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Elisabeth Endres und Reiner Seliger

Elisabeth Endres, 1947 in Karlsruhe geboren, versteht sich auf Seelenschwingungen, die sie ästhetisch zu konkretisieren vermag. Es ist zunächst das Wort, das poetische Wort, das sie in sich kreisen lässt, um daraus gestalterische Möglichkeiten zu schöpfen. Der Gedanke eines Dichters, vielleicht auch der innere Klang der Worte, entfaltet ihr artistisches Spektrum. Geschriebenes umkleidet figurative Kompositionen. Beides fügt sich zu einem komplexen Ganzen: „Ut pictura poesis!” Wie das Wort, so das Bild!

In der Ausstellung begegnen wir einer neuen Werkgruppe der Künstlerin. Im Laufe des vergangenen Jahres machte sie sich daran, Blätter aus alten Auktionskatalogen zu übermalen. Zunächst war es das kostbare Büttenpapier, das ihren haptischen Sinn reizte, dann entdeckte sie in den Motiven,  Schriftzügen und im additiven Beieinander der Objekte kompositorische Möglichkeiten. Daraus formte sich inwendig ein neues ästhetisches Muster, das sie mit ihren künstlerischen Mitteln in ein eigenes Kunstwerk verwandelte.

Reiner Seliger, 1943 in Löwenberg / Schlesien geboren, ist ein Meister der Landschaftsgestaltung - wenn man das denn so nennen kann! Seine plastischen Arbeiten aus Ziegelstein wachsen scheinbar wie ein naturhaftes Gebilde aus der Landschaft heraus, um sich dann als “Kultur-Motiv” inmitten eines Parks oder vor einem Waldstück erkennen zu geben. Fremd muten die stelen- oder ballonförmigen Gebilde nicht an, da sie Assoziationen zu Behausungen, welcher Art auch immer, wecken. So ähnelt das Ziegelsteingebilde von 1997 im Skulpturenpark von Seprais in Delémont (linke Abb.) einem monumentalen Termitenhügel. Die geschichteten Ziegelsteine lassen aber auch an ein Haus für fremdartige Wesen denken.

Die Verwandlung eines Parks durch Seligers Objekte ist faszinierend. Die warmen Rot-Braun-Töne und die eindeutigen stereometrischen Formen kontrastieren mit den bewegten Formen der Bäume und Büsche und den daraus erzeugten Licht- und Schattenfarben. Seligers Objekte definieren die Landschaft - zumindest aber Landschaftsausschnitte - als ästhetisch erfahrbare Gegenden.

Vernissage

Dr. Ehrenfried Kluckert gab Anregungen zum Betrachten der plastischen Objekte von Reiner Seliger und der Bilder von Elisabeth Endres: zu Seliger: „Landmarken könnten es sein, die ihre ästhetische Wirkung im Licht der Natur entfalten”, zu Endres: „Die Bildmotive fordern Ihre Phantasie heraus. Lassen Sie sich den Inhalt vom Bild selbst erzählen!”