung für unsere Arbeit wie auch für das Paar selbst gibt es nicht“, sagt Wiehle.

Mit Unterstützung zur Schwangerschaft

Bei der Intrauterinen Insemination (IUI) werden Spermien kurz vor dem Zeitpunkt des Eisprungs per Spritze oder Katheter direkt in die Gebärmutter eingeführt. Dies kann bei leicht eingeschränkter Samenqualität und Problemen am Gebärmutterhals helfen. Bei der In-Vitro-Fertilisation (IVF) werden mithilfe einer Hormonbehandlung mehrere Eizellen zur Reife gebracht, entnommen und im Reagenzglas mit Spermien in Kontakt gebracht. So lassen sich Einschränkungen der Eileiter, starke Endometriose oder eine leicht verminderte Beweglichkeit der Spermien ausgleichen.

Bei der Intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI) werden aus Ejakulat, Hoden oder Nebenhoden Spermien entnommen und unter einem Spezialmikroskop direkt in die Eizellen injiziert. Dieses Verfahren kommt bei stark eingeschränkter Befruchtungsfähigkeit der Spermien oder nach einem IVF-Versuch ohne Befruchtung zum Einsatz.

Wer wird unterstützt?

Bei verheirateten verschiedengeschlechtlichen Paaren trägt die Krankenkasse unter bestimmten Voraussetzungen einen Teil der Behandlungskosten. Bei alleinstehenden oder in gleichgeschlechtlicher Beziehung lebenden Frauen ist die Behandlung nur in manchen Zentren möglich und in aller Regel nur auf eigene Kosten, wie auch bei unverheirateten Paaren, da die gesetzlichen Regelungen dies bisher nicht unterstützen. Der Lesben- und Schwulenverband LSVD fordert deshalb eine bundesgesetzliche Regelung zur medizinischen Unterstützung aller Menschen mit Kinderwunsch – unabhängig von Familienstand, sexueller Orientierung oder geschlechtlicher Identität.

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