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Mobile Intensivstation fürs Herz

Herz- und Gefäßchirurgie

(02.08.2017) Nur rund drei Stunden Zeit haben Ärzte bislang für eine Herztransplantation mit Entnahme, Transport und Implantation. Ein neues System am Universitäts-Herzzentrum Freiburg · Bad Krozingen verdoppelt diese Zeit und schont das Herz.

Eine Herztransplantation ist immer auch ein Wettlauf gegen die Zeit. Nicht mehr als drei Stunden sollten zwischen der Entnahme, dem Transport und der Implantation des Herzens in den Patienten liegen. Mit jeder weiteren Stunde steigt die Gefahr deutlich, dass das Herz schweren Schaden nimmt. „Das entscheidende Problem ist die sogenannte Ischämiezeit. Das ist die Zeit, in der das Herz nicht an einen Blutkreislauf angeschlossen ist und entsprechend nicht mit Sauerstoff versorgt wird“, erklärt Professor Dr. Friedhelm Beyersdorf, Ärztlicher Direktor der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie des Universitäts-Herzzentrums Freiburg · Bad Krozingen. Die Folge der Ischämie: Die Herzmuskelzellen nehmen nach und nach Schaden und sterben ab.

Ein neues System verlängert die Zeit für Herztransplantationen deutlich. Das erlaubt Transporte über weite Distanzen und verschafft Zeit für komplexe Operationen. © abhijith3747 / fotolia.de

Bislang wird das Herz während des Transports auf Eis gekühlt, um diesen Prozess zu verlangsamen. Doch bei weiten Transporten, etwa innerhalb Europas, oder wenn beim Patienten zunächst komplexe Herz-Unterstützungs-Systeme operativ entfernt werden müssen, reicht die Zeit oft kaum. „Im schlimmsten Fall mussten wir bisher auf eine Transplantation verzichten“, sagt der Herzchirurg.

Warmes Blut statt Eisbad

Um dieses Problem zu lösen setzt das Team um Professor Beyersdorf in besonders schwierigen Fällen auf das Organ Care System (OCS). „Eine Intensivstation nur für das Herz“, nennt Professor Beyersdorf das Gerät, das wie ein künstlicher Blutkreislauf funktioniert. Eine Heizeinheit und eine Einheit zur Sauerstoffanreicherung sind die zentralen Elemente des Geräts. Sobald dem Spender das Herz entnommen wurde, wird es ins OCS eingesetzt und so für die Dauer des Transports mit warmem, sauerstoffreichem Blut versorgt. Meist beginnt das Herz von selbst wieder zu schlagen, sobald es mit Blut versorgt wird. Falls nicht, kann es aber auch entsprechend stimuliert werden.

„Bei einer Transport- und Operationszeit von fünf Stunden ist die problematische Zeit gerade einmal 30 Minuten. Das schont das Herz und gibt uns die Möglichkeit, Organe von weit her zu holen und komplexe Eingriffe ohne Zeitdruck durchzuführen“, erklärt Professor Beyersdorf. In der Fachpresse wurde sogar von einer erfolgreichen Transplantation nach über acht Stunden berichtet.

Bundesweit Vorreiter

Doch das Organ Care System verlängert nicht nur die mögliche Transportzeit. Es erlaubt auch, dem Herzen unterstützende Medikamente zuzuführen und kontinuierlich seinen Stoffwechsel zu messen. Diese sehr anspruchsvolle Kontrolle und Steuerung des Systems wird am UHZ durch einen erfahrenen Kardiotechniker übernommen.

In Großbritannien, Australien und den USA ist der Einsatz von OCS bereits üblich. In Deutschland war das Universitäts-Herzzentrum die erste Einrichtung, die das System nutzte. Mittlerweile wurden fast 30 Herzen in Deutschland damit transportiert. Kürzlich hat die Bundesärztekammer die weitere Erprobung durch die Experten des UHZ und Kollegen aus Hannover empfohlen. Das Ziel: Der großflächige Einsatz, um zukünftig noch mehr Herzpatienten helfen zu können.

Weitere Informationen:

Themenschwerpunkt Herz und Kreislauf

Themenschwerpunkt Medizin-Technologie

Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie des Universitäts-Herzzentrums Freiburg · Bad Krozingen

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