Chikungunya, Tigermücke & Co: Wann ein Insektenstich gefährlich wird
Infektiologie(21.08.2025) Insektenstiche sind meist harmlos – doch in einigen Fällen ist ärztliche Hilfe notwendig. Gleichzeitig gibt es in Frankreich vereinzelt Infektionen durch Chikungunya-Viren, die durch Stechmücken übertragen werden. Ein Experte gibt Tipps.
Prof. Dr. Siegbert Rieg, Internist und Leiter der Infektiologe am Universitätsklinikum Freiburg, gibt Entwarnung für die meisten Fälle: „Wenn es sich um eine lokale Reaktion handelt, also an der Stichstelle eine Schwellung und eine Rötung auftritt, die nicht ungewöhnlich groß ist, muss man sich eigentlich nicht in ärztliche Hand begeben.“ Alarmzeichen seien jedoch Atemnot, Schwindel, großflächige Hautausschläge oder ein Engegefühl im Hals – hier bestehe Verdacht auf einen anaphylaktischen Schock, der sofortige ärztliche Hilfe erfordert.

Ein Stich – harmlos oder gefährlich? Tigermücken übertragen tropische Viren – neuerdings auch im benachbarten Elsass. ©freepik
Erste Hilfe: kühlen, cremen, hochlagern
Die beste Erstversorgung bei gewöhnlichen Insektenstichen ist simpel: kühlen. Auch kortisonhaltige Cremes können Entzündungen lindern. „Die Stelle sollte nicht aufgekratzt werden, um Infektionen zu vermeiden“, so Rieg. Bei stark geschwollenen Händen oder Füßen reicht es laut dem Experten oft, das Körperteil hochzulegen – solange keine weiteren Symptome auftreten.
Wer Stiche aufkratzt, verstärkt die Reaktion oft unnötig
Ob ein Stich stark anschwillt oder kaum spürbar bleibt, hängt laut Rieg vom Insekt und der individuellen Empfindlichkeit ab. „Zum einen kommt es darauf an, welches Insekt zugestochen hat und wie stark bzw. wie lange. Zum anderen liegt es an der persönlichen Neigung, eine Schwellung auszubilden.“ Wer kratzt, verstärkt die Reaktion oft unnötig.
Allergie kann auch später noch entstehen
Eine echte Insektengiftallergie entwickelt sich meist über mehrere Kontakte hinweg. „Eine Allergie kann man prinzipiell auch später im Leben entwickeln“, erklärt Rieg. Die meisten körperlichen Reaktionen auf Stiche seien jedoch keine echten Allergien, sondern normale Abwehrreaktionen des Körpers.
Tropenvirus auf dem Vormarsch
Erstmals wurde im Elsass (Frankreich) eine lokal übertragene Infektion mit dem Chikungunya-Virus festgestellt – sehr wahrscheinlich durch einen Stich der Asiatischen Tigermücke. Diese ist mittlerweile durch den Klimawandel auch im Oberrheingraben heimisch. „Und sie wird bleiben“, warnt Rieg. Ein größerer Ausbruch in Deutschland sei derzeit zwar unwahrscheinlich, einzelne Fälle aber durchaus möglich.
Chikungunya – der Krankheitsverlauf
Die Infektion selbst ist meist mild. „Ein Teil der Infizierten entwickelt nur wenige oder gar keine Symptome“, so Rieg. Typisch sind Fieber, Hautausschlag und Gelenkschmerzen – letztere können in seltenen Fällen über Wochen oder sogar Monate anhalten. Schwerere Verläufe mit Herzmuskel- oder Hirnhautentzündung betreffen laut dem Experten fast ausschließlich immungeschwächte Personen. In der Regel klingen die Symptome nach fünf bis sieben Tagen ab.
Sie wurden gestochen? Erste Hilfe in 3 Schritten:
- Kühlen: Mit Eis, Coolpack oder kaltem Wasser – aber nie direkt auf die Haut
- Nicht kratzen: So schützen Sie sich vor Infektionen
- Cremes & Hochlagern: Kortisonhaltige Salben lindern die Schwellung; betroffene Körperteile am besten hochlagern
Bei diesen Symptomen sollten Sie sofort ärztliche Hilfe suchen:
- Atemnot, Engegefühl im Hals
- Hautausschlag mit Quaddeln
- Schwindel oder Kreislaufprobleme
- Fieber bei starker Schwellung
- Anzeichen einer Infektion (z. B. Eiter, starke Rötung, Überwärmung)
Tipp: Im Zweifel lieber einmal zu viel zum Arzt gehen – besonders bei Kindern oder Menschen mit bekannten Allergien.
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