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Jürgen Brodwolf

21. Oktober bis 6. Dezember 2013: Jürgen Brodwolf, >Arbeiten aus der Werkreihe „Wunde“ und „Cato“<

Foto: Gottfried Junker

Der 1932 in Dübendorf bei Zürich geborene Jürgen Brodwolf wurde durch seine Installationen und besonders durch die „Tubenfigur“ bekannt. Der Erfinder dieser einzigartigen und sehr variablen Skulptur schreibt: „Wir erinnern uns an die enorme Fähigkeit aus unserer Kindheit, in formtypische Steine, Hölzer, Zweige usw. Menschen- und Tierwesen hinein zu projizieren oder herauszulesen. Da verwandelt sich eine Hand voll Schwemmhölzer am Fluss, gebrochene Baumzweige, vermoderte Holzstücke im Wald zu Vater, Mutter, Prinz, König, Hexe, Teufel, Zwerg. Mit diesen Figuren wurden die Geschichten und Bilder aus der Welt der Märchen und der eigenen übervollen Fantasie gespielt und gelebt. Hier liegt der Ursprung meiner späteren Tubenfigur.“

Brodwolf lebt und arbeitet heute in Kandern in Südbaden.

Gewächshäuser am Neckar, Landschaftsinstallation, 1985

Tubenfigur, Foto: Bernhard Strauss

Blick auf einen Teil des Zyklus „Wunde“, 1994, im rückwärtigen Flur des Attikageschosses

„Ist das Unvorstellbare darstellbar?“

Im März 1994 hielt sich Brodwolf in Theresienstadt auf: „Zum ersten Mal betrete ich den Boden eines ehemaligen Konzentrationslagers, um an der Besprechung über die geplante Ausstellung UZKOST TELA (Leib im Todeskampf) teilzunehmen. Eine bleierne Schwere liegt über dem Lager. Die Massen- und Einzelzellen mit ihren Schlafpritschen, Bänken und Tischen sind sauber leergefegt – wie für einen nächsten Transport hergerichtet.“ Im Juni wird die Ausstellung in Theresienstadt eröffnet. Die großformatigen Blätter aus dem Zyklus „Wunde“ wirken, so der Künstler, „wie Fels- oder Wandzeichnungen“. Zweifellos stellt sich eine bedrückende Stimmung ein, wenn man den rückwärtigen Flur entlang geht. Die geschundenen Leiber begleiten einen gnadenlos von einem Ende zum anderen.

Cato, Kopf, Leib V – Folterung – Cato lebt weiter, 2008 (v.l.n.r.)

Auch der Cato-Zyklus setzt sich mit den Schrecken der Nazi-Zeit auseinander. Die eindrucksvollen Papierreliefs und Collagen von 2008 sollen Cato Bontje van Beek nicht nur in Erinnerung rufen,  sondern – viel wichtiger – für das Jetzt und Morgen weiterleben lassen.

Cato, 1920 in Bremen geboren, verbrachte ihre Kindheit und Jugend in der Künstlerkolonie Worpswede. 1941 trat sie dem Widerstand gegen das Hitler-Regime bei. Ein Jahr später verhaftete sie die Gestapo. Das Reichskriegsgericht verurteilte sie 1943 wegen Hochverrats zum Tode. Im selben Jahr richtete man sie in Plötzensee hin.

Catos Traum, 2008  

In den Jahren von 2008 und 2009 arbeitete Brodwolf an diesem Zyklus – angeregt durch die Publikation von Hermann Vinke: Cato Bontje van Beek. „Ich habe nicht um mein Leben gebettelt“. Ein Porträt.

Cato Bontje van Beek, 2008 VI, VII und VIII (v.l.n.r.)

Im Jahr 2009 brachte Jürgen Brodwolf im Stuttgarter Radius-Verlag seine Publikation über Cato heraus: Cato lebt weiter. Mit Texten von Cato Bontjes van Beek, Heidelore Kluge, Hermann Vinke, Heinrich Scheel, Tim Bontjes van Beek, Marta Husemann, Tatjana Ahlers-Hestermann, Marianne von Randow, Hans Schultze-Ritter und Lew Kopelew.