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Genetische Detektivarbeit

Rechtsmedizin

(25.03.2024) Als Molekularmedizinerin forscht PD Dr. Jana Naue am Institut für Rechtsmedizin des Universitätsklinikums Freiburg zu Forensischer Epigenetik. Im Interview erklärt sie, inwiefern ihre Arbeit dabei helfen kann, Verbrechen aufzuklären.

PD Dr. Jana Naue forscht am Institut für Rechtsmedizin des Universitätsklinikums Freiburg zu epigenetischen Markern. © Gabor Richter

Dr. Naue, in Ihrer Forschung beschäftigen Sie sich mit epigenetischen Markern. Was kann man sich darunter genau vorstellen?

PD Dr. Jana Naue: Epigenetische Marker sind unter anderem chemische Veränderungen an der DNA und der Proteine, die mit der DNA interagieren. Diese Marker beeinflussen, wie einzelne Gene reguliert werden, also ob sie beispielsweise „lesbar“ oder „abgeschaltet“ sind. Sie unterscheiden sich teilweise abhängig vom Zelltyp, dem Alter, Umwelteinflüssen oder anderen Faktoren. Bei der forensischen DNA-Analyse werden klassischerweise vor allem Längenunterschiede bestimmter DNA-Abschnitte, der sogenannte genetische Fingerabdruck, ausgewertet. Berücksichtigen wir die sogenannte DNA-Methylierung, ein epigenetischer Marker, können wir zusätzliche Informationen zum Zelltyp oder altersabhängigen Veränderungen gewinnen, die uns sonst entgehen würden.

Wie können diese Erkenntnisse in der Praxis genutzt werden?

PD Dr. Jana Naue: Im Rahmen der Forschung identifizieren wir Marker, entwickeln geeignete Tests zur Messung der chemischen Veränderung und mathematische Modelle zur Auswertung, um zwischen verschiedenen Geweben und Körperflüssigkeiten zu unterscheiden oder das Alter einer Person zu schätzen. Anschließend überprüfen wir deren Genauigkeit und Robustheit.

…und bei der Verbrechensaufklärung?

PD Dr. Jana Naue: Die von uns entwickelten Methoden können dann bei polizeilichen Untersuchungen unterstützend genutzt werden. Wenn der biologische Ursprung von Spurenmaterial präziser bestimmt werden kann, kann ein DNA-Muster besser in den Kontext der Geschehnisse eingeordnet werden. Auch die genauere Eingrenzung des Alters von Personen ist hilfreich bei zum Beispiel der Suche nach Täter*innen oder der Identifizierung von unbekannten Personen.

Wie sind Sie zur Rechtsmedizin gekommen?

PD Dr. Jana Naue: Die Rechtsmedizin und insbesondere die Methoden der forensischen Molekularbiologie fand ich bereits im Studium sehr interessant. Vor allem gefällt mir das Zusammenspiel aus Forschung und praktischer Anwendung – es ist eine Arbeit mit Sinn.

Inwiefern wurden Sie auf ihrem Karriereweg unterstützt?

PD Dr. Jana Naue: Insbesondere die Institutsleitung und die Kolleg*innen des Instituts für Rechtsmedizin des Universitätsklinikums Freiburg haben mir während meiner gesamten Laufbahn geholfen und mich bestärkt. Zusätzlich hat mich die Teilnahme am EIRA-Mentoring-Programm der Medizinischen Fakultät der Universität Freiburg nach meiner Rückkehr von einer PostDoc-Phase in Amsterdam dabei unterstützt, trotz den Unwägbarkeiten einer wissenschaftlichen Karriere meine Karriere fortzusetzen und durch eingeworbene Drittmittel meine eigene kleine Forschungsgruppe in der Abteilung aufzubauen.

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