Zu den Inhalten springen

Hilfe für gestresste Eltern

Sozialpädiatrisches Zentrum

(02.08.2021) Durchwachte Nächte, stundenlanges Schreien, Trotzanfälle: Ein Stück weit gehört das zum Leben mit Babys und Kleinkindern einfach dazu. Doch wenn aus der Ausnahme die Regel wird und Eltern nicht mehr weiterwissen? Dann finden sie bei den Expert*innen vom Sozialpädiatrischen Zentrum am Universitätsklinikum Freiburg Rat und Hilfe.

Das Baby schreit. Es hat gut gegessen, die Windel ist frisch. Vielleicht grummelt der Bauch? Es wirkte den ganzen Tag recht fröhlich und interessiert, bis jetzt. Es ist Schlafenszeit, seit mehr als zwei Stunden. Doch das Baby schreit, schreit und schreit. Die Mutter singt, tröstet, schaukelt im Kinderzimmer, der Vater löst sie irgendwann ab und versucht sein Glück mit einer Runde im Tragetuch. Vergeblich. Beide sind am Ende ihrer Kräfte. Und das Baby schreit.

Die Eltern-Baby-Sprechstunde des Sozialpädiatrischen Zentrums (SPZ) ist ein Angebot für Eltern, deren Kinder im Alter von 0 bis 3 Jahren mit sogenannten frühkindlichen Regulationsstörungen auffallen. @iStock / Sandeep Rana

Szenen wie diese bekommen Martina Brehm und Walburga Ebi-Kirchgässner häufig erzählt. Brehm koordiniert als Psychologin und Psychotherapeutin die Eltern-Baby-Sprechstunde im Sozialpädiatrischen Zentrum der Klinik für Neuropädiatrie und Muskelerkrankungen. Neben der Heilpädagogin Ebi-Kirchgässner gehören noch ein Kinderarzt und eine Logopädin zum Team.

 

Hilfe am Tiefpunkt

Seit 2011 beraten die Expert*innen Eltern, deren bis zu drei Jahre alten Kinder unter sogenannten frühkindlichen Regulationsstörungen leiden. Das können exzessives, scheinbar grundloses Schreien sein, Schlafstörungen, Probleme beim Essen oder ein stark trotziges Verhalten. Die Eltern-Baby-Sprechstunde richtet sich insbesondere an Eltern von frühgeborenen Kindern und Kindern mit chronischen Erkrankungen oder Behinderungen. Während in den ersten Jahren rund 20 Familien pro Jahr zur Beratung kamen, sind es inzwischen 50 bis 60 Familien. „Sehr oft suchen Eltern Hilfe, die einfach nicht mehr weiterwissen“, sagt Martina Brehm, „ihr Kind schreit häufig, sie sind belastet mit Schuld- und Schamgefühlen, weil sie denken: Alle kriegen das super hin mit ihrem Kind und sind eine glückliche kleine Familie, nur bei uns klappt das nicht, also machen wir etwas falsch.“ Diese Kinder, sagt Brehm, seien oft schwerer zu lesen, sie sind besonders reizoffen und verfolgen alles um sich herum mit großen Augen, scheinbar ohne müde zu werden.

 

Erster Schritt:
Mehr Schlaf für die Eltern

Hier wird zunächst versucht Wege zu finden, um den Eltern in einem ersten Schritt Entlastung zu verschaffen, sprich: Schlaf. „Dann, wenn Mutter und Vater stabilisiert und aus ihrer Erschöpfung herausgekommen sind, können wir gemeinsam schauen, wie sie mit dem Schreien und den Schlafstörungen ihres Kindes umgehen können“, sagt Ebi-Kirchgässner. Dabei gehe es beispielsweise um Schlafentwicklung oder darum, wieder einen Zugang zu intuitiven Fähigkeiten zu schaffen. „Die sind manchmal verschütt gegangen vor lauter Angst, Sorge oder auch Einsamkeit – mit der Geburt eines Kindes verändern sich auch die sozialen Kontakte.“

 

Neues mehrmals ausprobieren

Kommen die Eltern mit ihrem Kind zur Beratung, werden sie je nach Fragestellung von beiden Expertinnen gemeinsam betreut. Das ermöglicht unterschiedliche Perspektiven, der Blick einer Heilpädagogin auf ein Problem ist mitunter anders als der einer Psychotherapeutin.

Gemeinsam mit den Eltern überlegen sie, welche Hilfestellungen geeignet sind. Wichtig: „Mit einmal etwas probieren ist es meist nicht getan, besser ist es, eine neue Sache mehrmals zu versuchen, damit das Kind Zeit hat sich umzustellen“, sagt Ebi-Kirchgässner. Doch ganz egal, ob jemand nur einmal oder einige Wochen lang zur Eltern-Baby-Sprechstunde kommt, ob eine telefonische Krisenberatung notwendig ist oder nicht – eine zentrale Botschaft ist den Expertinnen wichtig: „Eltern sollen nach sich schauen und Hilfe annehmen. Denn damit es dem Baby gut gehen kann, muss es den Eltern gut gehen“, sagt Brehm.

 

Kontakt:
Eltern-Baby-Sprechstunde im Sozialpädiatrischen Zentrum (SPZ)
Telefon: 0761 / 270 45230

 

 

Weitere interessante Artikel

Fröhlich und aktiv mit Diabetes

Dank des medizinischen Fortschritts können Kinder mit Typ-1-Diabetes ein normales Leben führen. Experten des Universitätsklinikums Freiburg erklären, worauf es zu achten gilt.

Fieberkrampf – erschreckend, aber meist harmlos

Ein Fieberkrampf sieht schlimm aus: Das Kind hat Fieber, wird blass, verdreht die Augen, krampft und wird vielleicht sogar kurz bewusstlos. Wie man sich bei einem Fieberkrampf richtig verhält, erfahren Sie hier.

Universitätsklinikum Freiburg

Zentrale Information
Telefon: 0761 270-0
info@uniklinik-freiburg.de    

 

Unternehmenskommunikation

Breisacher Straße 153
79110 Freiburg
Telefon: 0761 270-84830
kommunikation@uniklinik-freiburg.de