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Newsletter Zentrum Klinische Studien

AIM-Studie: Immer mehr kurzsichtige Kinder - was kann man tun?

PI: Prof. Dr. Wolf Alexander Lagrèze, Klinik für Augenheilkunde

Wie bereits vielfach in der allgemeinen Tagespresse berichtet, nimmt weltweit die Prävalenz von Kurzsichtigkeit (Myopie) zu. Gründe hierfür sind geänderte Lebensumstände mit einer zunehmenden Verlagerung der alltäglichen Aktivitäten aus dem Fernsichtbereich in den Nahsichtbereich, z. B. durch digitale Medien. Die Zuwachsraten sind in den asiatischen Metropolen besonders ausgeprägt, in Deutschland ist in den letzten 10-20 Jahren vergleichsweise nur eine geringe Zunahme zu verzeichnen. Eine Kurzsichtigkeit von mehr als -6 Dioptrien und insbesondere von mehr als -10 Dioptrien ist neben dem Risikofaktor Lebensalter der Hauptrisikofaktor für sekundäre Augenerkrankungen später im Leben: Betroffen ist dabei hauptsächlich der hintere Augenabschnitt, also die Netzhaut. Daher ist es ein therapeutisches Ziel, das Auftreten und Fortschreiten von Kurzsichtigkeit im Kindesalter zu mindern beziehungsweise zu verlangsamen.

Seit geraumer Zeit ist bekannt, dass topisches Atropin das Fortschreiten von Kurzsichtigkeit verlangsamen kann. Klinische Studien zu dieser Therapie wurden jedoch ausschließlich in Asien durchgeführt.

In Rahmen der AIM-Studie wird nun untersucht, ob eine Therapie mit topischen Atropin bei europäischen Kindern ähnlich gut wirkt. Deutschlandweit wird an 17 Standorten in einer doppelblinden randomisierten kontrollierten Studie untersucht, ob hochverdünnte Atropin-Augentropfen in einer speziellen pharmazeutischen Formulierung einen Nutzen bei ausreichender Sicherheit aufweist. Primäres Ziel im 1. Behandlungsjahr ist der Nachweis der Überlegenheit von Atropin (0,02 %) im Vergleich zu Placebo in der Minderung von Myopieprogression (siehe Abbildung). Patient*innen, die im 1. Jahr Placebo erhalten haben, wird im 2. Behandlungsjahr Atropin 0,01 % verabreicht, um einen weiteren Vergleich der Wirksamkeit von Atropin 0,01­ % und 0,02 % zu ermöglichen. Die Verabreichung von Placebo im 3. Jahr an diejenigen, die zuvor Atropin 0,02 % erhalten hatten, soll eine Beurteilung eines erneuten Anstiegs (Rebound) der Myopieprogression ermöglichen. Eingeschlossen werden 300 Kinder im Alter zwischen 8 und 12 Jahren und mit einer Myopieprogression von ≥ 0,5 Dioptrien pro Jahr. Inzwischen sind fast 70 % der geplanten Teilnehmer*innen eingeschlossen. Die Ergebnisse werden mit großem Interesse erwartet, da vergleichbare Studien zwischenzeitlich höchst unterschiedliche Ergebnisse zu dieser wichtigen Indikation geliefert haben.

 

Weitere Informationen zur AIM-Studie finden Sie hier.

Behandlungsplan der AIM-Studie